In einem Meinungsartikel, der am Wochenende in der US-Wirtschaftszeitung The Wall Street Journal veröffentlicht wurde, behaupten Dr. Steven Quay, der Gründer von Atossa Therapeutics, und Richard Muller, ein ehemaliger Top-Wissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory, der jetzt Physik an der Universität von Kalifornien in Berkeley lehrt, dass "erdrückende" wissenschaftliche Beweise stark darauf hindeuten, dass COVID-19 tatsächlich ein von Menschenhand hergestelltes Virus ist.
Quay und Muller weisen auf zwei Schlüsselbeweise hin, um die Behauptung zu untermauern, die zunehmend an Einfluss gewinnt, nachdem sie lange Zeit als bloße Spekulation betrachtet worden war.
Der erste Beweis bezieht sich auf die Art der sogenannten Funktionsgewinnungsforschung (gain-of-function), bei der Mikrobiologen das Genom eines Virus optimieren, um seine Eigenschaften zu verändern, z. B. um es ansteckungsfähiger und lebensgefährlicher zu gestalten. Von den 36 möglichen Genom-Paarungen, die zwei Arginin-Aminosäuren in einer Reihe erzeugen können – was zu einer Erhöhung der Tödlichkeit eines Virus führt –, ist diejenige, die am häufigsten in der Funktionsgewinnungsforschung verwendet wird, CGG-CGG, oder Doppel-CGG, erklärten Quay und Muller. In ihrem Beitrag schreiben sie dazu:
"Die Einfügesequenz der ersten Wahl ist das doppelte CGG. Das liegt daran, dass sie leicht verfügbar und bequem zu handhaben ist, und die Wissenschaftler haben viel Erfahrung mit ihrer Einfügung. Ein weiterer Vorteil der Doppel-CGG-Sequenz im Vergleich zu den anderen 35 möglichen Optionen: Sie schafft einen nützlichen Indikator, der es den Wissenschaftlern erlaubt, die Einfügung im Labor zu verfolgen."
Quay und Muller erklären, dass die doppelte CGG-Sequenz in der gesamten Gruppe der Coronaviren, zu der auch SARS-CoV-2 gehört, noch nie natürlich gefunden wurde. Die beiden schreiben:
"Die Befürworter eines zoonotischen Ursprungs müssen erklären, warum das neuartige Coronavirus, als es mutierte oder rekombinierte, zufällig seine unbeliebteste Kombination, die doppelte CGG, wählte. Warum wiederholte es die Wahl, die die Forscher des Labors mit dem Funktionsgewinn getroffen hätten? Zumindest impliziert diese Tatsache – dass das Coronavirus, mit all seinen zufälligen Möglichkeiten, die seltene und unnatürliche Kombination nahm, die von menschlichen Forschern verwendet wurde –, dass die führende Theorie über den Ursprung des Coronavirus ein Laborausbruch sein muss."
Laut Quay und Muller ist der zweite und "zwingendste" Beweis jenseits der Anzeichen von Funktionsgewinnungsforschung "die drastischen Unterschiede in der genetischen Vielfalt von SARS-CoV-2 verglichen mit den Coronaviren, die für SARS und MERS verantwortlich sind". SARS und MERS, deren natürlicher Ursprung bestätigt wurde, "entwickelten sich schnell, während sie sich in der menschlichen Bevölkerung ausbreiteten, bis die ansteckendsten Formen dominierten", schreiben die Wissenschaftler. Im Gegensatz dazu erwies sich COVID-19 von dem Zeitpunkt an, als es erstmals entdeckt wurde, als hoch ansteckend. Quay und Muller fahren fort:
"Eine solch frühe Optimierung ist beispiellos und deutet auf einen langen Zeitraum der Anpassung hin, der seiner öffentlichen Verbreitung vorausging. Die Wissenschaft kennt nur einen einzigen Weg, wie das erreicht werden könnte: eine simulierte natürliche Evolution, bei der das Virus auf menschlichen Zellen gezüchtet wird, bis das Optimum erreicht ist. Das ist genau das, was in der Funktionsgewinnungsforschung gemacht wird."
Diese zwei Punkte haben Quay und Muller zu dem Schluss geführt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass COVID-19 von Menschen entwickelt wurde, als die führende Theorie angesehen werden muss. Weiter heißt es im Beitrag:
"Das Vorhandensein der doppelten CGG-Sequenz ist ein starker Beweis für das Spleißen von Genen. Das Fehlen der Diversität im öffentlichen Ausbruch deutet auf eine Funktionsgewinnungsforschungsbeschleunigung hin. Die wissenschaftlichen Beweise deuten darauf hin, dass das Virus in einem Labor entwickelt wurde."
Auf der anderen Seite sagte Deutschlands Topvirologe Christian Drosten dem Schweizer Online-Magazin Republik am Wochenende, dass er nicht an die Laborleck-Theorie glaube. Laut Drosten ist die wahrscheinlichste Quelle des Virus die Pelzindustrie. In dem Interview sagte er:
"Marderhunden und Schleichkatzen wird lebendig das Fell über die Ohren gezogen. Die stoßen Todesschreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande. Dabei kann sich dann der Mensch mit dem Virus anstecken. Dafür habe ich keine Beweise, außer der eindeutig nachgewiesenen Herkunft von SARS-1, und das ist ein Virus der gleichen Art. Viren der gleichen Spezies tun die gleichen Dinge und haben oft den gleichen Ursprung."
E-Mails von Dr. Anthony Fauci – dem führenden US-amerikanischen Experten für Infektionskrankheiten und US-Sonderbeauftragten für COVID-19 –, die vor Kurzem über einen Informationsfreiheitsantrag veröffentlicht wurden, zeigen, dass er bereits im Januar 2020 gewarnt wurde, dass das Virus wahrscheinlich "manipuliert" worden war.
In einer Anhörung vor dem US-Senat im letzten Monat gab Fauci zu, dass er nicht sicher sein könne, dass das Wuhan Institute of Virology in China – im Wuhan wurde das neuartige Coronavirus erstmals Ende 2019 registriert – einen vor der Pandemie gewährten Zuschuss in Höhe von 600.000 US-Dollar vom US-Gesundheitsministerium NIH nicht in die Funktionsgewinnungsforschung investiert hatte. Fauci ist Direktor des NIH.
Der erklärte Zweck des Zuschusses war die Feststellung, ob Coronaviren von Fledermäusen auf den Menschen übertragen werden können, ein Szenario, das allgemein als Ursprung von COVID-19 angenommen wird.
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