Präsident Donald Trump ist nur noch wenige Tage im Amt, bis er vom Demokraten Joe Biden abgelöst wird. Ein würdevolles Ende der Präsidentschaft steht nach den jüngsten Ereignissen vor dem Kapitol in Washington für den 74-Jährigen wohl nicht in Aussicht. Demnach soll auch das Pentagon Trump eine klare Absage erteilt haben, indem es nicht plant, die traditionelle Abschiedsfeier der Streitkräfte für den scheidenden Präsidenten zu vollziehen, wie zwei hochrangige Beamte des Verteidigungsministeriums der Nachrichtenseite Defense One bestätigten.
Wie das Weiße Haus am Mittwoch bekannt gab, wird Vizepräsident Mike Pence an der Marineflugstation in Lemoore und Fort Drum in New York vor Soldaten eine Rede über die "historischen außenpolitischen Errungenschaften der Trump-Administration" halten. Der Präsident selbst solle jedoch nicht teilnehmen. Trump hatte bereits zu Beginn seiner Amtszeit enge Beziehungen zum Militär gehegt und diese als politische Stütze genutzt. Seine letzte Rede vor US-Truppen hielt er am 12. Dezember an der renommierten Militärakademie in West Point. Wider Erwarten wird Trump kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Amt keine weitere Rede vor Angehörigen des Militärs halten, was für einen Oberbefehlshaber der Streitkräfte recht ungewöhnlich ist.
Die erste Abschiedsfeier der Streitkräfte, die vom Vorsitzenden der Joint Chiefs und dem Verteidigungsminister ausgerichtet wurde, fand 1989 statt. Der ehemalige Präsident Ronald Reagan pries damals die Errungenschaften seiner Regierung vor jüngeren Frauen und Männern in Uniform. Die Zeremonie in Camp Springs im Bundesstaat Maryland nutzte er, um für das US-Militär zu werben, nachdem dieses infolge des Vietnamkrieges einen schändlichen Ruf erhalten hatte.
"Der Glanz ist dem Ruf unserer kämpfenden Streitkräfte wiedergegeben worden, nach einer Zeit, in der es schändlich in Mode war, einen Dienst wie den Ihren zu verspotten oder gar zu verurteilen. Diese Tage werden nie wieder kommen", beteuerte Reagan.
Bill Clinton nutze seine Abschiedsfeier 2001, um den Truppen für ihre Aufopferung im Kosovokrieg 1999 zu danken. Diese hätten den "Aufbau eines friedlichen, ungeteilten und demokratischen Europas nach den 1990er-Jahren" gewährleistet.
"Dank Ihnen, Arm in Arm mit unseren NATO-Verbündeten, wurde die ethnische Säuberung im ehemaligen Jugoslawien beendet, Flüchtlinge sind in ihre Heimat zurückgekehrt, und die Freiheit hat eine Chance zu blühen."
Im Jahr 2009 wurde für Präsident George W. Bush nach zwei umstrittenen Kriegen in Afghanistan und dem Irak eine Abschiedsfeier abgehalten. Dieser sagte damals, dass dank des Einsatzes der US-Truppen "mehr als 50 Millionen Afghanen und Iraker gesehen" hätten, "wie die Ketten der Despotie zerbrochen wurden".
Im Januar 2017 wurde Obama in einer etwas unbeholfen wirkenden Veranstaltung gefeiert. Obamas Präsidentschaft stand zwar im Kontrast zu den militarisierten Bush-Jahren, er befehligte jedoch Kriege von Afghanistan bis Libyen und beendete zwar einen im Irak, beteiligte sich jedoch an einem neuen in Syrien ohne Mandat.
Mittlerweile würde jeder Versuch Trumps, eine eigene Kundgebung mit den Truppen zu veranstalten, sicherlich auf gemischte Reaktionen stoßen. Einige würden jubeln, andere wiederum seine Motive oder Aufrichtigkeit in Frage stellen. Zwar hatte Trump trotz zunehmender Spannungen mit dem Iran keine neuen Kriege angefangen, zugleich jedoch mit seinen Behauptungen bezüglich eines mutmaßlichen Wahlbetruges die politisch ohnehin schon gespaltene US-Bevölkerung weiter gegeneinander aufgewiegelt. Angesichts einer permanenten Truppenpräsenz im Kapitol und verstärkten Sicherheitsmaßnahmen in Washington als Resultat der Unruhen vom 6. Januar wäre eine Ansprache an das Militär durchaus als kontrovers aufgenommen worden.
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