Sentimentale Wohlfühloase oder Kern des Widerstands? Die zahme Friedensdemo von Berlin

Es war bislang die größte Friedenskundgebung des Jahres in ganz Deutschland. Es traten Redner auf, denen man nur zustimmen kann. Zudem gab es viel Musik und gegenseitiges Schulterklopfen. Ist dieser weitere Versuch, die deutsche Friedensbewegung aus dem Lethargieschlaf zu wecken, trotzdem gescheitert? Dazu sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Unsere Korrespondenten liefern eine Dokumentation der Ereignisse.

Von Astrid Sigena und Wladislaw Sankin

Am vergangenen Samstag wurde vor dem Brandenburger Tor in Berlin eine Kundgebung abgehalten, zu deren Teilnahme die Vorsitzende des BSW, Sahra Wagenknecht, aufgerufen hatte. Gegenstand der Kundgebung waren das brutale Vorgehen Israels im Gazastreifen, der Ukraine-Krieg und die Aufrüstungspolitik der Bundesregierung. Entsprechend lauteten auch die Slogans auf dem Bühnentransparent: "Stoppt den Völkermord in Gaza! Keine Waffen in Kriegsgebiete! Frieden statt Wettrüsten!" Insgesamt sollen es bis 12.000 Menschen gewesen sein, die an der Demo teilgenommen haben (RT DE berichtete).

Die Teilnehmerzahl von über 10.000 Personen erweckt in einer Zeit, in der eine Friedensbewegung dringlicher denn je erscheint, durchaus Zuversicht, obgleich die Bevölkerung angesichts der von den Kriegstreibern ausgehenden Bedrohung zunehmend Mutlosigkeit und Lethargie zu zeigen scheint. Susan Bonath, die selbst an der Kundgebung teilnahm, sieht in dem Berliner Ereignis, welches von den etablierten Medien mit Hohn und Spott bedacht wurde, bereits die Möglichkeit einer neuen Friedensbewegung, die sich durch ein jüngeres, vielfältigeres und zugleich vehementeres Auftreten auszeichnet. Besonders die multikulturelle Durchmischung der Wagenknecht-Demo mache ihr Hoffnung für einen engagierten Demo-Herbst, der gelingen könne, wenn sich die Friedensbewegung nicht spalten lasse.

Allerdings empfand Susan Bonath die Reden als zu wenig kämpferisch und sich dem Mainstream anbiedernd. Und tatsächlich schwankte der Protest vor dem Brandenburger Tor zwischen Kitsch und Sentimentalität. Hier trafen sich Poeten und Musiker, äußerten rührende Worte und bekamen Applaus. Danach ging man wieder auseinander, während die Mächtigen nicht einmal Notiz von der Sache nahmen. Für die immer intensiver anlaufende Kriegsmaschinerie war die Veranstaltung vermutlich nicht einmal ein Sandkorn im Getriebe.

Aber lassen Sie uns die Beiträge der einzelnen Redner auf der Kundgebung im Einzelnen betrachten – hier auf dem offiziellen BSW-Youtube-Kanal dokumentiert

Daniel Aminati

Die Veranstaltung begann mit der Rede des Autors und Liedermachers Daniel Aminati in pastoralem Tonfall, der an die Querdenker-Demos erinnerte: "Wenn wir im Frieden mit uns selbst leben wollen, dann müssen wir uns annehmen, dann müssen wir im Frieden mit uns selbst sein. Auch wenn dieser Einklang nie vollkommen ist." Man müsse immer wieder eine innere Stimme wahrnehmen, die einem zuflüstert: Hier bist du richtig. Im Folgenden pries Aminati die Sicherheit und den Wohlstand, die Freiheiten und Rechte, die wir in Deutschland genössen (ein befremdliches Statement in Zeiten, in denen sich die deutschen Gefängnisse allmählich mit politischen Gefangenen füllen), und sang den Lobpreis der Empathie. Wir (die "Herzensmenschen") seien – obwohl weitab vom Schlachtfeld – dazu verpflichtet, uns mit den Opfern der Kriege zu solidarisieren, verkündete er, bevor er die Zerstörungen in Gaza auflistete. Immerhin benannte er das Vorgehen Israels in Gaza klar als Völkermord. Das obligatorische Martin-Luther-King-Zitat am Schluss der Rede durfte nicht fehlen.

