Hillary Clinton, Biolabore und ein Mord in Russland

Ist es wirklich nur eine Vermutung, dass der Mord an dem russischen General Igor Kirillow etwas mit den ukrainischen Biolaboren zu tun hat? Und wer hätte wirklich ein Interesse daran gehabt? Eine mögliche Antwort findet sich nicht in der Ukraine, sondern in den USA.

Von Dagmar Henn

Wenn man sich fragt, wie es zu dem Anschlag auf den russischen Generalleutnant Igor Kirillow kam, landet man ziemlich schnell bei den Biolaboren, die von den USA in der Ukraine betrieben wurden oder werden (übrigens auch von Deutschland; das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin forschte dort an gefährlichen Erregern). Im Laufe der Zeit haben sich in den Händen des russischen Verteidigungsministeriums eine ganze Reihe von Dokumenten zu dieser Frage angesammelt, die jeweils von Kirillow, der die Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Waffen leitete, öffentlich vorgetragen wurden.

Wenn man die bisherigen Ermittlungsergebnisse zu diesem terroristischen Anschlag betrachtet, stellt man fest, dass zwei Punkte bei der Aussage des mutmaßlichen Täters auffallen – die erwähnte Bezahlung ist ungewöhnlich hoch; den Attentätern von Crocus City wurden nur 11.000 US-Dollar versprochen, nicht 100.000. Und dann ist da noch die Zusage einer Ausreise nach Europa; etwas, das der ukrainische Geheimdienst nicht versprechen kann.

Was zumindest ein Indiz dafür ist, dass diesem Attentat eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Angesichts der Tatsache, dass speziell dieser Teil der russischen Streitkräfte eher begrenzt an Kampfhandlungen beteiligt ist (die TOS-Flammenwerfer sollen den ABC-Einheiten unterstehen), verwundert das ein wenig – außer eben, man wirft einen Blick auf die Frage der Biolabore.

Aber selbst dann bleibt die Frage: warum jetzt? Schließlich verschwinden durch die Ermordung einer Person, auch einer wichtigen Person, nicht die Dokumente. Alles, was dadurch erreicht werden könnte, wäre ein begrenzter Zeitgewinn, bis sich jemand anderer einarbeitet, gesetzt den Fall, Kirillow hätte tatsächlich deutlich mehr gewusst als die dafür zuständigen Untergebenen.

Im Zusammenhang mit der militärischen Lage in der Ukraine steht das eher nicht, an den Planungen des Generalstabs war er wohl kaum beteiligt, ebenso wenig wie an der konkreten Umsetzung. Die militärische Führung dürfte ein derartiger Anschlag wohl kaum erschrecken. Nicht einmal ein großer PR-Sieg war davonzutragen, weil Kirillow, von den besagten Pressekonferenzen zu den Biolaboren abgesehen, keine öffentlich sehr sichtbare Figur war.

Interessant ist die Reaktion des State Department. In der Pressekonferenz vom 17.12. nahm Sprecher Matthew Miller zu diesem Anschlag Stellung. Es ist kein sehr klares Indiz, zugegeben, und es ergibt sich auch nur, wenn man dazu die Mimik Millers betrachtet.

"Frage: Die Tötung, die – es scheint, die Ermordung des Chefs für chemische Waffen, General Kirillow. Wann ist die – ich meine, zuallererst sagt der Kreml, dass die ukrainischen Verbündeten daran schuld sind. Haben Sie eine Antwort genau darauf, oder allgemeiner, zu seiner Tötung?

Miller: Ich habe keine Einschätzung [zu] dieser Explosion. Ich kann Ihnen sagen, dass die Vereinigten Staaten davon vorab keine Kenntnis hatten und nicht beteiligt waren.

Frage: Und haben Sie irgendeine Sicht auf diese Tötung, und war er ein legitimes Ziel – unabhängig davon, ob die USA beteiligt waren?

Miller: Ich habe keine Einschätzung. Es ist nichts, woran wir beteiligt waren. Offenkundig war er ein General, der an einer Reihe von Gräueltaten beteiligt war. Er war am Einsatz chemischer Waffen gegen das ukrainische Militär beteiligt; das ist etwas, das die Vereinigten Staaten öffentlich bewertet haben … dass das russische Militär … in einer Einheit unter seinem Kommando Aufstandsbekämpfungsmittel in Verletzung internationaler Gesetze auf dem Schlachtfeld genutzt hat. Aber in Hinsicht auf diesen einzelnen Vorfall habe ich keinen Kommentar."

