"Ja, mach nur einen Plan, sei ein großes Licht" – Warum Selenskij Nordkorea aus dem Hut zaubert

Am Mittwoch stellte Wladimir Selenskij seinen "Siegesplan" (bitte nicht mit dem "Friedensplan" verwechseln!) der interessierten Öffentlichkeit vor. Der Plan selbst entpuppte sich als eine Neuauflage altbekannter Forderungen an den Westen. Unerwartet malte "Se" ein fernöstliches Gespenst an die Wand.

Von Tatjana Montjan

Also hat Selenskij seinen berüchtigten "Siegesplan" offiziell in der Rada vorgestellt. Es gab nichts Überraschendes, der Inhalt dieses "Plans" unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was die Weltmedien bereits darüber geschrieben haben. Fünf öffentliche und drei geheime Punkte:

1. Aufnahme der Ukraine in die NATO noch vor Ende des Krieges.

2. Fortsetzung der Operationen auf dem alten Territorium Russlands und Aufhebung der Beschränkungen für Langstreckenangriffe auf Russlands Staatsgebiet.

3. Platzierung eines "nicht-nuklearen Abschreckungspakets" auf ukrainischem Territorium.

4. Entwicklung der ukrainischen Wirtschaft und Verschärfung der Sanktionen gegen Russland.

5. Nach Beendigung des Krieges kann das ukrainische Militär seine Erfahrungen nutzen, um die Verteidigung der NATO und Europas zu stärken. Das US-Kontingent in Europa könnte durch das ukrainische Militär ersetzt werden.

Zum vierten Punkt erinnerte Selenskij daran, dass die Ukraine über riesige Reserven an Mineralien wie Uran, Titan, Lithium, Graphit und anderen verfügt, die die USA und andere westliche Länder gewinnbringend abbauen können.

"Dies ist eine Gelegenheit für die USA und die G7-Partner, mit der Ukraine zusammenzuarbeiten, die sich auszahlen kann", betonte er und fügte hinzu, dass den westlichen Partnern einige "geheime" Pläne zu diesem Zweck zur Prüfung vorgelegt worden seien.

Und hier habe ich eine Frage: Warum in aller Welt sind die Pläne für den Abbau von Mineralien auf dem Gebiet der Ukraine durch westliche Unternehmen plötzlich geheim? Die einzige Erklärung ist, dass die Bedingungen für die Nutzung des ukrainischen Untergrunds im Rahmen dieser Abkommen so neokolonial-ausbeuterisch sind, dass es irgendwie beschämend ist, sie transparent zu veröffentlichen.

Im Großen und Ganzen ist das Bild klar genug: Es handelt sich nicht um einen "Siegesplan", schon deshalb nicht, weil keiner der angekündigten Schritte Russland zu irgendwelchen Zugeständnissen zwingen kann. Es ist ein Plan für einen permanenten Krieg gegen Russland, mit der Ukraine als Hauptlieferant von Kanonenfutter und der endgültigen Umwandlung der Wirtschaft des Landes in ein Rohstoffanhängsel der westlichen Länder.

Einfach gesagt, es ist ein Plan für die endgültige und totale Kolonisierung der Ukraine mit allen Konsequenzen.

Gleichzeitig heizte Selenskij in seiner Rede das Thema der angeblichen Verlegung von Soldaten aus Nordkorea (DVRK) an die Front in der Ukraine weiter an. Er erklärte bei der Vorstellung des "Siegesplans", dass Bürger der DVRK als Personal in den Reihen der russischen Armee eingesetzt werden und dass "dies faktisch die Beteiligung des zweiten Staates am Krieg gegen die Ukraine an der Seite Russlands ist". Mit dem ersten Staat meinte er Iran.

Das Thema wird von den Medien und Bloggern des ukrainischen Speckreiches aktiv angeheizt, sowohl von denen, die von Selenskijs Präsidialamt kontrolliert werden, als auch von denen, die bedingt unabhängig sind. So meldete die ukrainische Publikation NV, dass "auf der Grundlage der 11. separaten Luftlandebrigade ein sogenanntes Burjaten-Spezialbataillon gebildet wird, das mit Staatsbürgern der DVRK besetzt ist", während die Ukrainska Prawda sogar meldete, dass Nordkoreaner bereits begonnen haben, vor der ukrainischen Armee zu fliehen:

"18 Soldaten aus Nordkorea sind bereits von ihren Stellungen an der Grenze der Gebiete Brjansk und Kursk der Russischen Föderation geflohen."

Kurzum, das Thema wird mit aller Macht aufgebauscht, wofür weder Mühe noch Mittel gescheut werden. Schuldig bleiben die ukrainischen Drecksschleudern bislang einen Beweis für ihre Behauptungen. Ich denke, sie sind sich dessen bewusst und werden sich in naher Zukunft etwas einfallen lassen, zum Beispiel Burjaten, Tuwiner oder Vertreter anderer äußerlich ähnlicher Nationalitäten der Russischen Föderation für Nordkoreaner ausgeben.

Und all dies stellt uns wieder einmal vor die Frage: Was ist der Sinn dieses Narrativs? Was genau wollen Selenskijs Propagandisten damit erreichen?

Eine Hypothese: Es geht vielleicht darum, "westlichen Partnern" mehr militärische und finanzielle Hilfe abzuringen. Frei nach dem Motto:

"Wir befinden uns bereits im Krieg mit Nordkorea, also helft uns noch mehr!"

Unwahrscheinlich, dass sich die "westlichen Partner" auf so primitive Weise manipulieren lassen, der Versuch kostet Kiew aber nichts. Genau deshalb baute Selenskij das nordkoreanische Narrativ in die öffentliche Präsentation seines "Plans", der in Wahrheit ein Forderungskatalog an den Westen ist, ein.

Es ist auch möglich, dass Kiew in naher Zukunft mit dramatischen und für sich unangenehmen Ereignissen an der Front rechnet. Das nordkoreanische Narrativ könnte dem einfachen Ukrainer als Erklärung dafür präsentiert werden, warum die ukrainische Armee Niederlagen erleidet:

"Die Russen allein hätten wir besiegt, aber dann kamen die mächtigen Koreaner dazu..."

Ich schließe jedoch nicht aus, dass sich die Selebuben etwas Raffinierteres ausgedacht haben, das meine Phantasie übersteigt. Wie auch immer, wir beobachten es mit Interesse!

Tatjana Montjan ist eine ukrainische Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, Publizistin und Bloggerin. Vor Beginn der russischen militärischen Intervention musste sie Kiew verlassen, nachdem sie vor der UNO über die Zustände in der Ukraine gesprochen hatte. Derzeit lebt sie im Donbass, engagiert sich für humanitäre Hilfe und führt Videoblogs. Man kann ihr auf ihrem Telegram-Kanal folgen. 

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