Deutschland: Deutlicher Anstieg judenfeindlicher Straftaten

Die Zahl der judenfeindlichen Straftaten hat im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um knapp zehn Prozent zugenommen. Gewalttaten von Antisemiten stiegen zudem von 37 Fällen im Jahr 2017 auf 62 im vergangenen Jahr, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die dem Berliner "Tagesspiegel" vorliegt. Bei den 62 Gewaltdelikten mit antisemitischem Hintergrund seien 43 Personen verletzt worden.

Aus früheren Antworten der Regierung gehe zudem hervor, dass die meisten Täter der insgesamt 1.646 Straftaten im vergangenen Jahr aus rechtsextremen Milieus stammen. Dabei könnte die Zahl der Straftaten noch steigen. Die Regierung betonte in ihrer Antwort, alle Zahlen befänden sich noch in der Abstimmung mit den Ländern. "Die Bekämpfung des Antisemitismus auf europäischer Ebene sollte eine Priorität der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr werden", sagte der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte die Zahlen erschreckend. Politik, Polizei und Justiz müssten sich dringend stärker gegen Antisemitismus engagieren.

Auch in Frankreich hat es im Jahr 2018 deutlich mehr antisemitische Vorfälle gegeben als zuvor. Es wurden 541 Fälle bekannt - 74 Prozent mehr als noch im Jahr 2017, wie am Dienstag in Paris mitgeteilt worden war. Die Zunahme in Deutschland und Frankreich mache deutlich, "dass wir auch europäische Strategien brauchen, um gegen Antisemitismus vorzugehen", sagte Klein. (dpa)

Mehr zum ThemaHolocaust-Gedenktag: Merkel warnt vor Rassenwahn und Hass