Das El Paso County im US-Bundesstaat Texas zahlt Häftlingen zwei US-Dollar die Stunde, wenn sie dabei helfen, Leichen aus dem Gefängnis zu schaffen. Bei den Verstorbenen soll es sich um Opfer von COVID-19 handeln. Laut Chris Acosta, der Direktorin für öffentliche Angelegenheiten im Sheriff-Büro des Bezirks El Paso, handelt es sich um neun Insassen, die an dem Leichentransport teilnehmen. Es handle sich bei den Insassen um "Straftäter auf niedriger Ebene".
"Die Arbeit ist zu 100 Prozent freiwillig", fügte Acosta hinzu. Es sei "großartig, dass diese Personen sich verstärkt und freiwillig engagieren, um einer Gemeinschaft zu helfen, die gerade jetzt dringend Hilfe braucht", so die Direktorin weiter. In diesem kurzen Video sieht man die Insassen "bei der Arbeit". Es sind Bilder wie aus einem dystopischen Science-Fiction-Film:
Im County El Paso soll es laut lokalen Gesundheitsdaten etwa 34.000 aktive COVID-19-Fälle geben. Mehr als 1.100 Menschen sollen sich in den Krankenhäusern befinden. Offizielle Stellen beziffern 769 Todesfälle durch COVID-19 seit März 2020.
In den letzten Jahren kam es in den USA immer wieder zu Streiks von Häftlingen, die gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die niedrige Bezahlung protestierten. Doch was nur wenige wissen: Zwar verbietet der 13. Zusatzartikel der US-amerikanischen Verfassung die Sklaverei – doch es gibt auch diese eine Ausnahme: Menschen, die für ein Verbrechen "ordnungsgemäß verurteilt" wurden. Aufgrund dieser Ausnahmeregelung können Gefangene für ihre Arbeit sogar gar nicht bezahlt werden – und tatsächlich gibt es fünf Bundesstaaten, darunter Texas, in denen reguläre Gefängnisjobs gänzlich unbezahlt sind.
Der Durchschnittslohn für Arbeiten, die nicht für das Gefängnis verrichtet werden, liegt nach Angaben der gemeinnützigen Interessenvertretung "Prison Policy Initiative" sogar nur zwischen 14 und 63 Cent pro Stunde.
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