Dass Miller von Aufstandsbekämpfungsmitteln (Englisch: riot agents) spricht, also den Einsatz von Tränengas oder CS als Einsatz chemischer Waffen bewertet, kann man getrost als dummes Geschwätz beiseitelegen. Beim Lesen fällt nur auf, dass die Aussage, dass die USA "nicht beteiligt" waren, etwas überbetont ist. Beim Ansehen des Videos fällt zusätzlich auf, dass er an diesen beiden Stellen zur Seite blickt, während er sonst den Fragenden ziemlich fest anblickt.

Da ist etwas. Die erste Frage enthielt keinen unmittelbaren Vorwurf gegen die USA und erforderte dementsprechend auch kein direktes Dementi. Die zweite Frage bekundet explizit, dass eine derartige Antwort gar nicht angefragt wird: "unabhängig davon, ob die USA beteiligt waren". Und dennoch wiederholt Matthew sein ungefragtes Dementi.

Interessant wird es, wenn man den Zeitpunkt berücksichtigt, beziehungsweise einen naheliegenden Grund mit in Betracht zieht, warum gerade dieser Anschlag gerade jetzt erfolgte. Der Zeitpunkt führt weg von der Ukraine und zurück in die Vereinigten Staaten. Denn da gibt es ein bevorstehendes Ereignis, das durchaus im Zusammenhang mit besagten Biolaboren steht. Und mit einem weiteren Biolabor dieses Programms, das nicht in der Ukraine liegt.

Und mit dem Amtsantritt von Donald Trump und der möglichen Ernennung von Robert F. Kennedy Junior. Denn das US-Biolabor in Wuhan, um das alle Theorien zur künstlichen Erzeugung des Coronavirus kreisen, gehörte zum gleichen Programm wie die ukrainischen Labore. Die sogenannte "Gain-of-Function"-Forschung, also Forschung, die die Übertragbarkeit von Krankheiten erhöht, ist ein entscheidender Teil dieses Programms und findet auch in der Ukraine statt.

Wenn man die Begnadigungen betrachtet, die der scheidende US-Präsident Joe Biden gerade verteilt, wird klar, dass es darum geht, die Aufklärung einiger Vorgänge zu verhindern. Was das mit den ukrainischen Laboren zu tun hat? Dieses ganze Biowaffenforschungsprogramm entstand unter der Regierung Obama (in der Joe Biden Vizepräsident und für die Ukraine zuständig war), und zwar unter der Ägide des State Department, das damals von Hillary Clinton geführt wurde. Clinton hat auch diesen Fleck auf ihrer gescheckten Weste, auch wenn die Finanzierung später über das Pentagon und das CDC abgewickelt wurde. Da die entsprechenden Labore in der Ukraine errichtet wurden, fielen sie eben auch in die Zuständigkeit von Joe Biden. Was bedeutet, wenn jemand wie Robert F. Kennedy Junior eine Aufarbeitung dieses ganzen Komplexes rund um Corona einleitet, stößt er auch auf die ukrainischen Labore, Clinton und Biden, und die in Russland vorhandenen Puzzleteile könnten zum Gesamtbild einiges beitragen.

Letztendlich würde das selbst ein solcher Mord nur verzögern, maximal um einige Monate. Aber vielleicht genügt diese Zeit, um andere Dokumente verschwinden zu lassen, oder daraus erlangte Erträge in die Unauffindbarkeit zu verschieben, oder vielleicht auch nur, um Joe Biden selbst am Ende per medizinischer Diagnose dauerhaft vor Rechenschaft zu bewahren. Auf jeden Fall ist klar: Für eine komplette Aufklärung müssten die amerikanische und die russische Seite zusammenarbeiten. Allerdings wäre es nicht im Mindesten verwunderlich, würden die entsprechenden US-Dienste alles tun, um eine solche Zusammenarbeit zu verhindern.

Es könnte nämlich nicht nur die vollständige Aufklärung des ganzen Sumpfes rund um die Biolabore einschließlich Corona daran hängen. Vielleicht wäre mit Robert F. Kennedy Junior sogar möglich, den längst überfälligen Schritt zu vollziehen, der die Biowaffen-Konvention von 1971 erst wirklich zur Wirkung kommen lässt: ein internationaler Kontrollmechanismus. Das ist der Schritt, dem sich die Vereinigten Staaten bisher immer widersetzt haben. Und das ist womöglich der Punkt, an dem dieser Mord die größte Verzögerung auslösen könnte.

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