Kanadas Parlament forderte die Regierung von Premierminister Justin Trudeau auf, die rechtsradikale Organisation Proud Boys als "eine Terrororganisation" einzustufen. Einen entsprechenden Antrag der oppositionellen Neuen Demokratischen Partei (NDP) nahmen die Abgeordneten am Montag einstimmig an. Der Parteivorsitzende der NDP schrieb auf Twitter, dass der Antrag, in dem die liberale Regierung aufgefordert worden sei, die Proud Boys als terroristische Organisation einzustufen, angenommen worden sei. "Aber Justin Trudeau bricht wie immer seine Versprechen. Leider können wir nicht darauf vertrauen, dass er durchkommt. Wir müssen Druck ausüben", erklärte er weiter.
Am 7. Januar startete der NDP-Chef eine Petition, in der dazu aufgefordert wurde, die Proud Boys als "rechtsextremistische Gruppe, die die Ansichten der weißen Suprematisten vertritt", einzustufen.
Die Regierung müsse "alle verfügbaren Instrumente nutzen, um der Ausbreitung von Gruppen, die für eine weiße Vorherrschaft eintreten, sowie anderer von Hass getriebener Gruppen entgegenzutreten", heißt es in dem parlamentarischen Antrag. Mitglieder der Proud Boys hatten sich an dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar beteiligt, um die Bestätigung der Wahl des neuen US-Präsidenten Joe Biden zu stören.
Sollten die Proud Boys auf die Terrorismusliste gesetzt werden, würden sie sich einer Liste von bekannten militanten Gruppen wie Al-Qaida, dem Islamischen Staat und Boko Haram anschließen. Dieser Schritt gibt den kanadischen Behörden die Möglichkeit, Vermögenswerte der rechtsradikalen Organisation zu beschlagnahmen.
Das "Canadian Anti-Hate Network" kritisierte den Antrag, da die Maßnahme zu weit gefasst erscheine. Die kanadischen Proud Boys seien frauenfeindlich, rassistisch und gewalttätig gewesen, doch dies reiche nicht aus, um sie auf die Terrorliste zu setzen.
David Hofmann, Professor für Soziologie an der University of New Brunswick, äußerte sich ebenfalls skeptisch über diesen der Regierung vorgelegten Antrag im Parlament. Er erklärte, dass der Schritt keinen "echten strategischen Wert" habe und die Proud Boys "nur in andere neue Gruppen aufgeteilt und die Ideen der Mitglieder nicht geändert" würden.
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