US-Präsident Donald Trump will einen ehemaligen Heeresoffizier, Oberst a.D. Douglas Macgregor, als Nachfolger von Richard Grenell als US-Botschafter nach Berlin schicken. Das geht aus einer Mitteilung des Weißen Hauses am Montag hervor. Der Vorschlag für den Botschafterposten muss vom US-Senat bestätigt werden.
Macgregor sei als "Experte für Streitkräfteplanung" bekannt, erklärte die Regierungszentrale. Der Veteran wird bei Fox News – der als einer der vom US-Präsidenten Donald Trump bevorzugten Fernsehsendern gilt – immer wieder als Experte für US-Militäreinsätze im Ausland herangezogen. Grenell, ein enger Vertrauter des US-Präsidenten, war im Juni nach gut zwei Jahren als US-Botschafter in Deutschland zurückgetreten.
In einer Mitteilung über Macgregors vorherige Tätigkeiten heißt es:
Er arbeitete eng mit hochrangigen militärischen und politischen Führern der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und Deutschlands zusammen, und zwar als Chef der Strategischen Planung und später als Direktor der Gemeinsamen Einsatzzentrale im Obersten Hauptquartier der Alliierten Mächte Europa während der Kosovo-Luftangriffe.
Doch nicht nur am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO auf Jugoslawien war der künftige Botschafter beteiligt. Der Absolvent der West Point-Akademie befehligte im Ersten Golfkrieg gegen den Irak eine Infanterie-Einheit des US-Militärs, die innerhalb von Minuten bei minimalen eigenen Verlusten eine ganze irakische Panzerbrigade zerstörte. Damit gilt er zuhause und in westlichen Medien als "Kriegsheld".
Später beeinflussten seine Ideen von "modular organisierten, hochmobilen, in sich geschlossenen kombinierten Waffenteams" maßgeblich die US-Militärplanung, als man sich bei der völkerrechtswidrigen und auf Lügen basierenden Irak-Invasion im Jahr 2003 für einen Blitzkrieg entschloss.
Dennoch gilt Macgregor nicht als Interventionist. Im populären TV-Polittalk Tucker Carlson Tonight beim Sender Fox News, wo er seit Jahren regelmäßig auftritt, riet er dem US-Präsidenten von Militärschlägen gegen den Iran im Januar dieses Jahres ausdrücklich ab – nach jenem iranischen Luftangriff gegen eine US-Militärbasis im Irak, der dem US-Mord an dem iranischen General Qassem Soleimani folgte.
Einem Abzug der US-Truppen aus dem von ihm besiegten Irak steht er offen gegenüber und weist auf Umfragen hin, nach denen 59 Prozent der US-Amerikaner dieses Vorhaben unterstützen.
Donald Trump bezeichnete er zuvor als "Ein-Mann-Team im Weißen Haus", der von einem Kreis Intriganten umgeben sei. Es lässt sich also kaum an seiner Loyalität gegenüber dem amtierenden Präsidenten zweifeln. Ebenso wenig wahrscheinlich ist, dass der Senat seine Kandidatur nicht unterstützt, denn schließlich ist der Kriegsveteran vielen Abgeordneten dort bestens bekannt.
Im September 2015, als Hunderte US-Panzerfahrzeuge mit 500 Soldaten gen Osten ins Baltikum fast tausend Kilometer in einer demonstrativen Aktion über Europas Straßen verlegt wurden, hat er dem Militärausschuss des Kriegsfalken im Senat, John McCain, das Szenario eines russischen Einmarsches im Baltikum vorgelegt.
Ihm zufolge könnte Russland mit Unterstützung Weißrusslands die Hauptstädte der drei baltischen Staaten Tallin, Riga und Vilnius innerhalb weniger Tage unter Beteiligung von mindesten 60.000 Soldaten einnehmen. Der Invasion soll Propaganda über Unterdrückung der russischen Bevölkerung vonseiten angeblicher "Faschisten" im Baltikum vorausgehen. Die Berechnungen sind hier komplett abrufbar.
Diesem "russischen Blitzkrieg" könne die NATO vor allem logistisch und organisatorisch kaum etwas entgegensetzen. Aber auch bei einer möglichen gleichen Stärke in einem Duell auf dem Schlachtfeld sieht Macgregor den Vorteil bei den Russen. Daher schlug er wiederholt Militärreformen und Neuausrichtungen der US-Armee vor.
Als Militärhistoriker sieht Macgregor in der Fähigkeit, aus eigenen Fehlern zu lernen, den Schlüssel zum Erfolg. Diese Fähigkeit habe den Sowjets zum Sieg gegen Nazi-Deutschland verholfen, schrieb er im Buch "Margin of Victory: Five Battles That Changed the Face of Modern War" (2016), in dem er unter anderem auch die Offensive der Roten Armee im Jahre 1944 analysierte.
Der Vorgänger von Douglas Macgregor, Richard Grenell, machte sich in Deutschland durch sein arrogantes und forsches Auftreten in nur kürzerster Zeit äußerst unbeliebt. Es ist jedoch unklar, ob seine Absetzung etwas damit zu tun hatte. Schließlich bekam Grenell nach Berlin ein weiteres hohes Amt übertragen. Donald Trump nannte seinen Lieblingsbotschafter Grenell kürzlich einen "Superstar".
Sehr wahrscheinlich ist aber auch, dass mit der Ernennung einer selbstständigen Figur mit einem klaren Profil als Geostratege und Militärberater neue Akzente in der US-Europapolitik gesetzt werden. Es ist zu erwarten, dass der Militärspezialist unter anderem mit der Durchführung des von Trump geplanten Teilabzugs der US-Streitkräfte aus Deutschland betraut wird.
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