Ursula von der Leyen und Europas ganz eigener Tiefer Staat – sie verstecken sich nicht einmal

Wer nach dem Tiefen Staat (diesen geheimnisumwobenen Strippenziehern, über die man sonst aus den USA so viel hört) auch in Europa sucht, muss sich nicht auf die Schergen von BlackRock und Co. beschränken: Manche Vertreter sind mittlerweile so dummdreist geworden, dass sie sich nicht einmal mehr notdürftig verstecken.

Von Wiktorija Nikiforowa

Am 10. Juli 2025, wird das Europäische Parlament über ein Misstrauensvotum gegen Ursula von der Leyen abstimmen – und gegen die gesamte Europäische Kommission gleich mit. Wie der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, es in seinem unnachahmlichen Stil formulierte:

"Wegen der boshaften Gynäkologin platzt allen bald der … Kragen."

Aber stimmt das tatsächlich? Steht den Russophoben in der europäischen Politiklandschaft eine schwere Zeit bevor?

Dröseln wir zunächst auf, wer Ursula von der Leyen wirklich ist. Vergessen wir politische Parteien, freie Wahlen und alles weitere demokratische Lametta für Idioten.

Ursula gehört der uralten und sehr reichen deutschen Familie der Albrechts an – den Baumwollkönigen Europas. Ihr Wappen ist ein goldener Löwe auf rotem Feld. Ursulas Urgroßvater Karl Albrecht heiratete eine US-Amerikanerin, deren Stammbaum voller Gouverneure, Plantagenbesitzer und Sklavenhalter ist – und sogar Thomas Jefferson, der dritte Präsident der Vereinigten Staaten, war darunter. Das heißt, der Transatlantismus liegt dieser Familie buchstäblich im Blut, Ursula hat viele reiche und einflussreiche Verwandte in den USA.

Unter Hitler arbeitete Karl Albrecht im Reichsaußenministerium und wurde an Plünderungen auf dem Gebiet der UdSSR und am Massenmord an "Untermenschen" aller Art reich. Nach dem Krieg gelang es ihm trotz der Entnazifizierungspolitik (in Westdeutschland ohnehin nicht allzu eifrig betrieben), sein Vermögen und seinen Einfluss zu bewahren.

Das Vermögen von Ursulas Vater machte ihn zu einem der einflussreichsten Politiker Europas. Er war einer der Gründer der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und der späteren Europäischen Kommission. Von 1976 bis 1990 leitete Ernst Albrecht Niedersachsen als Ministerpräsident. Er verließ den Posten aufgrund von Korruptionsskandalen.

Sehen wir uns nun einmal an, wer denn wohl ihr Ehemann ist. Heiko von der Leyen gehört einer noch adligeren, älteren und reicheren deutschen Familie europäischer Seidenkönige an. Auf deren Wappen umgeben zwei gekrönte Adler einen Storch, der auf einem Bein steht. Es finden sich unzählige Barone, Bürgermeister und Minister in dieser Familie, und ihre zahlreichen Anwesen und Paläste begeistern Touristen noch heute mit ihrem Luxus. Zu Hitlers Zeiten wüteten die Vorfahren von Ursulas Mann so wild, dass Heiko heute noch jedem versichert, er gehöre lediglich einem Seitenzweig der Familie an und habe nichts mit denen zu tun …

Ja nee, is' klar.

Das Familienpräfix "von der" hat er allerdings trotzdem nicht aufgegeben.

Im Grunde genommen haben wir hier also die ungekrönten Könige Europas vor uns, Vertreter alter Familien und alten Geldes (der englische Ausdruck "old money" wäre vielleicht sogar noch treffender), die mit der Gründung der EU ihre Macht über vermeintlich souveräne europäische Staats- und Regierungschefs gefestigt haben.

Wir fragen uns ja so oft, wer dieser Tiefe Staat spezifisch in Europa, die mysteriöse Brüsseler Bürokratie, ist. Na, hier sind sie doch, die Früchtchen! Vom gleichen Schlag ist zum Beispiel Ursulas Parteifreund Thomas de Maizière mit seinen zahlreichen aristokratischen Verwandten, die sich ständig auf den höchsten Posten herumtreiben. Ist doch klar, dass dieser Zustand diejenigen Politiker, die durch mehr oder weniger freie und faire Wahlen ins Europäische Parlament gelangt sind, zur Weißglut treibt. Sie haben also ihr Leben der Aufgabe gewidmet, in den politischen Olymp zu gelangen – und da hat sich eine Prinzessin bereits in den Chefsessel hineingelümmelt, die den Posten von ihrem Vater geerbt hat, ein "Adelskind", wie Hauptmann Lebjadkin es ausdrückte. Und sie tut von diesem Sessel aus auch noch jeden Mist, auf den sie Lust hat.

