Amri-Freund war während Nizza-Anschlag wahrscheinlich in Frankreich

Der Tunesier Bilal Ben Ammar, ein Freund des späteren Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri, hat sich 2016 während des Terror-Anschlags von Nizza wahrscheinlich in Frankreich aufgehalten. Das geht aus einem Vermerk des Bundeskriminalamtes vom 30. März 2017 vor, den die Deutsche Presse-Agentur einsehen konnte.

Medienberichten zufolge legten Dokumente nahe, dass Ben Ammar zum Zeitpunkt des Anschlags in Nizza am 14. Juli 2016 vor Ort gewesen sein könnte. In der südfranzösischen Hafenstadt war an diesem Tag ein radikaler Islamist mit einem Lastwagen über einen Boulevard gerast - er tötete 86 Menschen. Der Tunesier Amri wählte auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 dieselbe Methode. Er tötete zwölf Menschen. Am Abend vor dem Anschlag aß er mit Ben Ammar in einem Lokal.

Die Ermittler fanden auf einem Handy Ben Ammars später ein Foto von einem Boarding Pass für einen Flug von Berlin-Schönefeld nach Nizza um 14.00 Uhr. Aufgenommen wurde das Bild am 7. Juli 2016. Die Bordkarte lautete jedoch nicht auf den Namen Ben Ammar, sondern auf den Namen Oueslati B. Das Flugdatum ist nicht zu erkennen.

Bei der Auswertung der Handy-Daten von Ben Ammar stieß man allerdings auch auf Fotos, die ihn mit Bekannten in Paris zeigen. Eine dieser Aufnahmen wurde wahrscheinlich am 10. Juli 2016 gemacht, eine zweite am 15. Juli.

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Ben Ammar wurde am 1. Februar 2017 nach Tunesien abgeschoben. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages, der Behördenfehler rund um das Attentat aufklären soll, will ihn vernehmen. Ob der aktuelle Aufenthaltsort von Ben Ammar bekannt ist, hat das Bundesinnenministerium bislang nicht mitgeteilt. Es wird erwartet, dass Innenminister Horst Seehofer (CSU) noch diese Woche dazu Auskunft gibt. (dpa)