Die Prophezeiungen klangen düster: Die eigenewillige Corona-Politik des texanischen Gouverneurs Greg Abott würde verheerende Auswirkungen auf die "Infektionszahlen" haben und einen enormen Anstieg der "Corona-Toten" nach sich ziehen.
US-Präsident Joe Biden war sich sogar sicher, dass hinter dem mutmaßlich verantwortungslosen Treiben nur "Neandertaler-Denken" stecken könne, nachdem Abbott am 2. März das Maskenmandat außer Kraft gesetzt hatte. Der ehemalige texanische Kongressabgeordnete und erfolglose US-Präsidentschaftskandidat Beto O'Rourke nannte die Aufhebung des Maskenmandats im US-Bundesstaat gar ein "Todesurteil". Abbott würde durch sein gegen das Corona-Narrativ der US-Regierung verstoßende Vorgehen "die Bürger von Texas töten".
Zudem war sich der US-Präsident sicher, dass es sich bei der Corona-Politik Abbotts um einen großen Fehler handele.
"Ich denke, es ist ein großer Fehler ... Es ist entscheidend, entscheidend, entscheidend, dass sie der Wissenschaft folgen."
Die Zahlen sprechen jedoch eine gänzlich andere Sprache. Am Sonntag registrierte die Gesundheitsbehörde im US-Bundesstaat Texas keinen einzigen Sterbefall im Zusammenhang mit COVID-19 – erstmals seit März 2020. Und auch die weiteren Daten die Gouverneur Abbott auf Twitter verbreitete, sprechen eine deutliche Sprache.
Mit nun reichlich Wind im Rücken legte der Republikaner nach. Am Dienstag erließ Abbott eine Verfügung (executive order GA-36), die es den meisten anderen staatlichen Einrichtungen verbietet, den Bürgern das Tragen von Masken vorzuschreiben. Die Anordnung erstreckt nun auch auf alle staatlichen Stellen, einschließlich Landkreisen, Städten, Schulbezirken, Gesundheitsbehörden. Bei Zuwiderhandlung droht eine Geldstrafe von bis zu 1.000 US-Dollar.
Ausnahmen bilden etwa öffentliche Schulen. Diese können das Maskenmandat noch für eine Übergangsfrist bis zum 4. Juni aufrechterhalten. Staatlich unterstützte Wohnzentren, staatlich betriebene Krankenhäuser, Einrichtungen der Straf- und Jugendgerichtsbarkeit sowie Bezirks- und Gemeindegefängnisse sind von der Anordnung vollständig ausgenommen. Abbott ließ sich wie folgt zitieren:
"Die Texaner, nicht die Regierung, sollten selbst über die besten Gesundheitsmaßnahmen entscheiden, weshalb Masken nicht von öffentlichen Schulbezirken oder staatlichen Stellen vorgeschrieben werden (dürfen)."
Es sei laut dem US-Republikaner durchaus möglich, "COVID-19 weiter einzudämmen und gleichzeitig die Freiheit der Texaner" zu "verteidigen", selbst zu entscheiden, ob sie eine Mund-Nasen-Maske tragen wollten oder nicht.
Für viele Beobachter mag es angesichts des Vorgehens des texanischen Gouverneurs auch überraschend sein, das nach Angaben der New York Times "nur ein Drittel der Texaner vollständig geimpft sind". Wie das US-Traditionsblatt vergangene Woche berichtete, kündigten 20 weitere US-Bundesstaaten an, vollständig geimpfte Personen von der Maskenpflicht zu befreien, oder das entsprechende Mandat ganz aufzuheben.
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