Warum Russland stärker als der Westen ist

Bei aller Optionsvielfalt hat der Westen nur zwei prinzipielle Alternativen: entweder seine Niederlage einzugestehen oder sich auf einen direkten offenen Militärkonflikt mit Moskau einzulassen, in der Hoffnung, den russischen Bären mit gemeinsamen Anstrengungen doch noch besiegen zu können. Aber auch das ist eine Illusion.

Von Irina Alksnis

Sowohl Patrioten als auch Gegner unseres Landes begehen bei der Betrachtung der Faktoren, warum Russland die Konfrontation mit dem Westen erfolgreich überstanden hat – und dies auch weiterhin tut –, oft denselben Fehler: Sie sprechen fast immer über sehr wichtige Punkte, übersehen aber den wichtigsten davon. Zweifelsohne sind hier objektive Faktoren von großer Bedeutung, insbesondere die Größe unseres Landes und sein Reichtum.

Auch eine kolossale Rolle spielt die kompetente Staatsführung, die Russland durch einen Orkan steuert. Man kann auch die Siege auf dem Schlachtfeld nicht ignorieren, die erneut der ganzen Welt die Sinnlosigkeit und die Gefährlichkeit eines Kampfes gegen die Russen demonstrieren und beweisen.

Die Bedeutung dieser und vieler anderer Faktoren darf nicht heruntergespielt werden, aber in Wirklichkeit beruhen sie alle auf einem gemeinsamen monolithischen Fundament – der Einheit unseres Volkes. Dies ist der Hauptgrund, warum sich die Ereignisse so und nicht anders entwickeln.

Das Thema der Nationaleinheit wurde in den letzten Jahrzehnten in weiten Teilen der Welt zu einer ideologischen und propagandistischen Leerstelle, zu der der Westen absichtlich und böswillig – den größten Beitrag leistete. Der moderne Liberalismus, der der Globalisierungsagenda dient, setzte in seinem Kampf gegen die Nationen auf die Atomisierung der Menschen, auf die Aufspaltung der Gesellschaften in ethnische, rassische, religiöse, sexuelle und sogar geschlechtsspezifische Minderheiten.

Dieser Prozess betraf bezeichnenderweise nicht nur Geopolitikgegner (das Thema Separatismus ist eines der geeignetsten, um Konkurrenten zu unterminieren und zu schwächen), sondern auch die westlichen Länder selbst. Die Gründe für die Wahl einer solchen Strategie durch die Globalisten sind einfach: Je zersplitterter eine Gesellschaft ist, desto leichter lässt sie sich manipulieren, und je kleiner ein Land ist, desto leichter lässt es sich von außen zu jedem – selbst dem selbstmörderischsten Schritt zwingen. Das uralte Prinzip des "Teile und herrsche" wurde auf eine qualitativ neue Ebene gehoben.

Das wichtigste politische Konzept und der Fetisch der modernen Welt ist die Demokratie – natürlich in der westlichen Version, aber in den letzten Jahren zeigte sich die Schattenseite eben dieser westlichen Demokratie. Und die erwies sich nicht nur als unansehnlich, sondern – was noch schlimmer ist – als tot. Überall auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten gab es genug Lügen und Schmutz in der Politik, aber die moderne westliche Demokratie entpuppte sich als eine absolut seelenlose und extrem mechanistische politisch-technologische Maschine, die auf ein programmiertes Wahlergebnis abzielt und die Bürger völlig von einem echten Einfluss auf die Politik ihres Landes abschneidet.

Und eine Zeit lang funktionierte es sogar: So waren Afroamerikaner verpflichtet, für die US-Demokraten zu stimmen, egal was für einen Unsinn sie sagten oder welche Gestalten sie für das höchste Amt nominierten. Aber jetzt kann man erkennen, wie dieser Mechanismus immer öfter versagt, und die vergangenen amerikanischen Wahlen sind ein weiterer Beweis dafür.

Und was noch schlimmer ist: Es stellte sich heraus, dass das westliche Establishment durch die absichtliche Zersplitterung der Gesellschaft und den Entzug ihrer Subjektivität zur eigenen Verwundbarkeit im großen Geopolitikkampf beigetragen hatte. Zu Beginn des Ukraine-Konflikts kam ihm dies sehr gelegen: Man musste Kiew mit Waffen und Ressourcen versorgen und gleichzeitig die eigenen Bürger mit Propaganda vollpumpen, damit sie nicht über die Frage nachdenken, ob ein Krieg gegen Russland wirklich eine gute Idee ist. Nun aber stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen.

Bei aller Optionsvielfalt hat der Westen nur zwei prinzipielle Alternativen: entweder seine Niederlage einzugestehen oder sich auf einen direkten offenen Militärkonflikt mit Moskau einzulassen, in der Hoffnung, den russischen Bären mit gemeinsamen Anstrengungen doch noch besiegen zu können. Aber auch das ist eine Illusion, denn in der Realität gibt es keine Alternative: Ein echter Krieg – und es kommt nur ein echter Krieg mit Russland infrage, nicht die von der NATO gewohnten "Safaris bei den Ureinwohnern" – erfordert den Rückhalt der Gesellschaft, und zwar einer vereinten, mobilisierten, zu Entbehrungen und Opfern bereiten, patriotischen Gesellschaft. Doch wo sollen die USA und Europa eine solche Gesellschaft – die sie in ihren eigenen Ländern mit Eifer zerstörten – denn herkriegen?

Dagegen schaffte es Russland, seine Nationaleinheit zu bewahren. Weder die bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte noch die hartnäckigen Bemühungen der Gegner konnten diese Einheit erschüttern. Im Gegenteil: Vielen gelang es, ihre einfältige Sichtweise durch die rosarote Brille der sowjetischen und frühen postsowjetischen Zeit zu verlieren und die harte, durch Jahrhunderte russischer Geschichte geprägte Wahrheit zu erkennen: Nur in der Einheit liegen unsere Stärke und unsere Zukunft – andernfalls werden wir einfach einer nach dem anderen aufgefressen und in Blut ertränkt.

Was in Russland seit 2014 und insbesondere seit 2022 geschieht, ist eine nationale Reaktion auf eine neue Herausforderung. Das Land arbeitet und kämpft, zieht Kinder groß und webt Tarnnetze, leistet Freiwilligenarbeit und erzielt eine wirtschaftliche Rekordleistung.

All dies enthält eine klare und deutliche Botschaft:

Dies sind unser Land, unsere Heimat, unser Staat und unsere Macht. Wir werden unser Schicksal selbst in die Hand nehmen, mit unseren eigenen Problemen umgehen, Hindernisse überwinden und Herausforderungen meistern. Und alle Weltverbesserer, die zu uns kommen, sollten wir an den Klassiker erinnern: "Es gibt Platz für sie auf den Feldern Russlands, zwischen Särgen, die ihnen nicht fremd sind."

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 11. November 2024 zuerst auf der Webseite der Zeitung Wsgljad erschienen.

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