Ein Audi-Sprecher sagte in Ingolstadt: "Wir kooperieren vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft." Die nächsten Aufsichtsratssitzungen bei VW und Audi sind für Ende Sommer geplant. Stadler ist seit elf Jahren Audi-Chef. Zur Sicherung von Beweismaterial seien die Privatwohnungen von Stadler und dem nicht genannten Vorstandsmitglied durchsucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Zahl der Beschuldigten sei damit auf 20 gestiegen.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) fordert Stadlers Rücktritt. "Wie für jeden gilt auch für Herrn Stadler die Unschuldsvermutung. Dennoch: Es ist höchste Zeit, dass er als Audi-Chef zurücktritt", sagte DSW-Experte Andreas Breijs der Rheinischen Post in Düsseldorf. "Entweder hat er von dem Betrug nichts gewusst, dann muss er die Verantwortung für das Organisationsversagen übernehmen. Oder er hat etwas von den Manipulationen gewusst, und darauf deutet einiges hin, dann muss er dafür geradestehen."
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Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenz, hieß es aus Ermittlerkreisen. Im März 2017 und im Februar 2018 hatte es in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk Neckarsulm Razzien gegeben.
Seit Ende 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. Gegen Stadler waren immer wieder Rücktrittsforderungen laut geworden. Er genießt weiterhin das Vertrauen der Familien Porsche und Piëch, die einen Großteil der VW-Aktien halten. Auf die Fahrsicherheit als solche hatten die fehlerhaften Angaben bezüglich der Abgaswerte keine Auswirkung. (dpa/rt deutsch)
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