Mosche Zuckermann

Der israelische Soziologe und Historiker Mosche Zuckermann, ein schon älterer Herr, blieb in seiner Videobotschaft aus Tel Aviv sachlich und ließ anklingen, dass es der israelischen Gesellschaft völlig egal sei, was in Gaza passiere (was im Gegensatz zu Daniel Aminatis Behauptung stand, die Mehrzahl der Israelis sei entsetzt über das Vorgehen der israelischen Regierung). Viele in der Armee und in der Bevölkerung wüssten, dass der Krieg zweck- und sinnlos geworden sei, dennoch werde er nicht beendet, weil weder die israelische Regierung noch die Hamas dazu bereit seien. Dabei finde im Gazastreifen eine derartige Anhäufung an Kriegsverbrechen statt, dass es absolut geboten sei, diesen Krieg zu beenden. Netanjahu versuche dies zu verhindern, weil er ein Gerichtsverfahren fürchte und sich für sein Versagen rechtfertigen müsse. Denjenigen Israelis, die den Krieg beenden wollten, ginge es meist nicht um die Menschenrechte der Palästinenser, sondern allein darum, dadurch die Geiselbefreiung zu ermöglichen. Der Druck zum Friedensschluss müsse von außen kommen. Auch wenn Zuckermanns Fazit düster ausfiel, handelte es sich um einen interessanten Einblick in das Gefühlsleben der israelischen Gesellschaft!

Daniel Aminatis Lieder

Dann noch einmal Daniel Aminati mit einem Lied ("Das ist mein Versprechen"), das er den leidenden Kindern im Gazastreifen widmete. Im Vorspann sprach er über seine "eher bescheidene" Kindheit und fragte in die Runde, wer eine glückliche Kindheit gehabt hätte: "Wow, das gibt Hoffnung! Das gibt so viel Hoffnung!" (dann gab es während der Übertragung des Liedes Tonprobleme – oder es wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt, aber es wird wohl weiterhin in diesem Stil gewesen sein) Es folgte ein weiteres Lied unter Verweis auf die lebensbedrohliche Krebserkrankung seiner Frau Patrice. "Steh auf!". Die Lieder hatten also keinen politischen, sondern einen privaten Inhalt, was sie für eine Kundgebung unpassend erscheinen ließ.

Dieter Hallervorden

Der Kabarettist und Schauspieler Dieter Hallervorden hat künstlerisch und politisch einen perfekten Auftritt hingelegt, der die Teilnehmer zu Tränen rührte. Seinen Vortrag begann er mit seinem Gedicht "Gaza Gaza" (man kann schon jetzt prophezeien, dass diese Dichtung mit der berühmten Zeile "Und ich frag mich da immer wieder: Und das soll kein Völkermord sein?" ein Klassiker der deutschen politischen Lyrik werden wird!). Es folgte eine Rede und dann ein Lied (eine Interpretation des italienischen Partisanenlieds "Bella ciao"), welches sich am Ende zu einem Gesamtkunstwerk verdichtete, das direkt zum friedvollen zivilen Ungehorsam aufrief (denen da oben mit ihrer Kriegstüchtigkeit die rote Karte zeigen!, das Einberufungsschreiben mit einem gewissen Hinterteil lesen!). So wirkte er einerseits konkret politisch, blieb andererseits im Rahmen des Sentimentalen, wobei es sich jedoch um eine positive Sentimentalität handelte. Überdies verfügte Dieter Hallervorden als jemand, der soeben seinen 90. Geburtstag begangen hatte, über die Autorität eines Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs, der weiß, wovon er redet.

