Der US-Bundesstaat Virginia hat die Todesstrafe abgeschafft. Gouverneur Ralph Northam unterzeichnete am Mittwoch die Gesetzesänderung, die beide Kammern des Parlaments im Februar beschlossen hatten. Somit wurde Virginia zum ersten Südstaat und zum 23. Bundesstaat, der die Hinrichtung von Häftlingen untersagt. Bislang belegte der Bundesstaat an der Atlantikküste mit 113 vollstreckten Todesurteilen seit dem Jahr 1976 den zweiten Platz hinter Texas.
Northam begründete die Abschaffung der Todesstrafe unter anderem damit, dass sie überproportional gegen Schwarze angewendet worden sei. Die Todesstrafe sei das Produkt eines fehlerhaften Justizsystems. Dem Gouverneur zufolge seien seit dem Jahr 1973 landesweit mehr als 170 Menschen aus dem Todestrakt freigelassen, nachdem ihre Unschuld bewiesen worden sei:
"In diesem Staat, im Süden und in dieser Nation gibt es heute keinen Platz für die Todesstrafe mehr."
Der Schritt wurde dank der demokratischen Mehrheit im örtlichen Parlament und dem demokratischen Gouverneur möglich. Die Republikaner waren dagegen und plädierten dafür, die Todesstrafe für besonders verabscheuenswürdige Verbrechen vorzubehalten.
Im Todestrakt von Virginia sitzen momentan zwei Häftlinge ein. Ihre Todesurteile sollen nun in eine lebenslange Strafe ohne Möglichkeit auf eine vorzeitige Freilassung umgewandelt werden.
Im Jahr 2020 wurden in den USA nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe von fünf Staaten sowie der US-Bundesregierung insgesamt 17 Menschen hingerichtet. Auf US-Bundesebene wurden fast zwei Jahrzehnte lang keine Todesstrafen mehr vollstreckt. Die Regierung unter EX-Präsident Donald Trump setzte jedoch deren Wiedereinführung durch. Der neue US-Präsident Joe Biden lehnt die Todesstrafe hingegen ab.
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