33 Jahre ukrainischer "Unabhängigkeit": Eine Geschichte permanenten Verfalls

Am 24. August feiert die Ukraine ihre "Unabhängigkeit". Oleg Jassinski bezweifelt, dass es da etwas zu feiern gibt: Unabhängigkeit von Anstand und Verstand, von Wahrheit, Geschichte und Zukunft etwa?

Von Oleg Jassinski

Vor 33 Jahren hat die Ukraine als Folge der Zerstörung meines Landes durch eine degenerierte Parteiführung, unter der Führung westlicher Geheimdienste und mit der Passivität einer politisch infantilen Bevölkerung den Weg der Selbstzerstörung und Unterwerfung eingeschlagen.

Russophobie, Antikommunismus und Lügen wurden zu ihrem einzigen staatlichen Projekt. Die neuen "demokratischen" Medien erfüllten und übertrafen diese Aufgabe, und die Idiotisierung der Bevölkerung war erfolgreich. Die Ukraine wurde zum unangefochtenen Sieger in einem breit angelegten postsowjetischen Wettbewerb zur Verunglimpfung der Vergangenheit und zur Zerstörung unseres historischen Gedächtnisses.

Der ehemalige Pinochet-Offizier Miguel Krasnoff-Martschenko, Sohn des berüchtigten Hitler-Kollaboranten Semjon Krasnow und ausgewiesener Experte für die Folterung von Kommunisten und Juden, der heute wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einem chilenischen Gefängnis mehrere lebenslange Haftstrafen verbüßt, schrieb in seinen Memoiren, dass der Tag, an dem die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärte, "der glücklichste" seines Lebens war.

Man kann jeden und alles kritisieren, aber den Unabhängigkeitstag der Ukraine heute zu feiern, ist eine fette Sechs in den Schulfächern Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Sozialkunde. Wenn die Feiernden überhaupt noch verstehen, was diese Begriffe bedeuten.

Die ukrainische Pseudo-Unabhängigkeit erwies sich als ein Messer in den Händen fremder Kolonialreiche, das den lebendigen Körper und die Seele unserer Nation zerschnitt.

Abgesehen von allen möglichen Argumenten zum Thema Unabhängigkeit und Abhängigkeit, von denen es sicherlich noch viele weitere von allen Seiten geben wird, bitte ich Sie, das Wichtigste nicht zu vergessen – den ungeheuerlichen menschlichen Preis, den das betrogene, beraubte und als Geisel genommene Volk für das Recht fremder Herrn zahlen muss, dieses seltsame Datum zu feiern.

Am 33. Jahrestag unserer Tragödie gilt meine aufrichtige Bewunderung allen Landsleuten, die sich ihren gesunden Menschenverstand, ihre eigene Meinung, ihre Überzeugung und vor allem ihre Hoffnung bewahrt haben, aus dieser historischen Kloake herauszukommen. Vor allem denen, die den Mut gefunden haben, zuzugeben, dass sie sich geirrt haben, dass sie getäuscht wurden, dass sie Opfer einer gigantischen Manipulation von Bedeutungen und Symbolen waren.

An diesem Tag sollten wir uns an die tatsächlich unabhängigen – von Wahnsinn und Idiotie – Ukrainer erinnern: an die politischen Gefangenen dort, die von der Weltpresse und internationalen Menschenrechtsorganisationen vergessen wurden. Nach unterschiedlichen Angaben gibt es heute zwischen 10.000 und 15.000 von ihnen. Und auch an all jene für ihre Meinung und ihr Gewissen Verfolgten, die gezwungen waren, aus dem Land zu fliehen, oder die sich in einem tiefen inneren Exil befinden, dessen Mauern am dicksten sind.

Oleg Jassinski (englische Transliteration: Yasinsky), ein aus der Ukraine stammender Journalist, lebt überwiegend in Chile und schreibt für RT Español sowie unabhängige lateinamerikanische Medien wie Pressenza.com und Desinformemonos.org. Man kann ihm auch auf seinem Telegram-Kanal folgen.

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