Hintergründe des jüngsten Korruptionsskandals in Kiew: ein Schlag gegen Selenkijs "Geldbeutel"?

Am Montag hat das "Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine" (NABU), ein vom Westen installiertes und kontrolliertes Organ, eine großangelegte Operation zur Aufdeckung von Korruption im Energiesektor durchgeführt. Im Mittelpunkt der Ermittlungen: ein enger Vertrauter des Kiewer Machthabers Selenskij.

Von Oleg Zarjow

Detektive der ukrainischen "Antikorruptionsbehörde" NABU kamen am frühen Morgen des 10. November mit Durchsuchungsbefehlen zu Timur Minditsch, einem Freund, Geschäftspartner und "Geldbeutel" des ukrainischen Machthabers Wladimir Selenskij – laut Presseberichten sind zahlreiche Selenskij gehörende Vermögenswerte auf diesen Mann angemeldet. Ukrainische Medien berichten, dass Minditsch aus der Ukraine geflohen war, wenige Stunden, bevor es an der Tür seiner Kiewer Wohnung geklopft habe.

Genau in dieser Wohnung hatte die NABU Gespräche zwischen Minditsch und Selenskij abgehört und aufgezeichnet, die verschiedene Korruptions- und Geldwäschevorgänge betrafen. Die sogenannten Minditsch-Bänder waren der Grund für den gescheiterten Versuch der ukrainischen Regierung, sich die "Antikorruptionsbehörde" zu unterstellen. Dazu gehört auch die Verhaftung des Ermittlers Magomedrasulow, der die Abhörmaßnahmen leitete.

Um seinen Freund und Partner zu schützen, brachte Selenskij im Sommer ein Gesetz durch die Rada, das der NABU ihre Unabhängigkeit nahm, aber nach einem Rüffel aus Brüssel musste er davon wieder Abstand nehmen. Nach einer erneuten Abstimmung gab die Rada den Ermittlern ihre vermeintliche Unabhängigkeit zurück. Minditsch hatte damals angeblich die Ukraine verlassen, kehrte jedoch schnell zurück.

Das Hauptgeschäft, das mit den Partnern Selenskij und Minditsch in Verbindung gebracht wird, betrifft die Verteidigungsindustrie und die Energiewirtschaft. Beide stehen laut mehreren Quellen in Verbindung mit dem Unternehmen Fire Point, das allein in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Dollar für Drohnen und nicht existierende Flamingo-Raketen erhalten hat.

Neben Minditschs Wohnung gab es Durchsuchungen auch beim ukrainischen Justizminister German Galuschko. Nach eigenen Angaben habe das NABU Korruption auf höchster Ebene im Energiesektor aufgedeckt. Es handele sich insbesondere um Unterschlagungen bei der AG "Energoatom".

Ich denke, dass die NABU solche Schritte kaum unternommen hätte, ohne über zuverlässige Beweise zu verfügen. Und die Behörde bestätigt, dass sie über mehr als 1.000 Stunden Audioaufnahmen verfügt, die die Korruption in der Führung der Ukraine aufdecken.

Außerdem wurden Minditsch und Galuschko ein paar Tage, nachdem in den Medien Informationen darüber erschienen waren, dass das FBI Interesse an ihnen gezeigt hatte, aufgesucht. Alexander Gorbunenko, ein in den USA lebender Teilnehmer an Korruptionsgeschäften in einem Hafenwerk von Odessa, könnte Minditsch belastet haben.

In den vergangenen Monaten hatte Selenskij die Initiative im Kampf gegen die Antikorruptionsbehörden inne. Mit den Durchsuchungen vom Montag übernimmt das NABU die Initiative. Aber Selenskij wird nicht einfach so aufgeben, denn es stehen Milliarden von US-Dollar auf dem Spiel – umso mehr, als im Laufe der Ermittlungen sicherlich die unterschiedlichsten Details des blutigen Geschäfts am Krieg ans Licht kommen werden. Daher dürften Gegenmaßnahmen seitens des Präsidialamtes nicht lange auf sich warten lassen.

Ich denke, dass Selenskij dieselbe Taktik wie im Fall Magomedrasulow anwenden wird: die Führung der NABU beschuldigen, für Russland zu arbeiten. Höchstwahrscheinlich wird nun auch der Abgeordnete Fedir Chrystenko ins Rampenlicht gezerrt, der im September gewaltsam aus Dubai herausgeholt wurde, um über die Verbindungen zwischen den "Antikorruptionsermittlern" und russischen Geheimdiensten auszusagen. Die Führungskräfte der NABU könnten sogar versuchen, ihm die ukrainische Staatsbürgerschaft zu entziehen.

Es wird ein Kampf auf Leben und Tod, denn das NABU schlägt derzeit dort zu, wo es für Selenskij am schmerzhaftesten ist – an seinem "Geldbeutel". Sein Geld und seine Einkünfte wird der Ex-Komiker mit aller Kraft verteidigen. Wenn jedoch auch das FBI in irgendeiner Weise an "Minditschgate" beteiligt ist, könnte dies für den Kiewer Despoten zum größten Problem seines Lebens werden.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde für den Telegram-Kanal "Exklusiv für RT" verfasst.

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