Moldawien und das liebe Erdgas aus Russland – eine Übung in psychiatrischer Realsatire

Während der Kiewer Machthaber Wladimir Selenskij sich mit Unflätigkeiten gegenüber Wladimir Putin hervortut und den Ministerpräsidenten der Slowakei Robert Fico zu bestechen versucht, will Maia Sandu ihm in nichts nachstehen: Moldawiens Präsidentin will Russland mit Sprüchen wie aus Gangster-Filmen zwingen, Gas zu liefern, obwohl Kiew die Transitpipeline Ende des Jahres stilllegen will...

Von Igor Malzew

Es gibt da ein kleines, aber stolzes Land, das vor allem dann in den Nachrichten auftaucht, wenn es sich voller Stolz weigert, Russland für geliefertes Erdgas zu bezahlen. Sie haben richtig geraten: Es ist Moldawien. Heute allerdings befindet sich Moldawien in einer noch interessanteren Situation (nein, nicht schwanger): Die ideologisch nahestehende Ukraine stoppt die Durchleitung russischen Gases durch ihr Territorium. Und hier sei angemerkt, dass der Winter in Moldawien ungefähr zu dieser Zeit Einzug gehalten hat.

Natürlich lastet nach dem Auslaufen des russisch-ukrainischen Gastransitabkommens die gesamte Verantwortung für die Zwangsabkühlung und, wer weiß, vielleicht bald auch die Verdunkelung Moldawiens auf Russland und insbesondere auf Gazprom – jedenfalls in den Augen der moldawischen Führung, vertreten durch Maia Sandu. Mehr noch: Obwohl der Transitvertrag gerade auf Initiative der ukrainischen Seite nicht verlängert wurde, sieht Sandu ausgerechnet Russlands Schuld an allem, aber wirklich allem. Und sie verlangt, dass das Erdgas, ganz gleich auf welche Weise, geliefert wird – aber auf tutti! Gleichzeitig weigerte sich Sandu nach Angaben des russischen Auslandsnachrichtendienstes SWR, die akuten Fragen der Energieversorgung ihres Landes mit Kiew zu besprechen.

Laut Sandu wird Moldawien ein "Rückspiel" gegen Transnistrien organisieren, falls Moskau keine Möglichkeit finde, Gas nach Chişinău zu liefern, erklärt der SWR mit implizitem Verweis auf eigene Aufklärungsdaten.

Ganz wie die russischen Gangster in den 1990er-Jahren sagten, wenn sie jemanden für einen Trottel hielten und ihn abziehen wollten:

"Ich kenne keinen von deinen Jungs, aber ich kenne dich."

Die wunderbare Rhetorik im Stil von "konkret Politik machen" der 1990er-Jahre geht jedoch weiter: Sandu warf Gazprom am Donnerstag vor, eine Energiekrise in Moldawien provoziert zu haben. Sie behauptete, der russische Energieriese weigere sich, sein Erdgas über eine alternative Route zu liefern, wenn der Treibstoff am Ende des Jahres nicht mehr durch die Ukraine fließen würde. Die gemeinte alternative Route ist wohl die auf dem Boden des Schwarzen Meeres verlaufende Gasmagistralleitung TurkStream – entlang der Route Russland–Türkei und zurück nach Norden durch Bulgarien, bis zu den Grenzen Moldawiens.

Wir wissen nichts über die mögliche Rolle der Türkei bei dieser glorreichen Idee, können es aber vermuten. Und wir kennen Recep Tayyip Erdoğan als einen großartigen Strategen und Taktiker – mit Weitblick von einem Stuhl ganz zum anderen Stuhl, auf denen er gleichzeitig sitzen will.

Russland belieferte Moldawien über die Ukraine bis jetzt mit etwa zwei Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr. Gas wird auch in die abtrünnige Region Transnistrien geliefert, die daraus billigen Strom erzeugt. Sandu wirft Russland "Erpressung" vor und fügt an:

"Gazprom weigert sich einfach, die Vertragsbedingungen zu erfüllen und Gas über einen anderen Weg zu liefern. Die Route ist verfügbar, die Mengen sind verfügbar."

Schon seltsam, über Erpressung zu sprechen, wenn man selbst nicht nur jahrelang für den Treibstoff nicht gezahlt hat und sich auch in Zukunft weigert, dies zu tun – sondern dazu auch eine Waffe an den Kopf der Transnistrischen Moldawischen Republik hält, und das auch noch ausgerechnet zu dem Zweck, Russland zu erpressen. Chişinău hat beispielsweise bereits die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen die Führung Transnistriens "wegen Separatismus" angeordnet. Und überhaupt kann niemand garantieren, dass Sandu nicht versuchen wird, einen Krieg in der Region zu beginnen, betonte der SWR.

In der transnistrischen Enklave befindet sich ein Wärmekraftwerk, das zu einem festen, niedrigen Preis einen großen Teil des Stroms liefert, den die von der Regierung in Chişinău kontrollierten Gebiete Moldawiens verbrauchen. Ohne Gaslieferungen könnte das Kraftwerk auch abgeschaltet werden, was dazu führen würde, dass Moldawien wie Transnistrien stundenlange Stromausfälle erleiden, ähnlich denen, mit denen das Nachbarland Ukraine aufgrund russischer Raketenangriffe auf die Infrastruktur der Energieversorgung seit fast zwei Jahren leben muss.

Und hier kehren wir zum ewigen Leidthema Ukraine zurück. Denn tatsächlich sollten sich Moldawien und Transnistrien darauf vorbereiten, jenen Borschtsch auszulöffeln, den die Ukraine für sie gekocht hat – ja, die Ukraine, denn deren Führung plant, den Gashahn nicht nur für die beiden genannten Republiken, sondern auch für Ungarn, die Slowakei und andere zuzudrehen.

Aber für ein Mädchen von nur leichter Legitimität – für Sandu – ist erneut Russland schuld. Ihrer Meinung nach sollte Russland zahlen, Buße tun und Gas liefern – am besten kostenlos. Und darüber hinaus durch eine Gasleitung, die bald wohl geschlossen sein wird.

Das war die heutige Ausgabe des Psychiatrischen Boten für Europa, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und bis bald! Sehr, sehr bald ...

Exklusiv für RT. Übersetzt aus dem Russischen

Igor Malzew ist ein russischer Journalist und Schriftsteller, war und ist teils noch immer Kolumnist, politischer Kommentator und Beobachter für zahlreiche russische Blätter, stellvertretender Chefredakteur der Iswestija, erster Chefredakteur der Medwed, Chefredakteur und Gründer des Automobilressorts beim Kommersant. Er ist regelmäßiger Kolumnist beim russischen Zweig von RT.

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