Rochelle Walensky, Direktorin der US-Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC), hat erklärt, dass das Coronavirus möglicherweise aus einem Labor stammt. In einer Zeugenaussage gegenüber Senatoren gab sie ein Laborleck als eine mehrerer Möglichkeiten an.
Bei einer Anhörung am Mittwoch antwortete Walensky auf die Frage nach dem Ursprung der COVID-19-Pandemie. Sie erklärte, Daten für einen Kommentar stünden ihr zwar nicht zur Verfügung, die meisten bekannten Coronaviren hätten aber einen "tierischen Ursprung". Auf Druck des republikanischen Senators John Kennedy räumte die CDC-Direktorin ein, dass das Virus möglicherweise aus einem Labor entwichen ist. Sie sagte:
"Sicherlich ist ein laborbasierter Ursprung eine Möglichkeit."
Die Republikaner im Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhauses interessieren sich besonders für die Hypothese eines Laborlecks und veröffentlichten am Mittwoch einen Bericht, in dem behauptet wurde, die Theorie werde durch "signifikante Indizienbeweise" gestützt. In dem Bericht heißt es zudem, Experten hätten versäumt, die ursprüngliche Spezies zu identifizieren, von der das Virus angeblich auf den Menschen übertragen wurde. Dies ist für die zoonotische Transfertheorie jedoch von entscheidender Bedeutung.
Das Labor in der chinesischen Stadt Wuhan, wo COVID-19 im Dezember 2019 erstmals registriert wurde, ist Chinas einzige voll funktionsfähige Einrichtung mit höchster biologischer Schutzstufe und somit eines der wenigen Labors in China, in denen gefährlichste Krankheitserreger untersucht werden können.
Obwohl die Weltgesundheitsorganisation die Labortheorie in einem im März veröffentlichten Bericht als "äußerst unwahrscheinlich" erachtete, argumentierten 18 Experten für Infektionskrankheiten in einem offenen Brief, der vergangene Woche in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurde, dass sowohl eine versehentliche Freisetzung aus einem Labor als auch eine zoonotische Übertragung als mögliche Theorien fortbestehen.
Walensky ist weder die erste US-Expertin noch die erste CDC-Direktorin, die die Labortheorie anerkennt. Im März hatte ihr Vorgänger Robert Redfield, der während der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump diente, diese Idee in einem Interview mit CNN bestätigt und mitgeteilt, er halte dies für die wahrscheinlichste Erklärung.
Auch andere Vertreter der Trump-Regierung setzten die Diskussion über die Laborlecktheorie fort. Der frühere Außenminister Mike Pompeo erklärte in einem Interview für Fox, dass jedes Beweisstück, das er gesehen habe, auf ein Leck aus diesem Labor hinweise. Er fügte jedoch hinzu, dass er diese Theorie nicht beweisen könne.
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