Für die erste Etappe des vom US-Umweltamt schon im Mai letzten Jahres freigegebenen Experiments sollen an sechs Standorten in Florida Moskito-Kästen aufgestellt werden, die über zwölf Wochen etwa 144.000 Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) freisetzen. Gelbfiebermücken sind der hauptsächliche Überträger von Gelbfieber, Dengue-Fieber, Zika-Fieber und einigen anderen Viruserkrankungen.
Dabei sollen nur männliche Mücken freigesetzt werden, die genetisch so verändert wurden, dass deren weibliche Nachkommen absterben und nur die männlichen überleben – die wiederum diese Eigenschaft erben und beim nächsten Paarungsakt weitergeben. So will das britische Unternehmen in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden die natürliche Population der Aedes aegypti drastisch reduzieren. Soweit der Plan.
Allerdings sehen nicht alle Einwohner Floridas dem Experiment so optimistisch entgegen. "Wir sind vielleicht keine Wissenschaftler, aber wir lesen. Und was Oxitec sagt und was wir aus anderen Quellen lesen, sind zwei völlig unterschiedliche Dinge", sagte beispielsweise eine besorgte Anwohnerin während einer Gemeinderatssitzung im März. Sie bitte und flehe darum, sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen und eine Resolution gegen diese Technologie zu erwägen. Und sie fügte hinzu:
"Ich finde es kriminell, dass wir zu diesem Experiment gezwungen werden – kriminell, dass wir diesem Terrorismus durch unser eigenes Florida Keys Mosquito Control Board ausgesetzt sind."
Die in Großbritannien ansässige Firma Oxitec, die 2002 an der Universität Oxford gegründet wurde, behauptet zwar, dass die öffentliche Unterstützung für das Projekt "weiterhin hoch ist", doch kritische Stimmen mehren sich. Eine andere Anwohnerin zeigte sich "unglaublich besorgt", dass der Plan weiter vorankomme und verwies dabei auf das Risiko, dass stechende, genmanipulierte weibliche Moskitos in der Gemeinde auftauchen würden. "Jeder sagt, dass das nicht passieren wird, aber ich traue dem nicht", so die Anwohnerin.
Vermehren sich die Mücken trotzdem weiter?
Die US-Verbraucherorganisation Center for Food Safety (CFS) hält ein solches Szenario für durchaus möglich. Jaydee Hanson, politischer Geschäftsführer von CFS, wies gegenüber der Nachrichtenseite Bloomberg darauf hin, dass bei Laborversuchen drei bis vier Prozent der von männlichen Gentech-Mücken gezeugten weiblichen Nachkommen nicht wie geplant absterben, sondern überleben. Das könnte dazu führen, "dass sich Hybridmückenarten in der Umwelt etablieren, die veränderte Eigenschaften aufweisen könnten, darunter das Potenzial für eine verstärkte Krankheitsübertragung", sagte Hanson gegenüber Bloomberg.
Oxitec ist kein Neuling, was gentechnisch veränderte Mücken betrifft. Das Unternehmen hat bereits mehr als eine Milliarde Mücken in Südamerika und der Karibik freigesetzt, zum Beispiel 2013 während eines Experiments in Brasilien. Durch das Experiment sollte die lokale Mückenpopulation um 90 Prozent reduziert werden. Allerdings geriet Oxitec in die Kritik, als 2019 eine Studie auftauchte, in der behauptet wurde, dass sich die Mücken dennoch fortpflanzten, und dass bis zu 60 Prozent der analysierten Mücken Spuren von veränderten Genen aufzeigten.
Oxitec widersprach der Studie und erklärte, dass das Experiment wie geplant verlaufen sei. Ein ähnliches Projekt auf den Kaimaninseln wurde 2018 beendet, nachdem lokale Behörden erklärt hatten, dass es gescheitert sei. Gesundheitsminister Dwayne Seymour sagte seinerzeit, dass das Experiment "nicht die Ergebnisse brachte, von denen wir dachten, dass wir sie bekommen könnten."
Nur Monate vor dem Fehlschlag auf den Kaimaninseln kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit der Bill & Melinda Gates Foundation an, um "freundliche" und "selbstlimitierende" Moskitos zu produzieren, diesmal für die Anopheles-Art, die Malaria verbreitet. Seitdem hat Oxitec laut den Finanzangaben der Stiftung knapp 8,5 Millionen US-Dollar von Gates erhalten, davon mehr als 1,2 Millionen US-Dollar allein im Jahr 2021.
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