Roger Waters

Roger Waters, der Mitbegründer von Pink Floyd, wurde mit seiner Videobotschaft und einem Lied auf einem Großbildschirm eingespielt. Waters trug die Kufija und sprach auf Englisch (deutsche Untertitel waren eingeblendet). Der berühmte Musiker sprach auch über den Ukrainekonflikt, nannte die Ukraine ein zutiefst gespaltenes Land und forderte Volksabstimmungen in den zwischen der Ukraine und Russland umstrittenen Oblasten. Dabei bezeichnete er die Machthaber in Kiew als "Stepan Banderas Jünger". Bezüglich des Nahost-Konflikts prangerte Waters "das unaussprechliche Verbrechen" an, das Israel nicht nur im Gazastreifen, sondern überall in der Region begehe. Der Name dieses "unaussprechlichen Verbrechens" sei Zionismus. Roger Waters zog eine unmissverständliche Parallele zwischen dem früheren europäischen Kolonialismus und dem gegenwärtigen Vorgehen Israels. Der gemeinsame Nenner sei der Landraub, der auf dem Glauben an ein "gottgegebenes Recht" dazu beruhe. Auch Waters griff in die Kitschkiste: Er wünschte, er könne den Teilnehmern tief in die Augen schauen und Liebe und Wahrheit mit ihnen teilen. Seine Rede schloss er mit dem Gruß "We shall overcome!" Im Gegensatz zum munteren, aufputschenden (und daher für politische Kundgebungen jeder Art bestens geeigneten) "Bella ciao" Hallervordens bestand Roger Waters Darbietung aus einem langsamen Walzer.

Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht brillierte gewohnt verlässlich. Ihre Rede brachte nichts fundamental Neues, es handelte sich um schon lange gewohnte Kritik an den Mächtigen. Zudem war Wagenknechts Rede nicht frei von längst überholten Plattitüden. So schlug sie vor, dass Falken wie Kiesewetter oder Strack-Zimmermann doch selbst ein Bataillon aufstellen und in den Ukrainekrieg ziehen sollten (Dieter Hallervorden hatte dieses eigentlich schon abgedroschene Motiv vorher weitaus eleganter anklingen lassen). So verständlich die Anprangerung von russophoben Sofakriegern, die für ihren Hass andere sterben lassen wollen, auch ist, so ist dieses Argument doch verhängnisvoll. Denn, welche Konsequenzen ergäben sich, wenn eine Person wie Tim Schramm diesen Rat befolgte und in der Ukraine auf russische Staatsbürger schösse? Dies steht zweifelsohne nicht im Einklang mit Wagenknechts Intention, wodurch diese jedoch abrupt an Glaubwürdigkeit einbüßt.

Wagenknecht forderte, man solle die Lehren aus der deutschen Geschichte ernst nehmen. Die Lehre aus der deutschen Geschichte impliziere jedoch nicht, eine rechtsextreme Regierung bei ihrem Völkermord in bedingungsloser Treue zu unterstützen. Die Lehre aus der deutschen Geschichte müsse vielmehr darin bestehen, sich zu erheben, wenn Menschen schwerstes Unrecht erleiden. Wagenknecht verlangte demgemäß den Stopp deutscher Waffenlieferungen an die israelische Regierung. Und die allerwichtigste Lehre laute: Nie wieder Krieg! Damit gelang es ihr sogar, dass die Demonstranten diesen Slogan skandierten. Eindringlich warnte sie vor einer Eskalation der Auseinandersetzung mit Russland, vor einem Atomkrieg, der das Ende unserer Städte, unserer Familien und unserer Zukunft (sowie Deutschlands) mit sich bringen werde. Sie habe den Eindruck, einige Politiker wüssten nicht mehr, was auf dem Spiel stehe. Am Schluss ihrer Rede sprach sie die Hoffnung auf eine starke Friedensbewegung aus.

Jeffrey Sachs

Im Anschluss an die Rede Wagenknechts folgte eine Videobotschaft des US-Ökonomen Jeffrey Sachs. Er erinnerte an den Putsch gegen den ukrainischen Präsidenten Janukowitsch, der sich Neutralität für sein Land wünschte, und kam dann auf die weitere Vorgeschichte des Ukraine-Kriegs zu sprechen. Die Lösung für diesen Konflikt sei: "Neutrality, not NATO". Sachs prangerte auch die Verantwortung deutscher Regierungen für den Ausbruch des Ukraine-Kriegs an.

