In einem Interview für Hillary Clintons Podcast-Reihe "You and Me Both" besprechen die beiden demokratischen Galionsfiguren Pelosi und Clinton die Vorkommnisse in und am Kapitol in Washington. Schnell wird klar, wer für die beiden Politikerinnen auch diesmal für den Ärger verantwortlich ist: der russische Präsident Wladimir Putin.
So gab sich Clinton zunächst geheimnisumwoben und erklärte, dass der scheidende US-Präsident Donald Trump sicher eine "andere Agenda" gehabt habe, man aber noch nicht wisse, welche. Man müsse sich jedoch fragen, "wer die Fäden zieht". Doch Clinton beantwortet diese Frage sicherheitshalber umgehend selbst:
"Ich würde gerne seine Telefonaufzeichnungen sehen, um zu sehen, ob er an dem Tag, als die Aufständischen in unser Kapitol eindrangen, mit Putin gesprochen hat."
Dann fragt sie ihre Kollegin Pelosi: "Glauben Sie, dass wir eine 9/11-ähnliche Kommission brauchen, um alles zu untersuchen und zu berichten, was sie zusammentragen können, um zu erklären, was passiert ist?"
Wenig überraschend teilt Pelosi die wilden Spekulationen Clintons, indem sie ihr beipflichtet, dass, wenn es um Trump geht, "alle Wege zu Putin führen". Doch damit nicht genug. Pelosi fragt sich in dem Podcast auch:
"Ich weiß nicht, was Putin politisch, finanziell oder persönlich gegen ihn [Trump] in der Hand hat, aber was letzte Woche passiert ist, war ein Geschenk an Putin. Weil Putin die Demokratie in unserem Land und in der ganzen Welt untergraben will."
Und weiter:
"Diese Leute sind, ohne es zu wissen, Putin-Marionetten. Sie erledigen Putins Geschäft, wenn sie [das Kapitol stürmen], nachdem sie von dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zu einem Aufstand aufgewiegelt wurden. Also ja, wir sollten eine 9/11-Kommission haben, und es gibt starke Unterstützung im Kongress, das zu tun."
Die unbewiesenen Behauptungen der beiden Politikerinnen lösten im Internet schnell großes Amüsement aus. Der Journalist labelte die Unterhaltung in Anspielung auf die QAnon-Bewegung als "BlueAnon" und fragte sich gleichzeitig, warum mehr als zwei Jahre der Untersuchung von Trumps angeblichen Russland-Verbindungen keine Beweise für eine solche Verschwörung zu Tage gebracht hätten.
Ein weiterer Journalist, in diesem Fall Glenn Greenwald, schrieb auf Twitter: "Diese Leute sind die letzten mit irgendeinem moralischen Ansehen, um über Verschwörungstheorien & Desinformation zu schimpfen." Und er ergänzte:
"Erinnern Sie sich, als Mueller [FBI-Sonderermittler] 18 Monate und Millionen von Dollar brauchte, bewaffnet mit einem Team von Staatsanwälten und der Macht für Vorladungen, um seine Untersuchung mit der Verhaftung von *null* Amerikanern wegen Verschwörung mit Russland abzuschließen? Lasst es uns wieder tun!"
Auch andere Twitter-Nutzer machten sich über den Podcast von Clinton und Pelosi lustig. So fragten sich einige, ob die Richtlinien von Twitter gegen Verschwörungstheorien und "gefährliche Desinformation" – die kompromisslos gegen QAnon-Anhänger durchgesetzt werden – nicht auch auf die beiden Politikerinnen angewendet werden müssten, da sie ebenfalls "Zwietracht" säen könnten.
Ein weiterer Twitter-Nutzer stellte sich eine fiktive Szene zwischen Clinton und einem Therapeuten vor. Der Therapeut fragt Clinton dabei: "Es tut mir leid, aber ich muss Sie fragen: Ist Putin jetzt gerade in demselben Raum mit uns ...?"
Tatsache ist, dass bislang keine Belege vorliegen, die auf eine Beteiligung ausländischer Staaten bei der Erstürmung des Kapitols hinweisen.
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