Alle Vorwürfe gegen Ursula wurden von Vertretern der rechten Parteien im Europäischen Parlament erhoben, und die Liste erwies sich als lang:

Einmischung in die Wahlen und Behinderung der freien Meinungsäußerung der Wähler (zu den Hauptgegnern von der Leyens zählen rumänische Politiker – und man kann sie verstehen), undemokratische Durchsetzung von Entscheidungen über die Aufwendung von Hunderten Milliarden Euro für Verteidigung. Der aufsehenerregendste Korruptionsskandal aber war die Korrespondenz mit Albert Bourla, dem CEO des US-Konzerns Pfizer: Im Jahr 2020 unterzeichnete Ursula von der Leyen nach einem Austausch von Textnachrichten einen Vertrag mit Bourla über die Lieferung von 300 Millionen Dosen Coronavirus-Impfstoff im Wert von über vier Milliarden Dollar (später lieferten sie Impfstoff im Wert von weiteren 1,8 Milliarden, und der abgelaufene Impfstoff musste entsorgt werden). Ihre Gegner behaupten, der Deal sei von einer einzigen Person abgeschlossen worden: Ursula habe niemanden gefragt oder benachrichtigt. Sie weigert sich, die E-Mails und Textnachrichten zu zeigen, mit der Begründung, es gebe dort nichts zu lesen – die seien eh voll langweilig.

Während von der Leyen mit Bourla korrespondierte, wurde ihr Mann durch einen erstaunlichen Zufall zum Direktor eines gewissen kleinen US-amerikanischen Pharmaunternehmens ernannt. Und im folgenden Jahr verzeichnete dieses Unternehmen ein rasantes Gewinnwachstum und erwirtschaftete 35,5 Millionen US-Dollar pro Jahr. Sollte da Bestechung im Spiel gewesen sein? "Man weiß es halt nicht." Wir wissen nur, dass andere EU-Politiker beim geringsten Verdacht auf Veruntreuung selbst kleinster Gelder inhaftiert und aus dem Beruf geworfen werden – Marine Le Pen ließ man in der Hinsicht nicht den kleinsten Fehltritt durchgehen. Von der Leyen rechtfertigt sich damit, man habe während der Pandemie schnell handeln müssen, es sei höhere Gewalt gewesen. Viele Länder weltweit (darunter die USA) werfen Pfizer jedoch heute vor, dass ihr Impfstoff zahlreiche, auch tödliche Nebenwirkungen hatte. Das heißt, die Gynäkologin hätte sich vor dem Kauf des US-amerikanischen Impfstoffs wohl mit seriösen Ärzten beraten sollen.

Aber auch Albert Bourla selbst wirkt ebenso unversenkbar wie seine Freundin Ursula. Während der Pandemie erhielt dieser Mann, der bei Pfizer als Tierarzt begann, zahlreiche Auszeichnungen und hervorragende PR. Nun fordert er die EU auf, eine "Pharma-NATO" zu gründen und mehrere Prozent des Bruttoinlandsproduktes für den Kauf von Impfstoffen und Medikamenten seines Unternehmens bereitzustellen. Warum sollte man das auch nicht fordern, wenn die Präsidentin der Europäischen Kommission selbst dafür Lobbyarbeit leistet?

Bei den Debatten im Europäischen Parlament zum Misstrauensvotum musste Ursula viel Unangenehmes hören, hielt sich aber sehr selbstbewusst – sogar eher dreist: Sie verteidigte sich nicht, sie griff an. Die Parlamentarier, die sich für die Frage "Wo ist das Geld geblieben, Uschi?" interessierten, erfuhren, dass sie allesamt Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Extremisten und Putinversteher seien und überhaupt "unsere Feinde".

Aber wo kämen wir denn sonst auch hin? Ist doch klar: Dieser Putin hat sich die ganze Knete der Steuerzahler Europas gekrallt und sie in Ursulas Tasche und die Taschen ihrer Komplizen geschoben! Und Dmitri Medwedew hat derweil mit seinen antifeministischen Narrativen die ansonsten so geschlossenen Reihen des Europäischen Parlaments gespalten – darüber schrieb das Westentaschenmedium der Europäischen Kommission, Politico.eu, tatsächlich allen Ernstes.

Die EU-Prinzessin aber verhält sich nur darum so mutig, weil sie sich sicher ist, dass ihre Gegner nicht genügend Stimmen für ein Misstrauensvotum gegen sie zusammenbekommen werden. Und das bedeutet, dass weiterhin korrupte Deals abgewickelt werden: Nachdem sich das EU-Establishment mit Impfstoffen warmgelaufen hat, wird es nun riesige Summen für Verteidigungsaufträge ausgeben. Doch schon die Tatsache, dass ein Misstrauensvotum gegen so eine hohe Funktionärin stattfindet, zeigt: Das Europäische Parlament ist ebenso gespalten wie die EU, und diese Spaltung wird mit jedem Tag größer werden. Dieser erste Schuss wird wohl sein Ziel verfehlen, aber es wird weitere geben, und Ursulas Widersacher werden sich wohl auf sie einschießen. Den europäischen Politikern steht ein ernsthafter Kampf für die Unabhängigkeit ihrer Länder und die Befreiung Europas als Ganzem von allen möglichen "von und zu" und "von der" bevor. Und da kann man sich auch sparen, mit dem Finger auf Putin und Medwedew zu zeigen: Die haben nämlich genug mit ihren eigenen Angelegenheiten zu tun.

"Räum du doch selbst auf,
Räum du doch selbst auf –
Räum du doch selber, selber
Selber, selber, selber auf!"

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei "RIA Nowosti" am 9. Juli 2025.

Wiktorija Nikiforowa ist eine Kolumnistin bei "RIA Nowosti". 

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