Vietnam: Lebenslang für mutmaßlich aus Deutschland entführten Geschäftsmann

Der mutmaßlich aus Deutschland entführte Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh ist in Vietnam zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach zwei Wochen Prozess entschied ein Gericht in der Hauptstadt Hanoi am Montag, dass sich der 52-Jährige sowohl der Korruption als auch diverser Wirtschaftsverbrechen schuldig gemacht habe. Auf die mögliche Forderung nach der Todesstrafe hatte die Staatsanwaltschaft verzichtet. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam massiv.

Konkret ging es in dem Prozess um den Bau eines Kraftwerks im Norden Vietnams im Jahr 2011. Thanh wurde zur Last gelegt, als Chef des Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) - einer Tochter des Energiekonzerns PetroVietnam - umgerechnet mehrere Millionen Euro zweckentfremdet zu haben. Mindestens vier Milliarden vietnamesische Dong (etwa 150.000 Euro) soll er in die eigene Tasche gesteckt haben.

Zudem soll Thanh bei einem Bauprojekt in Hanoi eine halbe Million Euro Schmiergeld kassiert haben. Dies ist aber erst Gegenstand des nächsten Prozesses. Thanh selbst hatte um ein mildes Urteil gebeten, damit er bald wieder nach Deutschland zurückkehren kann. Seine deutsche Anwältin Petra Schlagenhauf sieht ihn als Opfer politischer Machenschaften. Zu dem Prozess durfte sie allerdings nicht einreisen.

Zusammen mit Thanh wurden noch weitere ehemalige hochrangige Manager verurteilt. Der ehemalige Vorstandschef des staatlichen Energiekonzerns Petro Vietnam (PVN), Dinh La Thang, muss für 13 Jahre ins Gefängnis.

Wegen der mutmaßlichen Entführung hatte die Bundesregierung vergangenes Jahr bereits zwei vietnamesische Diplomaten ausgewiesen. Zudem legte sie den sogenannten strategischen Dialog mit dem südostasiatischen Land auf Eis. (dpa)

Mehr lesenStreit zwischen Berlin und Hanoi nach Entführung eines Vietnamesen in Berlin mit Hilfe der Botschaft