Amazon entschuldigt sich für Dementi: Fahrer müssen gelegentlich doch in Flaschen urinieren

Nach anfänglichem Dementi gab der US-Onlineversandhändler Amazon nun doch zu: Amazon-Fahrer müssen gelegentlich in Flaschen urinieren. Den Stein ins Rollen brachte der Tweet eines US-Demokraten. Nun entschuldigte sich der Konzern – wenn auch erfolglos.

Der US-Onlineversandhändler Amazon hat sich bei dem US-Abgeordneten Marc Pocan entschuldigt und eingeräumt, dass dessen Fahrer doch gelegentlich dazu gezwungen sind, in Plastikflaschen zu urinieren. Dies warf Pocan dem Konzern vor, was Amazon bis zuletzt zurückwies.

Pocan, ein Demokrat aus Wisconsin, bezog sich in einem Tweet auf den US-Konzern. Der Politiker bestand darauf, dass Amazon Mitarbeiter dazu zwinge, "in Wasserflaschen urinieren zu lassen". In einer Stellungnahme des offiziellen Twitter-Accounts von Amazon hieß es darauf:

"Wenn das wahr wäre, würde niemand für uns arbeiten."

Mehrere Nachrichtenagenturen zitierten daraufhin zahlreiche Amazon-Mitarbeiter, die bestätigten, dass ihnen hin und wieder nur die Möglichkeit bliebe, während der Arbeit in Plastikflaschen zu urinieren. The Intercept gab ferner an, interne Dokumente erhalten zu haben, aus denen hervorgehe, dass die Führungskräfte von Amazon über dieses Ereignis informiert worden seien. Nun entschuldigte sich Amazon, nachdem Beweise dafür aufgetaucht waren:

"Wir schulden dem Repräsentanten Pocan eine Entschuldigung. Der Tweet war falsch. Er hat unsere große Fahreranzahl nicht berücksichtigt und sich fälschlicherweise nur auf unsere Fulfillment-Zentren konzentriert."

Amazon fügte hinzu, dass Fahrer aufgrund des Verkehrs oder ländlicher Routen Probleme hätten, Toiletten aufzufinden. Der Konzern betonte, dies sei insbesondere in der COVID-19-Pandemie der Fall gewesen, als viele öffentliche Toiletten geschlossen waren.

Pocan lehnte die Entschuldigung jedoch ab und unterstrich, es gehe hierbei nicht um ihn, sondern um Mitarbeiter von Amazon. Amazon behandele seine Mitarbeiter nicht mit genügend Respekt oder Würde:

"Beginnen Sie damit, sich die unzureichenden Arbeitsbedingungen einzugestehen, die Sie für alle Arbeiter geschaffen haben. Beheben Sie diese dann für alle und lassen Sie sie schließlich ohne Einmischung gewerkschaftlich organisieren."

Amazon-Angestellte in Bessemer im US-Bundesstaat Alabama stimmten letzte Woche in einer historischen Umfrage ab, ob sie von der Einzelhandels-, Großhandels- und Kaufhausunion vertreten werden möchten. Amazon widerstand diesen Bemühungen. Die Ergebnisse werden nächste Woche bekannt gegeben. Sollte die Mehrheit mit Ja abgestimmt haben, wird es zur Bildung der ersten US-Gewerkschaft von Amazon kommen. Amazon hat Gewerkschaftsbemühungen in anderen Teilen der USA erfolgreich abgewehrt. Die meisten europäischen Einrichtungen sind jedoch gewerkschaftlich organisiert.

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