von Eva Bartlett
In der Information zum Zuschuss des US-Außenministeriums über 35 Millionen US-Dollar für die "Unterstützung unabhängiger Medien in Syrien" heißt es unverblümt, dass eines seiner Hauptziele darin besteht, "die politischen Ziele der US-Regierung in Syrien voranzubringen".
Das ist wahrscheinlich die einzige ehrliche Passage in der Zuschussbeschreibung: dass es am Ende um eigennützige, hegemoniale Ziele der USA in Syrien geht.
In der Beschreibung wird weiter behauptet, dass zu diesen Zielen auch die Niederlage des ISIS gehöre. Obwohl die illegale und von den USA geführte Koalition bei zahlreichen Gelegenheiten Stellungen der syrischen Armee angegriffen hat, was den Vormarsch des ISIS in diesen Gebieten sicherte – und nicht dessen Niederlage. Einer der eklatantesten Fälle waren die wiederholten Angriffe auf die syrische Armee in der Provinz Deir ez-Zor im September 2016, sodass schließlich der ISIS die Region übernahm.
Die durch die USA erfolgte Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani, der in der Region als derjenige anerkannt wird, der für die weitgehende Niederlage des ISIS verantwortlich war, ist ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Ziele der USA, den ISIS in der Region am Leben zu erhalten, anstatt zu besiegen.
Mit ihrer Bewilligung der zusätzlichen Finanzmittel wollen die USA "die Menschenrechte vorantreiben und die Toleranz und den Dialog zwischen ethnischen und religiösen Gemeinschaften fördern" – was einmal mehr krankhaft lächerlich wirkt, wenn man bedenkt, dass die USA den Wahhabismus und andere Extremisten unterstützt haben, zu deren Menschenrechtsbilanz Käfigzellen, Folterungen, Vergewaltigungen, hungernde Zivilisten sowie öffentliche Hinrichtungen gehören.
Es wäre keine US-amerikanische Politik, wenn die Erklärungen zum Zuschuss des Außenministeriums nicht auch noch eine Erwähnung der Bekämpfung der "russischen Desinformation" und der Beendigung der Präsenz "iranischer Militärverbände und Stellvertreterkräfte in Syrien" enthielten.
Jedoch haben die USA nicht das Recht, die iranischen Streitkräfte aus Syrien "zu entfernen". Syrien hat den Iran, Russland und andere Verbündete eingeladen, den Terrorismus in Syrien – anders als die US-geführten Besatzungstruppen – tatsächlich zu bekämpfen. Und es ist – wie bereits erwähnt – nicht Russland, das eine Erfolgsgeschichte der Desinformation über Syrien vorzuweisen hat. Diese Ehre gebührt den USA und ihren Verbündeten.
Westliche Medienkanäle beförderten im Chor jene Anschuldigungen, Syrien/Russland hätten Nahrungsmittel und Hilfe für den Osten Aleppos blockiert (sogar Reuters berichtete, dass "Rebellen" Hilfsgüter gebunkert hatten) sowie für Madaya und Ost-Ghuta (keine davon stimmte). Westliche Medien verkauften die Geschichte von Russland/Syrien, die das Haus von Omran Daqneesh bombardierten (was nicht stimmt) und von dem al-Quds-Krankenhaus, das durch russisch/syrische Bombenangriffe "in Schutt und Asche gelegt" wurde (was ebenso wenig stimmt) – und eine Litanei weiterer grotesker Kriegspropaganda-Geschichten.
Plötzlich sollen wir also glaubwürdige Journalisten unter denen finden, die bei Al-Qaida "embedded" berichten und deren Verbrechen beschönigen. Und wir sollen Medien glauben, die bei vielen Gelegenheiten Fotos, die nicht einmal in Syrien gemacht wurden, als Begleitung zu sensationslüsternen Kriegspropaganda-Geschichten verwendet haben.
CNN und die westlichen Medien hatten sich in Bezug auf Omran Daqneesh geirrt. Aber davon, dass sie diese Lüge widerrufen hatten, habe ich bislang nichts gesehen.
Und doch wollen die USA die Menschen glauben machen, dass die unabhängigen Stimmen und die russischen und syrischen Medien, die tatsächlich sachlich und ehrlich über diese und andere Themen berichteten, nicht glaubwürdig sind.
Die USA wollen, dass die Menschen in einer Blase aus Fake-News leben, in der die Erzählungen von den Kriegsverbrechern gesteuert werden. Und seltsamerweise wollen die Vereinigten Staaten anscheinend, dass die Syrer Medien ausgesetzt sind, die das Gegenteil von der Realität berichten, in der sie selbst leben. Als ob die Syrer nach neun Jahren dauerhafter Lügen der Medien des Westens (und der Golfstaaten) plötzlich den Lügen Glauben schenken und sich entscheiden würden, den von ihnen gewählten (und unterstützten) Präsidenten zu stürzen? Die USA greifen nach Strohhalmen.