Gabriele Krone-Schmalz 

Gabriele Krone-Schmalz, die frühere ARD-Korrespondentin in Moskau: Ihre Ausführungen waren – wie so oft bei ihr – etwas zu intellektuell für eine Kundgebung. Dennoch war der ihr gewidmete Applaus herzlich, was wohl an ihrem Status als moralische Autorität lag. Krone-Schmalz verwies auf die vom Grundgesetz vorgegebene Friedenssicherungspflicht der Bundesregierung sowie auf die Vorenthaltung ausländischer Informationsquellen in Deutschland, womit sie wohl auf die europaweite Zensur russischer Sender oder Nachrichtenagenturen wie RIA NowostiSputnik und RT anspielte. Sie stellte diesbezüglich die sehr berechtigte Frage: Sind wir Untertanen oder sind wir mündige Bürger?

Zum Gaza-Krieg äußerte sich Krone-Schmalz lediglich ganz am Schluss ihrer Rede, prangerte aber Israels dortigen Krieg als Völkermord an. Die während der Shoah ermordeten Juden würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten, dass zur Verteidigung des israelischen Vorgehens, der Vorwurf des Antisemitismus missbraucht und zweckentfremdet würde. Sie sehe keinen Anlass dazu, die von Israel im Gazastreifen und im Westjordanland verübten Verbrechen zu tolerieren, nur weil es sich bei den Tätern um Juden handele.

Massiv 

Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierten die beiden Rapper Massiv und Bausa noch ihre Darbietungen. Massiv wurde als einzigem Palästinenser, der an diesem Tag in Berlin eine Rede hielt, eine besondere Glaubwürdigkeit beigemessen. Er konnte von der Unterdrückung der Palästinenser als Augenzeuge berichten. Seine bildreichen Worte wirkten pathetisch, aber ehrlich. Auch, dass er nach eigenen Angaben versucht hatte, medizinische Hilfsmittel in den Gazastreifen zu liefern (die Israel dann blockierte), gewann ihm die Achtung der Zuhörer. Massivs Rede war von einem kitschigen Weltbild geprägt, wie es bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund verbreitet ist (Brüderschaft der drei Buchreligionen, Dankbarkeit für die Aufnahme seiner Familie im rettenden Deutschland). Dementsprechend sang Massiv das hohe Lied der freiheitlichen BRD. Die gleichzeitige Erwähnung überfallener Ukrainer und Palästinenser als Kriegsopfer, denen er seine Stimme verleihen wollte, ließ ihn politisch unbedarft erscheinen und harmonierte zudem nicht mit den Ausführungen der übrigen Redner, die das Narrativ bezüglich der Ukraine durchaus kritisch betrachtet hatten. Massivs Appell an die Gleichheit aller Menschen: "Denn am Ende bluten wir alle gleich" erinnerte an Shylocks Monolog des Shakespeare-Dramas "Der Kaufmann von Venedig": "Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?" Massiv beklagte die grassierende Doppelmoral, wonach das Leben eines Menschen dunkler Hautfarbe offenbar geringer geschätzt werde als das eines weißen Menschen. Er verstehe Deutschlands Solidarität mit Israel aus historischen Gründen, aber blinde Solidarität lasse die Deutschen zu Mittätern werden.

