Dschihad als Kunst? Kontroverse Installation lässt Besucher in die Rolle eines IS-Opfer schlüpfen

In einer Ausstellung im Rahmen des Kunst- und Musikfestivals Gogbot in der niederländischen Stadt Enschede wurde eine eher ungewöhnliche Installation präsentiert, die Besuchern das furchtbare Schicksal von Opfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" so nahe wie möglich bringen soll. Es stellt eine lebensgroße Abbildung eines IS-Kämpfers neben einer niederknienden Geisel vor deren Köpfung dar. Das Gesicht des Opfers ist herausgeschnitten, damit die Besucher selbst an diese Stelle treten können.

Die Szene, die einem der berüchtigten Hinrichtungs-Videos der Terroristen entnommen wurde, soll allen Freiwilligen die Gelegenheit bieten, die Gefühle der IS-Todeskandidaten am eigenen Leib zu erfahren, meint die 22-jährige Autorin des Kunstobjekts namens "Phantomschmerz", Anne Bothmer. "Als Zuschauer dieser Angriffe wollen wir sie nicht erleben, aber wir wollen ein Teil davon sein. Der übergreifende Ton der Nachrichten im Nachhinein verstärkt das Gefühl der kollektiven Viktimisierung bei den europäischen Bürgern. Dennoch, im Vergleich dazu sind es nur wenige, die bei den Attacken wirklich anwesend waren, und der Rest Europas hat sie nur durch Video- und Fotomaterial wahrgenommen", zitiert die offizielle Webseite des Festivals die Künstlerin.

Die umstrittene Installation geriet schnell in die Kritik lokaler politischer Organisationen. Unter anderem rief die Demokratische Plattform von Enschede die Organisatoren der Ausstellung dazu auf, das Kunstobjekt zu entfernen. Ihrer Auffassung nach könne es Flüchtlinge verletzen und verärgern, die aus den vom IS besetzten Gebieten geflohen sind.

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