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Merz' Vorteil: Er muss sich nicht im Klein-Klein des politischen Tagesgeschäfts aufreiben wie sein Konkurrent Jens Spahn. Und der steht schon unter Druck, nimmt Merz ihm doch vor aller Augen die Butter vom Brot.
Von den Massenmedien wird er schon zum Wunderheiler der an Profilosigkeit leidenden Partei hochgeschrieben wie einst Martin Schulz. Doch sein Auftritt ist besser geplant, tatsächlich scheint er von ganz langer Hand geplant. Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand nach zehn Jahren Politikpause kurzentschlossen den Hut in den Ring wirft? Wie wahrscheinlich ist es, dass Merz für diesen Schritt keine wichtigen Fürsprecher auf den Fluren und in den Hinterzimmern der Macht hat?
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Denn was hat Merz fast zehn Jahre zwischen seinem Ausscheiden aus dem Bundestag und seiner messiashaften Auferstehung gemacht? Die bescheidene Selbstauskunft, als Anwalt in der freien Wirtschaft gearbeitet zu haben, ist nun wirklich weniger als die halbe Wahrheit.
Als Vorsitzender des Thinktanks Atlantikbrücke betrieb er Lobbyarbeit im Sinne der wirtschaftlichen, politischen und medialen Eliten dies- und jenseits des Atlantiks. In verschiedenen Aufsichts-, Bei- und Verwaltungsräten von Banken, Versicherungen und Immobilienunternehmen, z. B. als Aufsichtsratschef des deutschen Ablegers des Investmentfonds BlackRock, war der ehemalige Finanzexperte der CDU mit verantwortlich dafür, dass das neoliberale Modell der Gewinnverteilung von unten nach oben leise und effizient vor sich hinschnurrte.
Sein Engagement in der freien Wirtschaft passt somit ganz gut zu seinem früheren Leben als Bundestagsabgeordneter, als er sich erfolglos für Kürzungen der Sozialleistung aussprach wie auch für die Abschaffung des Kündigungsschutzes. Andererseits polterte er vehement gegen die Offenlegungspflicht für Nebeneinkünfte der Abgeordneten. Bekannt ist er auch für seine Publikationen, darunter so eindrucksvolle Titel wie "Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft" und "Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion".
Mit Friedrich Merz hat ein Wunschkandidat der Eliten die Chance, eine Partei für Jahre anzuführen, die bei aller Schwäche immer noch die Volkspartei Deutschlands ist. Es würde ihm den Weg freimachen ins Kanzleramt, bei allen Problemen das immer noch wichtigste Amt in Europa. Eine Vorstellung, die mehr als Unbehagen auslösen sollte.
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