Mehrere US-Zeitungen berichteten mit Berufung auf anonyme Quellen in den Geheimdiensten, dass angeblich russische Agenten militanten Islamisten von den Taliban Geld für Angriffe auf US-Stellungen in Afghanistan versprochen haben sollen. US-Präsident Donald Trump soll zudem über diese Informationen gewusst, jedoch nichts unternommen haben. Der Nationale Sicherheitsberater Robert O'Brien bestritt in der Nacht zum Dienstag jegliche Medienberichte, Trump sei von der Gefahr unterrichtet worden. Da diese Vorwürfe nicht von den Geheimdiensten "überprüft oder untermauert wurden, war Präsident Trump nicht über die Themen informiert worden", so O'Brien.
Der Direktor der Nachrichtendienste, John Ratcliffe, betonte etwa, dass die jüngsten Leaks die US-Truppen in Gefahr bringen und die Ermittlungen zu den Berichten über angebliche Zahlung von Kopfgeldern an die Taliban durch Moskau, um US-Truppen zu töten, zum Scheitern bringen könnten.
Das selektive Durchsickern jeglicher geheimer Informationen behindert die lebenswichtige behördenübergreifende Arbeit zur Sammlung, Bewertung und Eindämmung von Bedrohungen und gefährdet unsere Truppen. Es ist auch, einfach ausgedrückt, ein Verbrechen", hieß es in einer Erklärung von Ratcliffe, die am Montag veröffentlicht wurde.
Ratcliffe bezog sich zwar nicht direkt auf die ursprünglich von der New York Times am Freitag verbreitete Geschichte, in der behauptet wird, der US-Geheimdienst habe Präsident Trump über Berichte informiert, wonach Moskau islamistischen Aufständischen in Afghanistan Geld im Austausch für die Tötung von US-Soldaten angeboten habe. Doch er erklärte, dass "immer noch die angeblichen Geheimdienstinformationen untersucht" würden, auf die in der jüngsten Medienberichterstattung Bezug genommen werde. Nach Abschluss der Untersuchung würden die Behörden den Präsidenten und den Kongress zu geeigneter Zeit informieren.
Es gebe nichts Ungewöhnliches an der Art und Weise, wie die Untersuchung vonstattengehe, bis die Medien mit ihrer Berichterstattung voreilig gehandelt hätten, wodurch der gesamte Aufwand zur Aufdeckung der Wahrheit auf null reduziert werden könnte, sagte Ratcliffe. Leider würden unautorisierte Enthüllungen jetzt unsere Fähigkeit gefährden, jemals die ganze Geschichte in Bezug auf diese Anschuldigungen herauszufinden.
Die Mitteilung des Direktors der Nachrichtendienste kam, kurz nachdem die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, erklärt hatte, Trump habe nie ein Briefing zu diesem Thema erhalten. Grund dafür sei, dass es unter den US-Geheimdiensten nie einen Konsens darüber gegeben habe, ob die Berichte glaubwürdig seien.
Die New York Times und die Washington Post sollten ihre journalistischen Auszeichnungen dafür zurückgeben, Gerüchte als Knüller zu verkaufen, so McEnany weiter. Sie warf den besagten Medien vor, skandalöse Spekulationen über US-Präsident Trump zu verbreiten. Weder Trump noch Vizepräsident Mike Pence seien darüber unterrichtet worden, erklärte McEnany. Sie sagte am Montag:
Da das Weiße Haus routinemäßig zu angeblichen Geheimdienstinformationen oder internen Beratungen keine Stellung nimmt, können der CIA-Direktor, die NSA und der Stabschef bestätigen, dass weder der Präsident noch der Vizepräsident über die angeblichen russischen Kopfgeld-Geheimnisse informiert wurden.
Der Präsident werde "nur über verifizierte Geheimdienstinformationen informiert". Trump selbst bezweifelte die Glaubwürdigkeit der Anschuldigungen und merkte an, dass er bereits benachrichtigt worden wäre, wenn die US-Geheimdienste der Meinung gewesen wären, sie seien nicht gefälscht.
Moskau hatte die Anschuldigungen kategorisch dementiert und deutete an, dass die Berichte denjenigen Kräften nützlich sein würden, die sich dem von Trump seit Langem befürworteten Rückzug der USA aus Afghanistan widersetzen.
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