Mehr zum Thema - Amnesty International verschweigt Al-Qaida-Kriegsverbrechen, um Syriens Regierung zu kriminalisieren
Die OPCW-"Bomben" der "Wahrheit"
Die Länder des Westens beschuldigen Russland der Desinformation über die angebliche Gewissheit, dass Syrien in Duma (Ost-Ghuta) chemische Waffen eingesetzt hatte.
Im April 2018 stürzten sich die westlichen Medien auf die Lügen der sogenannten Weißhelme und warben für sie, indem sie Krokodilstränen über Zivilisten vergossen, die angeblich einem chemischen Kampfstoff ausgesetzt waren. Währenddessen ignorierten sie oder verspotteten gar die Zeugenaussagen von 17 Syrern aus Duma (einschließlich jener des Jungen, der in dem Schwindelvideo der Weißhelme mitspielt).
Es stellte sich heraus, dass die mit der Untersuchung dieser Anschuldigung beauftragte Stelle in ihrem Abschlussbericht wichtige Ergebnisse ausgelassen hat, die massive Löcher in die offizielle Erzählung (des Westens) um Duma reißen. Nicht nur eine, sondern viele Enthüllungen sind über die kritischen Auslassungen im Bericht der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons, OPCW) durchgesickert.
Die einzigen, die dies ernst nehmen, sind vor allem Russland, Syrien und unabhängige Forscher. Angesichts dieser jüngsten Enthüllungen schweigen die meisten westlichen Medien bisher weitgehend.
Ebenso wenig berichteten die westlichen Medien von der Präsentation am New Yorker Hauptsitz der Vereinten Nationen im Dezember 2018, bei der es um vernichtende Erkenntnisse über die Verbindungen der Weißhelme mit terroristischen Gruppen in Syrien (bis hin zur Mitgliedschaft) und ihre Beteiligung an der Inszenierung chemischer Angriffe sowie an Organentnahmen ging.
Bei der Suche des US-Außenministeriums nach wahrheitsgetreuer Berichterstattung ist eines der Themen, die offenbar um jeden Preis bewahrt werden müssen, natürlich das der Weißhelme – und der chemischen Tricks, die zu inszenieren sie mithelfen.
Jeder, der ernsthaft über die Weißhelme recherchiert hat, geschweige denn sich die Mühe gemacht hat, syrische Zivilisten über die falsche Rettungsgruppe zu befragen, weiß, dass ihre Aufnahmen und Behauptungen ebenso glaubwürdig sind, wie die Worte der Krankenschwester Nayirah und jene von Colin Powell oder auch wie manche Einträge bei Wikipedia.
Journalisten, die sich die Mühe machten, medizinisches Personal in Duma nach dem chemischen Schwindel zu befragen, wurde gesagt, dass Ärzte Patienten mit normalen Kriegsverletzungen behandelten, als plötzlich "Fremde" (einschließlich der Mitglieder der Weißhelme) hereinplatzten, um von einen chemischen Angriff zu schreien und Panik zu verbreiten (sowie ihren Mangel an medizinischen Fähigkeiten zu demonstrieren) – und um die Szene mit dem damals 11-jährigen Hassan Diab zu filmen.
Diab war einer jener Syrer, welche von den westlichen Medien ignoriert wurden, nachdem er vor der OPCW ausgesagt hatte, dass er keinem chemischen Angriff ausgesetzt war, sondern von den Weißhelmen benutzt worden war. Für die westlichen Medien sind nur einige Kinder glaubwürdig (und sie wurden entsprechend benutzt) – sofern es zu ihrer Erzählung passt.
Ein solcher Jugendlicher, Mohammed, erlangte bei der Befreiung Ost-Ghutas Berühmtheit. Wie das Aleppo-Kind Bana Alabed vor ihm, hatte der Ghuta-Jugendliche ein auf seinen Namen registriertes Twitter-Konto (dessen fragwürdige Logistik ich bereits vor Kurzem beschrieben habe) und war damit beschäftigt, die Anschuldigungen nachzuplappern.
Übrigens wird Ghuta wieder aufgebaut, und zwar im Frieden – begleitet vom Schweigen der Medien, die sich 2018 so überaus besorgt äußerten.
Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass die Leute die Lügen westlicher Medien, die chemischen Taschenspieler-Tricks und die Possen der Weißhelme satt haben. Ich sehe durchaus, dass Propaganda-Apologeten mehr als früher auf Twitter bloßgestellt werden. Die Leute sind extrem skeptisch gegenüber Anschuldigungen wegen chemischer Waffen.
Wie der Ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensja, über den offiziellen Bericht der OPCW zu Duma sagte:
Über Humpty-Dumpty. Ich möchte nur eines sagen, dass Humpty-Dumpty, wie wir wissen, 'auf einer Mauer saß, einen großen Sturz hatte und alle Pferde des Königs, alle Männer des Königs, Humpty nicht wieder zusammensetzen konnten'. Ich meine, genau das ist mit dem Fact-Finding-Mission-Bericht passiert. Ganz genau das.
Eva Bartlett ist eine unabhängige kanadische Journalistin und Aktivistin. Sie war jahrelang vor Ort über Konfliktzonen im Nahen Osten berichtet, insbesondere in Syrien und Palästina (wo sie fast vier Jahre lang lebte).
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