Kanada stuft "Proud Boys" als Terrororganisation ein

Kanada will die "Proud Boys" als Terrororganisation einstufen. Die Organisation soll zusammen mit zwölf anderen Gruppen, die teilweise Neonazi-Gedankengut vertreten, als "ideologisch motivierte gewalttätige Extremisten" aufgelistet werden.

Nach der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar will Kanada die rechtsradikalen "Proud Boys" als Terrororganisation einstufen, kündigte Sicherheitsminister Bill Blair am Mittwoch an. Das bedeutet, dass Banken Vermögen der Organisation einfrieren und Strafverfolgungsbehörden gegen Unterstützer sowie Geldgeber vorgehen können. "Kanada wird keine ideologischen, religiösen oder politisch motivierten Gewaltakte tolerieren", sagte Blair.

Auf die Frage, ob die USA dem Beispiel Kanada folgen werden,  sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses Jen Psaki, dass in den USA eine Überprüfung des innerstaatlichen Extremismus im Gange sei. "Wir werden warten, bis diese Überprüfung abgeschlossen ist, bevor wir irgendwelche Feststellungen treffen", sagte sie.

Anfang Januar wurde der Anführer der "Proud Boys" in Washington festgenommen, weil ein Haftbefehl wegen Sachbeschädigung gegen ihn vorlag. Nach Angaben der Polizei führte er bei seiner Festnahme außerdem zwei Schusswaffen-Magazine mit sich, was in Washington verboten ist. Ein Richter setzte Henry "Enrique" Tarrio dann auf freien Fuß. Der 36-Jährige wurde angewiesen, Washington bis zu seinem nächsten Gerichtstermin am 8. Juni fernzubleiben.

Angehörige der "Proud Boys" waren Teil der Menge, die Anfang Januar, aufgestachelt vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump, das Kapitol in Washington stürmte. Im Wahlkampf hatte Trump mit Aussagen über die "Proud Boys" Begeisterung im rechten Spektrum ausgelöst. In einer TV-Debatte weigerte er sich, rechtsradikale Gruppen klar zu verurteilen. 

Mehr zum Thema - Kanadas Parlament fordert Einstufung von Proud Boys als Terrororganisation