In Los Angeles haben vier Familien die Lehrergewerkschaft und den zweitgrößten US-Schulbezirk verklagt, weil diese ihrer Pflicht, den Interessen der Schüler zu dienen, nicht nachgekommen seien und die Kinder im Rahmen der Schulschließungen des Lernens beraubt hätten.
Die Klage wurde diese Woche beim Obersten Gericht im Bezirk Los Angeles eingereicht. Der Vereinigte Schulbezirk von Los Angeles (LAUSD) wird beschuldigt, seine Verantwortung gegenüber den Schülern verletzt zu haben, indem er es Lehrern überlässt zu entscheiden, wann Schulen, die während der COVID-19-Pandemie geschlossen worden waren, wieder geöffnet werden können. Die Lehrergewerkschaft United Teachers Los Angeles (UTLA) wurde ebenfalls verklagt. Die Organisation und deren Präsidentin Cecily Myart-Cruz hätten ihre eigenen "persönlichen und ideologischen" Ziele ohne Rücksicht auf die Schüler verfolgt, heißt es.
Aus der Klage geht hervor, LAUSD und UTLA hätten sich darauf geeinigt, dass Lehrer nur Online-Unterricht anbieten und nicht mehr als eine Stunde pro Woche außerhalb ihrer virtuellen Klassen arbeiten oder die Leistung der Schüler bewerten müssten. Tatsächlich beinhaltet die Absprache eine Verkürzung der Arbeitszeit der Lehrer um 50 Prozent und stellt sicher, dass diese "in keiner Weise bewertet werden". In der Klageschrift heißt es:
"UTLA nahm in Kauf, dass die Lehrer den Klassenzimmern fernbleiben, und Kinder, einschließlich die der Kläger, psychische, soziale und akademische Schäden erleiden."
"UTLA nutzte die COVID-19-Tragödie als Ausrede, um Zugeständnisse auf der Grundlage ihrer bevorzugten persönlichen und ideologischen Politik zu machen, indem sie die Bildung und Zukunft der Kinder des Vereinigten Schulbezirks von Los Angeles als Druckmittel eingesetzten."
Die Liste der Forderungen der Gewerkschaft für die Rückkehr zur Arbeit im Juli 2020 umfasste: keine weitere Polizeifinanzierung, Kostenübernahme im Gesundheitswesen, vollständige Finanzierung von Obdachlosenunterkünften im US-Bundesstaat Kalifornien, Schließung aller Schulen in freier Trägerschaft, Bekämpfung des "systemischen Rassismus" und die Erhebung besonderer Steuern für Unternehmen und reiche Einzelpersonen.
Während sich die Verhandlungen über die Wiedereröffnung der Schulen bis November hinzogen, sagte Myart-Cruz, die Rückkehr zur Arbeit würde einen hybriden Zeitplan für Online- und Präsenzunterricht erfordern. Allerdings fügte sie hinzu, so etwas wie einen erfolgreichen hybriden Zeitplan gäbe es nicht. Zwei Monate später soll sie behauptet haben, "wohlhabende, weiße und nahöstliche Eltern" würden Gewerkschaftsmitglieder in den sozialen Medien belästigten, um sie zur Wiedereröffnung der Schulen zu zwingen.
Am 26. Februar gab die Gewerkschaft eine Erklärung ab, in der ein fester Termin für die Wiedereröffnung der Schulen abgelehnt wurde. Ein von Gouverneur Gavin Newsom veröffentlichter Plan zur Wiedereröffnung staatlicher Schulen würde strukturellen Rassismus propagieren, sagte Myart-Cruz am 1. März. Später stimmten Gewerkschaftsmitglieder mit 91 Prozent gegen die Rückkehr in die Klassenzimmer, ohne dass ihre Forderungen erfüllt worden waren.
In einer Vereinbarung vom 21. März kapitulierte der Schulbezirk vor den Forderungen der Gewerkschaft einschließlich vorrangigem Zugang zu Impfstoffen für Lehrer, neuer Belüftungssysteme, hybrider Zeitpläne und gewerkschaftlich organisiertem Reinigungspersonal sowie soziale Distanzierung und Schutzausrüstung. Wie aus der Klageschrift hervorgeht, gibt es trotz der Zugeständnisse noch immer keine Garantie, dass die Gewerkschaft es den Lehrern erlaubt, Mitte April pünktlich in die Klassenzimmer zurückzukehren.
Die Familien berichteten über Probleme ihrer Kinder, wie Selbstmordgedanken, Depressionen und Gewichtszunahme. Sie fordern Schadenersatz in Höhe der Schulgebühren pro Kopf.
Weniger als 23 Prozent des Präsenzunterrichts in Kalifornien wurden wiederhergestellt, was laut dem Burbio School Reopening Tracker landesweit der niedrigste Stand ist. Das benachbarte Arizona liegt beispielsweise bei 96 Prozent.
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