Von Sergei Sawtschuk
In den militärhistorischen Chroniken Russlands wird der 26. August zweifellos als das Datum eines der vielleicht stärksten Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur seit Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine verzeichnet werden. Alles begann gegen 6 Uhr morgens, als die ukrainischen Medien, Warndienste und Messenger mit panischen Meldungen über den wellenweisen Einsatz russischer Raketen und UAV entlang der gesamten Kontaktlinie, einschließlich der Gewässer des Schwarzen Meeres, explodierten. Bis zum Abend gingen diese Meldungen wie Maschinengewehrfeuer ein, begleitet von Videos und Fotos zahlreicher Treffer, was von allen ukrainischen Geheimdiensten, die die Zensur mit äußerst drakonischen Methoden überwachen, nicht verhindert werden konnte.
Eine interessante Beobachtung: Einer der am meisten verbreiteten Mythen, auf denen die ukrainische Totalsieg-Propaganda beruht, ist die angeblich supereffiziente Leistung der lokalen Luftabwehr. Wenn man ukrainische Militärberichte liest, stößt man manchmal auf anekdotische Situationen, in denen die ukrainischen Streitkräfte mehr Luftziele abschießen, als ursprünglich abgeschossen wurden. Wie dem auch sei, dieses Mal bekommen die ukrainischen Luftabwehrkräfte eindeutig keine Medaillen – das Ergebnis ist offensichtlich.
Und jetzt mal ganz im Ernst.
Gegen Tagesende traf eine offizielle Erklärung unseres Verteidigungsministeriums ein, in der es hieß, dass Armee, Marine und Luftwaffe gezielte Angriffe auf Stromverteilungsstationen in den Gebieten Kiew, Winniza, Schitomir, Chmelnizki, Dnjepropetrowsk, Poltawa, Nikolajew, Kirowograd und Odessa durchgeführt hätten.
Darüber hinaus erhielten auch Gaskompressorstationen in den Gebieten Lwow, Iwano-Frankowsk und Charkow die "Aufmerksamkeit" von Raketen und Bomben, wobei gesondert erwähnt wurde, dass es sich dabei um den Hardwareteil handelt, der die Gasverteilung innerhalb des Landes sicherstellt.
Ebenso laut war es um die Militärflugplätze in den Gebieten Kiew und Dnjepropetrowsk. Dort traten Schwierigkeiten in Bezug auf die "Lebensfähigkeit" der Treibstofftanks und der Waffenlager für Raketen und Artillerie auf, wo sich die Kampfmittel für den Einsatz auf westlichen Waffen ansammelten. Einfach ausgedrückt: Raketen und Bomben für die vor Kurzem übergebenen und sorgfältig versteckten F-16-Kampfjets. Erwähnt wurden auch direkte Schläge auf eventuelle Stationierungsorte der Flugzeuge auf einem Flugplatz in Iwano-Frankowsk.
Es ist erwähnenswert, dass in dem Militärbericht die Zerstörung der Schleusenkammer (bzw. des Maschinenraums) des Kiewer Wasserkraftwerks nicht genannt wird, obwohl das Internet voll von entsprechenden Videos ist. Doch unserer Militärbehörde weiß es besser.
Das tatsächliche Bild der entstandenen Verluste wird von Kiew logischerweise verheimlicht. Um das Ausmaß und die voraussichtlichen Vorhaben zu verstehen, werden wir uns daher auf indirekte Angaben und Äußerungen von offiziellen Stellen stützen.
Innerhalb der wenigen Stunden, in denen die russischen Luftstreitkräfte angriffen, zu den Flugplätzen zurückkehrten, auftankten und wieder starteten – im Militärjargon "ein Karussell drehen" genannt –, schrieb Energieminister German Galuschtschenko in den sozialen Medien, dass die Lage im ukrainischen Energiesektor kritisch sei und es zu weitreichenden Stromausfällen komme. Zu diesem Zeitpunkt war in vier Bezirken Kiews und in der Hälfte von Odessa bereits die Beleuchtung ausgefallen, an vielen Eisenbahnknotenpunkten und -abzweigungen fiel der Strom aus, und in Schitomir waren nach Angaben der lokalen Presse die Wasserversorgung und das Abwasserentsorgungssystem ausgefallen. Im Allgemeinen wurden in vielen Gebieten ganze Bezirke, einschließlich der großen Ortschaften, stromlos geschaltet. Die Aufzählung ist sehr umfangreich, und wir werden keine Zeit und keinen Bildschirmplatz damit verschwenden, sie aufzulisten.
