In der Kleinstadt Elizabeth City im US-Bundesstaat North Carolina wurde am Mittwochmorgen ein 42-Jähriger bei einem Polizeieinsatz erschossen. Der Vorfall ereignete sich, als Beamte einen Durchsuchungsbefehl ausführten, teilte der Sheriff im Bezirk Pasquotank, Tommy Wooten, mit. Angaben darüber, was der Grund für eine Durchsuchung beim späteren Opfer Andrew Brown Junior war, machte der Sheriff nicht. Er lehnte es auch ab, genauere Angaben zum Hergang der Tat zu geben, so etwa die Anzahl der abgefeuerten Schüsse. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.
Der Polizist soll demnach zum Zeitpunkt des Vorfalls eine Bodycam (zu Deutsch: Körperkamera) getragen haben. Er wurde bis auf Weiteres beurlaubt. Der Vorfall wird nun von der zuständigen Behörde des Bundesstaats (SBI) untersucht.
Wie US-Medien berichten, soll der 42-Jährige bei dem Vorfall unbewaffnet gewesen sein. Verwandte des Getöteten sagten, dass Brown sich in seinem Auto in der Nähe seines Hauses befand, als die Schüsse fielen. Während der Durchsuchung soll er laut Medienberichten in sein Auto gestiegen sein und habe wegfahren wollen. Daraufhin sei geschossen worden, sagten Familienmitglieder.
Eine Nachbarin beschrieb Brown gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press als "eine nicht gewalttätige Person". Sie sagte ebenfalls, dass er versucht habe, mit seinem Auto wegzufahren, als die Schüsse fielen.
Laut einem Medienbericht soll Brown in der Vergangenheit wegen Drogendelikten aktenkundig geworden sein.
Am Ort der Schießerei, vor dem Gebäude der Stadtverwaltung sowie später auf den Straßen der Stadt protestierten Dutzende Menschen, weil unter anderem die Behörden bisher nur wenige Details über den Vorfall veröffentlicht haben. Bezirksstaatsanwalt Andrew Womble versprach "präzise Antworten und keine schnellen Antworten". Afroamerikaner stellen etwa die Hälfte der Bevölkerung der Stadt (rund 18.000 Einwohner).
Browns Tod kommt weniger als einen Tag nach einer tödlichen Polizeischießerei in Columbus im US-Bundesstaat Ohio. Dort wurde ein 16-jähriges afroamerikanisches Mädchen erschossen. Den Videoaufnahmen zufolge soll es mit einem Messer bewaffnet gewesen sein. Das Mädchen habe andere Menschen angegriffen, erklärte der amtierende Polizeichef der Stadt Columbus, Michael Woods. Die Aufnahmen einer Körperkamera sollen zeigen, dass die 16-Jährige, kurz bevor sie erschossen wurde, auf eine andere Frau mit einem Messer losgegangen sei. Zuvor soll es zwischen mehreren Personen zu einem Gerangel gekommen sein.
Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, erklärte am Mittwoch im Weißen Haus:
"Die Tötung der 16-jährigen Ma'Khia Bryant durch die Polizei in Columbus ist tragisch. Sie war ein Kind."
Psaki fügte hinzu, es sei bekannt, dass "Polizeigewalt überproportional Schwarze und Latinos trifft". Die Regierung setze sich daher für den Kampf gegen strukturellen Rassismus und Vorurteile ein. Zudem werbe das Weiße Haus für dringend benötigte Polizeireformen.
Am Dienstag wurde der ehemalige weiße Polizist Derek Chauvin im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd in allen Anklagepunkten für schuldig gesprochen. Das genaue Strafmaß soll in acht Wochen vom Richter festgelegt werden. Der 46 Jahre alte Floyd war am 25. Mai 2020 in Minneapolis bei einer Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie rund neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Der Autopsie zufolge verlor er das Bewusstsein und starb wenig später.
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