Bausa

Im Anschluss an Massivs Rede wurde "Free Palestine" skandiert. Dann trat Bausa auf, der dieses Mal anstelle eines Anti-AfD-Shirts einen Hoodie mit dem Aufdruck „Free Palestine“ trug. Er bat die Deutschen, sich vorzustellen, es wären ihre Kinder, die auf offener Straße erschossen würden oder an Hunger stürben. Es gebe unzählige Berichte, die besagten, dass das keine Kollateralschäden seien. Bausa: "Wir reden hier von gezielten Tötungen. Von Kleinkindern mit Kopfschüssen." Und israelische Soldaten würden sich im Internet noch damit brüsten, diese Kinder getötet zu haben. Bausa erklärte, er sei schockiert von der deutschen Medienlandschaft, weil sie nur sehr mangelhaft über das grausame und kalkulierte Vorgehen der israelischen Armee berichte. Auch die Blockade von Hilfsgütern durch die israelischen Behörden prangerte Bausa an, ebenso die Tötungen von Journalisten in Gaza. Dies alles sei keine legitime Verteidigung mehr. Israel habe allein in dieser Woche sechs Länder angegriffen. Es ginge nun nicht mehr nur allein um Gaza. Er appellierte an seine deutschen Landsleute: "Wir haben schon einmal weggeschaut. Wir haben schon einmal zu wenig getan. Bitte nicht noch einmal! ‚Nie wieder‘ ist wirklich jetzt!"

Abschluss: Danke an Euch, Herzensmenschen

Am Ende kamen alle Redner außer Hallervorden, der zurück in sein Theater musste, noch einmal auf die Bühne, um sich von den Versammelten zu verabschieden. Sahra Wagenknecht fasste es kurz: "Wir sind viele, wir werden mehr und wir kommen wieder". Gabriela Krone-Schmalz erklärte: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es gelingt, auf friedliche Weise, mit zivilisierten Mitteln auf die richtige Politik zu kommen, die den Menschen dient und nicht irgendwelchen abstrakten Prinzipien. 

Die beiden Künstler Massiv und Aminati bedankten sich beim Publikum. "Das Schönste ist, es war unglaublich friedlich und unsere Stimmen waren von Herz zu Herz und es macht mich stolz", so Massiv. Ähnlich äußerte sich Aminati –

"Ich bin ganz froh ein Teil von dieser ganz tollen Energie, von dieser friedlichen Energie gewesen zu sein. Ich hoffe, dass dieses Zeichen, dieses Herauskommen von Euch allen in die Welt gesendet wird, um es nach Möglichkeit nachzumachen. Herzlichen Dank, ihr Herzensmenschen". 

Auch die Moderatoren kamen auf die Gefühle zu sprechen. Sie strahlten. "Lasst uns dieses großartige Gehühl von hier, vom Branbenburger Tor mit nach Hause nehmen. Lasst uns dieses Gefühl mit Freunden teilen und weitertragen", so der Moderator. "Heute haben wir ein Zeichen gesetzt, ein lautes Zeichen, wir haben unsere Stimmen genutzt", las die Moderatorin vom Blatt ab. "Lasst uns weiter so machen und lasst uns nicht das letzte Zeichen sein". In den letzten Minuten der Kundgebung erklang wieder Musik von der Bühne. Der Sänger Bausa setzte sich an den Flügel und sang sein "Frühling im Viertel". 

Mit dem Ausklang der letzten Strophe war es bereits 16:30 Uhr. In diesem Moment ließ der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue am anderen Ende des Tiergartens die zweite Wohlfühloase dieses Tages erblühen. Tausende Menschen sind zum Bürgerfest beim Staatspräsidenten gekommen, um mit ihm und seiner Gattin gemeinsam – so die Pressemitteilung – das ehrenamtliche Engagement in Deutschland zu würdigen. Viele sind mit ihren Familien gekommen. Die Besucher mussten sich vorher anmelden und eine Passkontrolle durchlaufen, um dem Präsidentenpaar ein Menschenbad für Fotos mit Gästen zu ermöglichen. Es gab keine Zwischenfälle oder Proteste. Nach Beendigung des Bürgerfestes nach zweieinhalb Stunden war die Kundgebung "Stoppt den Völkermord – Frieden statt Aufrüsten" in der Presse bereits mehrfach kritisiert worden. Gleichwohl erwies sich dieser Tag für sämtliche Teilnehmer sowohl der Friedenskundgebung als auch des Bürgerfestes als ein Erfolg, da er sich insbesondere durch seine Herzlichkeit auszeichnete. 

Mehr zum Thema – Propaganda: Wie der WDR die Kölner Friedensdemo zu einem Gewaltevent umdichtet