Das Adels-Amt – Gegen Putin für Krieg

"Ich habe den starken Eindruck, die amerikanische Seite war nicht sehr gut vorbereitet", erklärt Rüdiger von Fritsch den ARD-Zuschauern. Der Mann war bis Juni 2019 Botschafter Deutschlands in Moskau. "Die ARD und ihr Freiherr betreiben Propaganda", diese Wahrnehmung erklärt Autor Uli Gellermann.

Von Uli Gellermann

Das Treffen von Putin und Trump hat einen möglichen Krieg der beiden
Großmächte vermieden. Man hat sich zur Beendigung des Ukraine-Kriegs
auf Verhandlungen über ein Friedensabkommen geeinigt. Die
Kriegsfraktion in Deutschland hätte gern eine "Waffenruhe" gesehen,
eine Ruhe, in der die reaktionäre Fraktion in der Ukraine in aller Ruhe
mit noch mehr westlichen Waffen beliefert werden könnte. Mit Waffen,
die den Krieg verlängert hätten und ihn durchaus bis zu einem
Weltkrieg hätte zuspitzen können.

Antirussische Fraktion

In Deutschland gibt es, vor allem in den Medien, jede Menge Kräfte, die sich auf eine Verlängerung des Krieges orientieren. Neben der Rüstungsindustrie, die in diesem ihre Profite sichern und erhöhen will, gibt es eine alte antirussische Fraktion, die den gegen Russland verlorenen Weltkrieg gern in einen späten Sieg umwandeln will. Dass dieser "Sieg" mit Sicherheit in eine erneute Niederlage Deutschlands und in einen Dritten Weltkrieg führen würde, ist dieser Kriegsfraktion gleichgültig.

"Putin hat alles bekommen, was er will"

Zu dieser Fraktion hat sich erneut die ARD-Tagesschau bekannt, das quotenstarke Zentralorgan der Reaktion in Deutschland. Der jüngste Versuch der Tagesschau, den möglichen Frieden in der Ukraine zu torpedieren, gipfelt in ihrem Beitrag mit der Überschrift "Putin hat alles bekommen, was er will" vom 16. August. Eine Überschrift, die den Ukraine-Krieg wie ein Spiel behandelt, in dem es um "Gewinn" geht, obwohl in einem Krieg alle verlieren.

Tendenz-Interview

Um die Thesen und Wünsche der Tagesschau-Macher zu bestätigen, wird als Kronzeuge gegen das Treffen von Putin und Trump der deutsche Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch interviewt. Um die Tendenz des Interviews vorab festzulegen, gibt die Tagesschau dem Interviewten gleich eine Einstiegsvorlage: "Wir sind alle ein bisschen überrascht über das, was in Alaska NICHT passiert ist. Sie auch?"

Rüdiger Werner Hans-Erdmann Freiherr von Fritsch-Seerhausen

Der Herr Rüdiger Werner Hans-Erdmann Freiherr von Fritsch-Seerhausen kommt aus dem deutschen Adel und setzt dessen antirussischen Traditionen im Auswärtigen Amt munter fort: Mit "Wir haben einen schrecklichen Aggressionskrieg" steigt der Freiherr ein, natürlich blendet er die aggressive NATO aus, die versucht hat, die Ukraine als Sprungbrett gegen Russland zu akquirieren. Dass hier die Quelle des Krieges liegt, wollen weder die ARD noch der Freiherr zugeben. So darf der Freiherr ungestört ausführen:

"Worum geht es? Wir haben einen schrecklichen Aggressionskrieg, einen Angriffskrieg eines Landes gegen ein anderes. Und unsere natürliche Erwartung in der Vergangenheit wäre gewesen, dass der früher immer sogenannte Führer der freien Welt dafür sorgt, dass dem Opfer der Aggression beigestanden wird und es zu seinem Recht kommt. Ist das geschehen? Nein, es ist nicht geschehen."

NAZI-Zeit und diplomatischer Dienst

Schon in der NAZI-Zeit war der diplomatische Dienst mit Adligen gut bestückt; diese Tradition sollte sich in der Bundesrepublik fortsetzen. In der bis heute üblichen Verwechslung von Russland mit der Sowjetunion ist die Gegnerschaft zu Russland begründet: Man hat mit der Oktoberrevolution Ländereien und Einfluss verloren: Das verzeiht der Adel auch dem Rechtsnachfolger der Sowjetunion.

Wehrfähigkeit: Aufrüstung und Kriegsvorbereitung

Von Fritsch war bereits von 1986 bis 1989 als politischer Referent an der deutschen Botschaft in Warschau tätig, unter anderem mit der Aufgabe, den Kontakt zur damals illegalen Opposition zu halten, insbesondere zur Gewerkschaft Solidarność. Zwar gilt die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder kaum als Akt der Diplomatie, aber von Fritsch denkt und handelt in den alten, reichsdeutschen Kategorien des Imperialismus.

Deshalb behauptet er: "Putin will aber keinen Frieden". Und setzt fort: "Es ist für die Ukraine und für die Zukunft der europäischen Sicherheit eine extrem schlechte Ausgangssituation."

Dieser Satz nennt die Zielrichtung des Herrn: "Europäische Sicherheit" bedeutet für diese Fraktion "Kriegstüchtigkeit", sprich Aufrüstung und Kriegsvorbereitung.

Behauptung vom bedrohlichen Russen

Hinter der "Wehrfähigkeit" lauert die Behauptung vom "bedrohlichen Russen". Dass die Verhältnisse grundsätzlich anders sind, ist an den Fakten zu erkennen: Die NATO-Staaten geben gemeinsam viel mehr Geld für ihre Verteidigung aus als Russland – insgesamt fast dreizehnmal so viel und immerhin noch dreimal so viel, wenn man die Ausgaben der USA vom gesamten NATO-Etat abzieht.

Die ARD und ihr Freiherr betreiben Propaganda. Von Journalismus und Diplomatie keine Spur. Man arbeitet tüchtig für den Krieg.

Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begründen seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite Rationalgalerie.

Der Beitrag wurde zuerst am 16. August 2025 auf www.rationalgalerie.de veröffentlicht.

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