Nächstes Jahr im Frühling: AfD-Außenpolitiker Frohnmaier lässt sich mit Russland-Besuch Zeit

Der Außenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion kündigte für das kommende Frühjahr eine Reise nach Russland an. Erst kürzlich hatte der Weidel-Vertraute in den USA Kontakte zur Trump-Administration geknüpft.

Von Astrid Sigena 

In einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv hat der Stellvertretende Vorsitzende und Außenpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Markus Frohnmaier, bekannt gegeben, im kommenden Frühjahr nach Russland fahren zu wollen. Es sei wichtig, dass auch dorthin Gesprächskanäle offengehalten würden. Interessanterweise rechtfertigte Frohnmaier diesen Gesprächswunsch mit dem Vorgehen der US-Amerikaner:

"Es wird auch eine Zeit nach diesem Konflikt geben. Und beispielsweise unsere amerikanischen Partner und auch andere bereiten sich schon auf diesen Zeitpunkt vor."

Tatsächlich war der Vertraute von Partei- und Fraktionschefin Alice Weidel erst Anfang Oktober in Washington. Frohnmaier begründete dies mit den Worten:

"Man muss auch irgendwann damit beginnen, die potenziellen Partner zu besuchen. Station eins war jetzt Washington und man ist sehr offen und freundlich auf die AfD zugegangen und es waren sehr interessante Gespräche."

Frohnmaier traf sich dort unter anderem mit der in den USA lebenden einflussreichen Social-Media-Aktivistin Naomi Seibt, die vor den Bundestagswahlen den Kontakt zwischen der AfD und Elon Musk hergestellt haben soll. An der renommierten Georgetown University hielt er einen Vortrag, nach eigenem Bekunden, um die Leute zu treffen, "die morgen auch an den wichtigen politischen Schaltstellen sitzen" werden. Der Vortrag endete auf Deutsch mit den Worten: "Gott mit uns!"

Das höchstrangige Treffen im politischen Washington fand mit dem Unterstaatssekretär Darren Beattie statt. Beattie ist im US-Außenministerium für öffentliche Diplomatie und öffentliche Angelegenheiten zuständig. Während Trumps erster Amtszeit fungierte er zeitweilig als dessen Redenschreiber. Man habe im State Department mit viel Verständnis und Empathie auf die Situation der AfD in Deutschland reagiert, so Frohnmaiers Fazit. Nach eigenem Bekunden hat er in Washington in Gesprächen auf höchster Ebene auch die Bedeutung der Nord-Stream-Pipelines für Deutschland angesprochen. Dies sei in den USA akzeptiert worden.

Angesichts der derzeitigen Zuspitzung des Konflikts mit Russland und der hochbrisanten konfrontativen Politik gerade der deutschen Regierung verwundert es, dass sich Frohnmaier so viel Zeit lässt, bis er Russland besucht. Ein halbes Jahr soll bis dahin noch vergehen. Auf seinem Telegram-Account hatte Frohnmaier verkündet:

"Dialog ist der Schlüssel – wir sprechen mit jedem, um Frieden und Verständigung zu fördern."

Gerade wenn man wie Frohnmaier der Ansicht ist, die AfD sei die einzige Partei, die in diesem Konflikt glaubhaft als Vermittler auftreten könne, wäre eine baldige Reise nach Moskau angebracht.

Aber offensichtlich ist die Förderung von Frieden und Verständigung nicht die dringlichste Angelegenheit für den baden-württembergischen Bundestagsabgeordneten. Diese Verzögerung lässt sich mit seiner Rolle in der deutschen Innenpolitik erklären: Am 8. März 2026 sind in Baden-Württemberg Landtagswahlen und Frohnmaier ist der Spitzenkandidat der baden-württembergischen AfD.

Während der heißen Phase des Wahlkampfs dürfte Frohnmaier keine Zeit mehr für Auslandsreisen haben. Aber warum reist er nicht diesen Herbst? Eine plausible Erklärung wäre, dass Frohnmaier derzeit keine Schlagzeilen in der Presse wünscht, die ihn mit Russland in Verbindung bringen und ihn womöglich sogar als Marionette Putins darstellen. Er ist diesbezüglich ein gebranntes Kind (RT DE berichtete). Bilder vom Händeschütteln mit russischen Offiziellen dürften da das Letzte sein, was der 34-jährige Baden-Württemberger im Wahlkampf braucht. Immerhin strebt er das Ziel an, Ministerpräsident im "Ländle" zu werden.

Gleichzeitig würde es sich aber bei einer solchen mutmaßlichen Vermeidungsstrategie auch um ein Zeichen handeln, wie stigmatisierend in Deutschland schon allein ein diplomatischer Umgang mit Russland ist. Wer nach Russland fährt oder mit Russen verhandelt, ist gewissermaßen kontaminiert. Er gilt mindestens als "Putin-Versteher", wenn nicht sogar als Vaterlandsverräter, der auf der Soldliste von einem der drei großen russischen Geheimdienste steht. Kein Wunder, dass die letzte Russlandreise einer offiziellen AfD-Delegation viereinhalb Jahre her ist.

Als Anhänger einer Verständigung mit Russland kann man nur hoffen, dass Frohnmaier in Moskau – wenn denn die Reise einmal stattfinden sollte – diplomatisch auftritt und sich deplatzierter Vergleiche enthält. Im Interview mit der Welt verglich er Russlands Präsidenten tatsächlich mit "einem Kopfabschneider" (O-Ton Frohnmaier) wie Syriens Interimspräsidenten Ahmed al-Scharaa. Wenn westliche Staaten mit al-Scharaa Kontakte pflegen würden, könnte man doch "irgendwann wieder versuchen", "mit Russland über Sicherheitsarchitekturen zu reden", so Frohnmaiers Wortlaut.

Fraglich ist auch, ob und wann Frohnmaier nach China reisen wird, einem ebenfalls bedeutenden Akteur in der neuen, multipolaren Weltordnung. Oder ob seine Förderin Weidel diese wichtige Reise selbst unternehmen will. Immerhin soll sie Medienberichten zufolge mehrere Jahre in China gelebt haben und Mandarin sprechen. Zuletzt war Weidel im Sommer 2023 zusammen mit den AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron und Peter Felser zu Besuch in China gewesen. Immerhin: Der Kontakt scheint nicht abgerissen zu sein. Deutsche Mainstreammedien wollen wissen, dass sich Weidel mehrfach mit Wu Ken, dem chinesischen Botschafter in Berlin, getroffen hat. Genug zu bereden gibt es sicherlich, angesichts weltpolitischer Krisen und dem Aufstieg der AfD in der Wählergunst zu Deutschlands beliebtester (wenn auch umstrittenster) Partei.

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