Von Hans-Ueli Läppli
Spielend mit dem Spruch "Go woke, go broke" – ob er zutrifft oder nicht, die Ära der Wokeness scheint sich ihrem Ende zuzuneigen: McDonald’s Corp. hat einen Schritt unternommen, der einen grundlegenden Wandel in der Unternehmenswelt widerspiegelt. Der Fast-Food-Riese hat angekündigt, seine Initiativen zu "Diversity, Equity, Inclusion" (DEI) an den 14.300 US-Standorten erheblich zurückzufahren.
Teil dieses Strategiewechsels ist auch der Ausstieg aus externen Bewertungen wie dem "Workplace Diversity Survey" der "Human Rights Campaign". Diese Entscheidung verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, denen sich US-Unternehmen angesichts einer zunehmend von politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Spannungen geprägten Dynamik stellen müssen.
McDonald’s reiht sich in eine wachsende Liste großer Unternehmen ein, die ihre DEI-Strategien überdenken. Walmart hat kürzlich die Finanzierung seines "Centers for Racial Equity" eingestellt und Programme zur Lieferantenvielfalt zurückgefahren. Der Automobilhersteller Ford hat sich ebenfalls aus dem "Corporate Equality Index" der "Human Rights Campaign" zurückgezogen, während andere Unternehmen wie Meta und Harley-Davidson ihre DEI-Bemühungen stillschweigend reduziert haben.
Dieser Trend wurde teilweise durch den Druck konservativer Aktivisten und politischer Gruppen angetrieben, die argumentieren, dass DEI-Programme oft in umgekehrte Diskriminierung abgleiten und Teile der Kundenbasis entfremden. Robby Starbuck, ein konservativer Aktivist, zählt zu den lautstärksten Kritikern und fordert einen Rückzug aus dem, was er als "politisierte" Diversity-Initiativen bezeichnet.
Zusätzlichen Druck übt das Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 2023 aus, das die "affirmative action" (positive Diskriminierung) in der Hochschulzulassung für verfassungswidrig erklärte. Dieses Urteil hat Unternehmen veranlasst, DEI-Praktiken zu überdenken, die ähnliche rechtliche Herausforderungen hervorrufen könnten. Ein leitender Analyst für Unternehmenscompliance erklärte:
"Die Entscheidung des Gerichts hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die Unternehmen dazu zwingt, die Risiken aggressiver DEI-Politiken abzuwägen."
Für McDonald’s markiert diese Neuausrichtung eine bedeutende Wende. Während sich das Unternehmen zuvor ehrgeizige DEI-Ziele gesetzt hatte, darunter ein Ziel von 35 Prozent Vertretung unterrepräsentierter Gruppen in Führungspositionen bis 2025, wurden diese numerischen Benchmarks nun aufgegeben. Stattdessen hat das Unternehmen Pläne bekannt gegeben, seine Diversity-Abteilung in "Global Inclusion Team" umzubenennen, was auf eine Neuausrichtung in Richtung breiterer, weniger quantifizierbarer Inklusionsbemühungen hinweist.
Trotz des Rückzugs betont McDonald’s, dass Inklusion ein zentraler Wert bleibt. Derzeit sind 30 Prozent der Führungspositionen in den USA mit Personen aus unterrepräsentierten Gruppen besetzt, eine Zahl, die das Unternehmen beibehalten möchte. Kritiker argumentieren jedoch, dass solche Maßnahmen nicht ausreichen, um substanzielle Fortschritte zu erzielen.
Die öffentliche Meinung zu Diversity-Initiativen am Arbeitsplatz bleibt weitgehend positiv. Eine Ipsos-Umfrage für die Washington Post aus dem Jahr 2023 ergab, dass 61 Prozent der Amerikaner DEI-Initiativen unterstützen. Dennoch hat die politische und kulturelle Gegenreaktion gegen solche Programme eine schwierige Umgebung für Unternehmen geschaffen. Diese müssen jetzt einen komplizierten Balanceakt meistern, um Aktionäre zu besänftigen, Kundenpräferenzen zu berücksichtigen und rechtliche Risiken zu minimieren.
"Der Rückzug aus DEI-Initiativen ist nicht nur eine Reaktion auf politischen Druck, sondern auch Ausdruck einer umfassenderen strategischen Neuausrichtung", sagte ein Berater für Unternehmensstrategie.
"Unternehmen versuchen, eine Einmischung in die spaltenden Kulturkriege Amerikas zu vermeiden."
Der Rückzug aus DEI bleibt nicht ohne Konsequenzen. Interessenvertretungen wie die "Human Rights Campaign" haben McDonald’s und andere Unternehmen dafür kritisiert, ihre Diversity-Verpflichtungen aufzugeben, und argumentieren, dass diese Schritte sowohl Mitarbeitern als auch Kunden schaden. "Das Zurückfahren von DEI-Bemühungen sendet ein besorgniserregendes Signal über die Prioritätensetzung eines Unternehmens", erklärte ein Sprecher der Organisation.
"Es birgt das Risiko, das Vertrauen der Mitarbeiter zu untergraben und sozial bewusste Verbraucher zu entfremden."
Für McDonald’s ist die Entscheidung, seine DEI-Bemühungen zurückzufahren, Teil einer umfassenderen Strategie, um sich an äußeren Druck anzupassen und gleichzeitig seine Position als weltweit führendes Unternehmen in der Schnellrestaurantbranche zu behaupten. Der Schwerpunkt des Unternehmens auf "globaler Inklusion" deutet darauf hin, dass Diversity-Bemühungen in gewisser Form am Leben erhalten werden sollen, wenn auch ohne die Metriken und Verpflichtungen, die für Kritik gesorgt haben.
Da sich das rechtliche und politische Umfeld weiterhin entwickelt, bleibt die Zukunft von DEI-Initiativen in Unternehmen ungewiss. Vorerst versuchen Unternehmen wie McDonald’s, einen schmalen Grat zu beschreiten und Inklusion mit den Anforderungen von Aktionären, Kunden und einer sich rasch verändernden kulturellen Landschaft in Einklang zu bringen.
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