Generalmajor William Walker, Chef der US-Nationalgarde von Washington, D.C., behauptet, er sei von der Führung des Pentagons daran gehindert worden, am 6. Januar operative Truppen in das Kapitol zu schicken. Im Vorfeld der Unruhen seien seine Befugnisse eingeschränkt worden. William Walker betonte in einem Interview mit The Washington Post:
"Alle Militärbefehlshaber haben normalerweise eine sofortige Reaktionsbefugnis, um Eigentum, Leben und in meinem Fall föderale Funktionen – föderales Eigentum und Leben – zu schützen. Aber in diesem Fall hatte ich diese Befugnis nicht."
Laut Walker entzog ihm das Pentagon die benötigten Befugnisse. Infolgedessen konnte der Generalmajor nicht sofort Truppen zu Verstärkung schicken, als der Polizeichef des Regierungsviertels mitteilte, dass Demonstranten bald in das Gebäude eindringen würden. Nach den vom Pentagon festgelegten Beschränkungen musste Walker auf die Genehmigung des Leiters der Heeresbehörde Ryan McCarthy und des amtierenden Verteidigungsministers Christopher Miller warten. In Bezug auf die daraus folgenden tragischen Ereignisse fügte Walker hinzu:
"Wäre ich gern früher dort gewesen? Natürlich. Ich meine, ich denke, jeder hätte das gewollt. Ich wäre sehr gern früher dort gewesen. Aber ich befolge Befehle und diejenigen, die die Entscheidung treffen, haben einen Entscheidungsprozess durchlaufen."
McCarthy entgegnete jedoch, dass dieses Verfahren nach den Protesten in der Hauptstadt Anfang Juni vergangenen Jahres eingeführt worden waren, nachdem das Militär insbesondere für einen Hubschrauberflug über Demonstranten hinwegscharf kritisiert worden war.
Einheiten der US-Nationalgarde sind in jedem Bundesstaat stationiert. Sie unterstehen den Gouverneuren und dem US-Präsidenten. Die Nationalgarde ist eine organisierte Reserve der US-Armee und der Luftstreitkräfte, die beispielsweise im Notstand eingesetzt werden kann, um die Folgen von Naturkatastrophen zu beseitigen sowie Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten.
Am 6. Januar hatten sich spontan Tausende Menschen zu Protesten vor dem Weißen Haus versammelt. Es kam zu teilweise schweren Ausschreitungen, mehrere Personen drangen in das Gebäude ein. Im Verlauf der Krawalle wurden fünf Menschen getötet.
Mehr zum Thema - Aus Angst vor neuen Protesten: Tausende Nationalgardisten bleiben bis Mitte März in Washington