Von Tom J. Wellbrock
Beginnen wir mit den vielen klugen Köpfen, den kritischen Geistern in Deutschland, die sich mit der Entwicklung des Landes beschäftigen und erkennen, dass etwas nicht stimmt, überhaupt nicht stimmt in Deutschland. Sie sind die Mutigen, aber auch die Verlorenen. Ihr Kampf ist ehrenwert, er ist wichtig, unverzichtbar. Man denke nur an die in der Corona-Episode geplante Impfpflicht. Auch wenn sie weder Wertschätzung noch Dankbarkeit dafür ernten, waren sie es doch, die die verpflichtende Impfung in Deutschland verhindert haben. Ohne ihren Widerstand hätte es einen Durchmarsch der Mächtigen gegeben und niemand weiß, wie viele Menschen heute krank oder tot wären, weil sie einen mit heißer Nadel entwickelten Impfstoff erhalten hätten, hätte es die verbal verunglimpften Querdenker nicht gegeben.
Doch die Verhinderung der Impfpflicht ist der erste und letzte Punkt einer Liste des Widerstands seit der "Wiedervereinigung" (die ja bekanntlich nur Ostdeutschland betraf). Daher sind die Mutigen auch die Verlorenen. Und doch sind sie von historischer Bedeutung, denn sie werden irgendwann einmal in den Geschichtsbüchern stehen, einige wenige namentlich, weil sie Herausragendes im Widerstand geleistet haben, die meisten aber namenlos und als Teil einer Bewegung. In der Zukunft werden die Menschen, die in diesen Geschichtsbüchern lesen, anerkennend die Gruppen des Widerstands erwähnen, sie werden sagen, dass es immerhin den Versuch gab, den Wahnsinn zu verhindern, dass aber die Mächtigen zu mächtig und die Dummen zu dumm waren.
Dumme Drohnen
Kürzlich wurden in Deutschland über Brunsbüttel Drohnen entdeckt. Sie flogen über ein Atomkraftwerk und verletzten damit den Luftraum. Es dauerte nicht lang, bis klar war, dass es sich nur um russische Drohnen handeln konnte. Beweise oder auch nur Herleitungen des gesunden Menschenverstandes spielten bei der Berichterstattung über die Drohnen keine Rolle. Sie kamen von Putin, dem Teufel höchstpersönlich, basta!
Es soll hier nicht um die Drohnen gehen, auch wenn man nicht ausschließen darf, dass sie zum Anlass genommen werden könnten, einen "Angriffsverteidigungsschlag" zu initiieren, um den Einmarsch Russlands in Berlin zu verhindern. Es geht hier um Logik, Sinnhaftigkeit.
In Deutschland werden zwei parallele Geschichten erzählt, die sehr an Schrödingers Katze erinnern. Die erste lautet, dass Putins Armee zu schlecht aufgestellt sei, um die Ukraine militärisch zu schlagen. Tagein, tagaus lesen wir über die militärischen Fortschritte der Ukraine und die schmerzhaften Verluste Russlands. Und tatsächlich dauert der Krieg nun schon seit Anfang 2022 an, ein Spaziergang der Russen sieht wahrlich anders aus.
Die zweite Geschichte kann nur funktionieren, wenn man es mit einem in weiten Teilen dummen Publikum zu tun hat. Denn sie entwickelt ein schreckliches Bedrohungsszenario, in dem Russland osteuropäische Länder angreift, nachdem die Ukraine besiegt wurde. Ist auch das erledigt, wird weitermarschiert, und zwar in Richtung Berlin, Brüssel, Paris. Schon beim Schreiben dieser Zeilen drängt sich die Frage auf: Wie dumm muss man sein, um so einen Blödsinn zu glauben?
Also, was denn nun? Ist Russland militärisch schwach oder eine Bedrohung für die ganze "freie" Welt? Diese Frage müsste die Deutschen umtreiben, und zwar nicht die kritischen Geister allein, sondern die gesamte Bevölkerung. Jeden Tag müssten Aufschreie durch die Massen erklingen, müssten Hunderttausende auf die Straße gehen. Und spätestens nach der beiläufigen Verkündigung über die Stationierung von US-amerikanischen Mittelstreckenraketen in Deutschland hätte im Land die Hölle los sein müssen. Doch nichts davon geschieht, der Widerstand ist klein, er wird klein gehalten durch Politik und Medien und es funktioniert auch noch.
Es ist die gefährliche Kombination aus Hörigkeit und Dummheit, die eine Erzählung wie die der russischen Bedrohung möglich macht. Gewürzt mit Bequemlichkeit und einer geradezu infantilen Gutgläubigkeit großer Teile der Bevölkerung, die in dem suizidalen Glauben leben, man meine es gut mit ihnen, wird daraus ein lebensbedrohlicher Cocktail.