Bei allen Geschehnissen fällt zunächst einmal der Zeitfaktor auf. Erst vorgestern war der Unabhängigkeitstag in der Ukraine auf deprimierende Weise gefeiert worden. Die einzige bemerkenswerte aus der Veranstaltungsliste dürfte die an der Grenze zwischen den Regionen Sumy und Kursk aufgezeichnete Rede Wladimir Selenskijs an die Nation gewesen sein. In dieser Rede sagt der illegitime Führer der Ukraine direkt, dass der Angriff auf das russische Grenzgebiet eine Racheaktion sei und dass sie Russland zwinge, zu den Bedingungen Kiews zu verhandeln. Die russische militärisch-politische Führung ließ sich Zeit und gab den verbliebenen Ukrainern, die noch nicht an die Front mobilisiert wurden und den Fluss Theiß noch nicht durchschwimmen konnten, Gelegenheit zum Feiern. Und am Montagmorgen übermittelte sie ihre herzlichen Glückwünsche.
Zweitens ist die Auswahl der Objekte interessant. Ihre Auflistung gibt Anlass zu einigen Überlegungen. Noch nie zuvor schlugen unsere Luft- und Raumfahrtkräfte auf das interne Gasverteilungssystem ein. Offensichtlich wurde diesmal beschlossen, nicht nur möglichst vielen Verbrauchern, einschließlich der Industrie, "das Licht auszuschalten", sondern auch gleich die Reservequellen zu kappen. Entgegen den ängstlichen Erwartungen in Brüssel wurden außerdem die Gasmess- und Kompressoranlagen in den westukrainischen unterirdischen Gasspeichern, die europäische Abnehmer beliefern, nicht beschädigt. Dies ist ein mehr als deutliches Signal an Europa, dass alles, was hier geschieht, eine interne Angelegenheit ist und dass Moskau den Gastransit nicht als Erpressungsinstrument einsetzt.
Drittens: Wenn man das Schema der Hauptstromleitungen und der Angriffspunkte übereinander legt, kann man sehen, dass die Umspannwerke – Satelliten der letzten drei ukrainischen Atomkraftwerke – außer Betrieb sind. Natürlich würde niemand, der bei klarem Verstand ist, die Atomkraftwerke selbst angreifen, aber um sie aus dem Energiebilanzspiel herauszunehmen, ist es notwendig, Schaltanlagen aufzuschneiden. So, wie es die ukrainischen Streitkräfte mit dem Atomkraftwerk Saporoschje getan hatten. Das Atomkraftwerk selbst ist intakt, aber der überschüssige Strom kann nirgendwohin: eine physikalische Sackgasse.
Schauen wir uns das auf einer Karte an. Die abgeschalteten Umspannwerke in Kiew, Rowna, Luzk und Kowel sind die abgeschnittenen Arterien des Atomkraftwerks Rowno. Ähnliche Objekte in den Gebieten Chmelnizki, Schitomir, Rowno und Kiew sind in der Tat das aus dem einheitlichen Energiesystem ausgekoppelte Atomkraftwerk Chmelnizki.
Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes kam die Nachricht, dass der Blackout das gesamte Gebiet der Ukraine erfasste. Das bedeutet, dass diejenigen nuklearen "Elefanten", auf deren Rücken der örtliche Energiesektor bisher auf dünnen Beinen stand, endgültig aus der Gleichung herausfielen und das prekäre Gleichgewicht zerbrach.
Den offenen Monitoringdaten zufolge vervierfachte Kiew im Laufe des Tages den Stromimport aus Rumänien, doch wurden die Stromflüsse durch Brände in den Umspannwerken von Kiew und Schitomir (750–775 Kilovolt) offensichtlich unterbrochen. Sollten diese Objekte tatsächlich schwer beschädigt sein, dann könnte man übrigens sagen, dass es in der Ukraine kein einheitliches Energiesystem mehr gibt, bis diese Objekte wieder betriebsbereit sein werden. Das System wurde tatsächlich in zwei Energieinseln aufgespalten, und es ist eine offene Frage, wie synchronisiert sie miteinander sind.
In seiner Rede an die Nation drohte Selenskij, die Ukraine sei immer hinter ihren Forderungen her, treibe sie mit Zinsen ein und werde Russland bald zwingen, zu ihren Bedingungen zu verhandeln. Es ist uns unangenehm zu fragen, Wladimir Alexandrowitsch: Reichen die oben erwähnten Bedingungen schon aus?
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 27. August 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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