Erneut Tote durch Schüsse in den USA – Ein Drittel der Waffenbesitzer kaufte 2020 noch mehr Waffen

Im US-Bundesstaat Colorado hat ein Mann auf einer Geburtstagsfeier sechs Gäste und dann sich selbst getötet. Während die US-Politik versucht, die Schusswaffengesetze zu verschärfen, zeigt nun eine Umfrage, dass die Waffenbesitzer ihr Arsenal 2020 vergrößert haben.

Erneut sind in den USA mehrere Menschen Opfer von Schusswaffengewalt geworden. Im Bundesstaat Colorado eröffnete ein Mann bei einer Geburtstagsfeier das Feuer auf die Gäste und tötete sechs Menschen. Er erschoss seine Freundin und fünf weitere Erwachsene, bevor er sich anschließend das Leben nahm.

Der Vorfall hatte sich am Sonntag kurz nach Mitternacht (Ortszeit) in einer Wohnwagensiedlung unweit des Flughafens von Colorado Springs ereignet. Die Polizei teilte mit, dass der Verdächtige zum Wohnmobil vorfuhr, hineinging und das Feuer auf seine Freundin und weitere Gäste der Party eröffnete. Die Kinder, die zu der Zeit im Wohnwagen waren, blieben unverletzt. Nach Angaben der Behörden kamen sie in die Obhut von Verwandten.

Die Polizei habe beim Eintreffen am Tatort sechs Leichen und einen schwer verletzten Mann vorgefunden, der später im Krankenhaus gestorben sei, erklärte die Behörde in Colorado Springs. Unter den Toten sei auch der mutmaßliche Schütze, der der Freund eines weiblichen Opfers gewesen sei und sich nach dem Blutbad selbst erschossen habe. Ermittlungen zum Motiv laufen, ergänzte die Polizei.

Der US-Bundesstaat Colorado wurde in der Vergangenheit wiederholt von Amokläufen erschüttert. 2012 etwa hatte ein Mann in der Stadt Aurora während einer nächtlichen Premiere des Films "Batman – The Dark Knight Rises" schwerbewaffnet den Kinosaal gestürmt und zwölf Menschen getötet. Bei dem Schulmassaker an der Columbine High School 1999 hatten zwei Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer getötet, bevor sie sich anschließend selbst erschossen. 

Die Schusswaffen sind in den USA weit verbreitet, die Regeln im Vergleich zu anderen Ländern vielerorts sehr lax. Seit Jahren fordern zahlreiche Organisationen und Opferverbände von der US-Politik, die Schusswaffengesetze zu verschärfen.

Wie nun eine aktuelle Umfrage zeigt, haben sich 35 Prozent der US-Erwachsenen, die in einem bereits über Schusswaffen verfügenden Haushalt leben, 2020 mit noch mehr Pistolen oder Gewehren eingedeckt. Zum Anstieg kam es inmitten der COVID-19-Pandemie sowie zunehmender Gewaltverbrechen und Unruhen in vielen US-Großstädten.

Die Umfrage des Unternehmens Rasmussen Reports, die am 3. und 4. Mai per Telefon und Online durchgeführt worden war, wurde am vergangenen Freitag veröffentlicht. 

Die Zahlen aus der Umfrage decken sich auch mit den Angaben der US-Bundespolizei FBI. So betrug demnach die Zahl der Sicherheitsprüfungen für potenzielle Käufer von Schusswaffen im vergangenen Jahr 39,7 Millionen. Dies war ein Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Auch in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 setzte sich der Trend fort. So wurden fast 16 Millionen Sicherheitsprüfungen durchgeführt. 

Patronen als Mangelware – selbst Polizei hat Schwierigkeiten, Munition zu besorgen 

Laut der Umfrage von Rasmussen Reports hat zudem die Hälfte der befragten Waffenbesitzer angegeben, dass sie wegen der hohen Nachfrage Schwierigkeiten hätten, Munition für ihre Waffen zu besorgen. Die Knappheit soll Medienberichten zufolge in einigen Regionen so groß sein, dass selbst Polizeidienststellen Schwierigkeiten hätten, genügend Patronen für die Ausbildung und die Zulassung ihrer Beamten zu beschaffen.

Schon vor dem jüngsten Anstieg der Waffenkäufe entfielen – laut einer Analyse von 2017 – auf die US-Amerikaner etwa 46 Prozent der 857 Millionen Waffen, die Zivilisten weltweit besitzen, obwohl sie nur 4,2 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten. 

Auch eine Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass 44 Prozent der Haushalte und 32 Prozent der Einzelpersonen in den USA Waffen besitzen.

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