Interne Ermittler werfen Berliner Polizei 254 Fehler im Fall Amri vor

Interne Ermittler haben zahlreiche weitere Versäumnisse der Berliner Polizei im Fall des Attentäters Anis Amri entdeckt. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf einen 188-seitigen Bericht einer vom Berliner Polizeipräsidenten im Mai 2017 eingesetzten Taskforce. Die Berliner Ermittler hätten es dem Bericht zufolge versäumt, "Vorgänge zusammenzuführen, Ermittlungen zu bündeln und auszuweiten sowie zielgerichtet Maßnahmen der Inhaftierung oder der Abschiebung gegen Amri zu initiieren".

So sei zum Beispiel in 590 der abgehörten Telefongespräche von strafbaren Handlungen die Rede gewesen, es habe klare Hinweise auf mindestens zehn verschiedene Straftaten Amris gegeben. Die Ermittler hätten allerdings jedes vierte Telefongespräch erst gar nicht auf Deutsch übersetzen lassen, hieß es weiter. Konkrete Hinweise auf einen geplanten Anschlag habe es in den Telefonaten allerdings nicht gegeben.

Insgesamt stellte die Taskforce laut Spiegel 254 Mängel im Umgang mit Amri fest, 32 bezeichnet sie als schwer, weil sie sich auf das Ermittlungsergebnis ausgewirkt hätten. Die Kontrolleure rügten zudem eine "grob lückenhafte Aktenführung".

Bei dem bislang schwersten islamistischen Anschlag in Deutschland waren am 19. Dezember 2016 zwölf Menschen getötet und viele Dutzend verletzt worden. Der Attentäter Anis Amri rasgte mit einem gestohlenen LKW in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin. Der Tunesier wurde einige Tage später auf der Flucht von Polizisten in Italien erschossen. (dpa)

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