Dumm impft gut
Kommen wir noch einmal auf die Corona-Episode zurück. Zwei Monate lang kann man Angst und Lockdowns nachvollziehen. Ziemlich genau so lange dauerte es, bis deutlich wurde, dass COVID-19 längst nicht die Gefahr darstellte, die den Menschen untergejubelt wurde. Aus Monaten wurden Jahre und die Erzählungen von Politik, Medien und der gekauften oder erpressten Wissenschaft wurden fast täglich absurder. Im Rückblick und nach der Veröffentlichung der RKI-Protokolle wird deutlich, dass sämtliche Maßnahmen rein politischer und ideologischer Natur waren. Über all dem standen Profitinteressen und Korruption, Selbstbereicherung und Totalitarismus.
Damals gab es Demonstrationen von vielen Menschen, die sich gegen diese fatale Politik wandten, und wie oben erwähnt führten diese Demonstrationen schlussendlich zur Verhinderung der Impfpflicht. Man kann diesen Erfolg gar nicht oft genug beim Namen nennen, denn er zeigt, dass Widerstand etwas bewirken kann. Aber wie sieht es heute aus?
Das Wissen über die moralisch verwerflichen Maßnahmen und die nachweislich kriminellen Taten der vielen Beteiligten müsste ebenfalls zu einem massenhaften Aufschrei führen; die Straßen müssten durchflutet werden mit Menschen; Politiker, die als Täter identifiziert wurden, müssten vom Hof gejagt und/oder vor Richtertische gezerrt werden. All das bleibt aus. Mehr noch, die Täter bekommen viel Raum, um sich herauszureden, zu relativieren, erneut die Schuld in die entgegengesetzte Richtung zu schieben. Sie behalten ihre Ämter, wollen sich für neue Ämter aufstellen und wiederwählen lassen. Sie werden zahnlos und zahm interviewt, können vom hohen Ross herab behaupten, es gebe keinen Skandal, alles sei in Ordnung, sie hätten es nicht besser gewusst, sie hätten keine Fehler gemacht, sie hätten Deutschland "gut durch die Pandemie" gebracht.
Eigenverantwortung
Ohne Frage, Deutschland ist zu einem Konzertsaal der Propaganda geworden, die Kakophonie ertönt flächendeckend und manipulierend. Doch, wie es bei Kakophonien eben ist, die Misstöne sind unüberhörbar, die Propaganda ist disharmonisch, laut und schrill. Und während schon die Musik kaum zu ertragen ist, kommt ein Gesang hinzu, der keinen Sinn ergibt, der widersprüchlich und unlogisch ist. Aneinandergereihte Worte werden zu Phrasen, Phrasen werden zu Nonsens, und je länger man zuhört, desto wütender müsste man werden.
Was kann es anderes sein als eine großflächig verteilte Dummheit, die all das ermöglicht? Sicher, man kann alles mit einer gut geölten Propagandamaschine erklären, in die fest verankert eine bösartige Medienlandschaft integriert ist, die scheinbar aus der Kakophonie eine Symphonie werden lässt. Natürlich ist das Gesamtprodukt der Manipulation komplex und folgt durchdachten Strategien, die – aufeinander abgestimmt – die Durchschauung der Propaganda erschweren. Man darf nicht den Fehler machen, die Perfektion zu unterschätzen, mit der die Menschen in die Irre geführt werden.
Aber am Ende bleibt doch die Eigenverantwortung der Menschen übrig. Es geht schon seit Langem nicht mehr um politische Kleinigkeiten, die man unterstützen oder kritisieren, die man aber auch ignorieren kann, weil sie für das große Ganze nicht wichtig genug sind. Es geht inzwischen um grundsätzliche gesellschaftliche Fragen der Freiheit, des Wohlstands, der Demokratie. Es geht – und an diesem Punkt ist die Trägheit und Untätigkeit der Massen unerträglich – um Leben und Tod.
Wer bei der Frage nach der eigenen oder der Existenz der Menschheit weiterhin Erzählungen nachläuft, die inkonsistent und offenkundig falsch und gefährlich sind, kann nicht klug sein. Nur dumme Menschen laufen in das gut sichtbare und auf sie gerichtete Messer hinein, das sie verletzt oder tötet. Man könnte an dieser Stelle vortrefflich darüber diskutieren, wie genau man Dummheit definieren will, es wäre ein abendfüllendes Thema. Aber dafür ist keine Zeit mehr, sie läuft uns davon, wir werden von den Mächtigen, die uns verachten, in eine Richtung getrieben, die nicht gut für uns, die lebensgefährlich für uns ist.
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Nein, es wäre nicht fair zu behaupten, die Deutschen seien als Volk kollektiv dumm. Aber es ist dennoch nicht zu leugnen, dass die Dummheit bei viel zu vielen Deutschen vorhanden ist. Auch das wird so oder so ähnlich irgendwann in den Geschichtsbüchern stehen:
"Alles in allem lässt sich festhalten, dass die kritischen Geister des Widerstands in Deutschland chancenlos waren gegen die beinahe flächendeckende Dummheit, die sich im Land ausgebreitet hatte. Soziologen sprechen heute von einer 'suizidalen Dummheit', in anderen Ländern ist auch von der 'deutschen suizidalen Dummheit' die Rede."
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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