Balkonist zum Olympia-Abschluss: Bacchantische Kloaken, Katzenfutter und andere Merkwürdigkeiten

Zum Abschluss des diesmaligen Olympia-Spektakels zieht unser Balkonist eine angewiderte Bilanz. Das Wenige, was er von den olympischen Wettkämpfen in der Abgeschiedenheit seines selbstgewählten Exils trotz medialer Abstinenz mitbekommen hat, genügt unserem zeitkritischen Moralisten – mindestens für vier Jahre.

Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer

Wie wir berichtet hatten, war es dem Balkonisten und insbesondere Kater Murr III nach dem bacchantischen Eröffnungsspektakel im gold-kalbenen Paris derart speiübel geworden, dass beide völlig unabhängig voneinander entschieden haben, den Übertragungen dieses vermeintlich sportlichen Großereignisses nicht mehr beizuwohnen.

Nun muss man aber zugeben, dass auch unser Balkonist, so asketisch er sich mit seinem freiwilligen Exil in der Wohnung gehabt, dennoch gewisse Schwächen hat: Eine davon ist, dass er sich doch bisweilen für verschiedene Sportarten interessiert (und nicht nur für Dart, Poker, Snooker, Springreiten und Schach). Notgedrungen verfolgte er daher den Fortgang dieser glänzendsten Spiele des Olymp im Ergebnisteil der Tageszeitung oder im Videotext (ja, so etwas Altmodisches gibt es tatsächlich noch im besten TV aller Kanäle!).

Dabei ignorierte er geflissentlich die hochglänzenden Berichte über das inklusivste und gendergerechteste Sportereignis aller Zeiten ... Mögen doch andere dem kunterbunten Regenbogen mitsamt seinen babylonischen Götzen huldigen! Überhaupt scheinen heuer die sportlichen Leistungen nicht mehr im Vordergrund zu stehen, geht es anscheinend (um den seichten Inhalt der Medienberichte zu zitieren) um noch mehr Multi- und Trans-Gender und sich outende Sportler*Innen. Und diese sollen sich womöglich am Altar des bockspielhaften Mammon sammeln, um medienwirksam das Ende christlicher/traditioneller Werte zu zelebrieren?!

Unser Balkonist vermeint sogar, dass es mit echten olympischen Höchstleistungen heuer etwas mau hergeht ... Woher das nur kommt? Spielen da womöglich durcheinandergewirbelte Hormone und hygienische Mängel, nicht nur in den Unterkünften der Sportler, eine Rolle? Oder anders formuliert: Wenn schon Kater Murr III aus Mitleid mit den Schwimmern erneut den Küchenboden mit seinem Mageninhalt verunreinigt hatte, wie mag sich ein Triathlet fühlen, dem unter einer Seinebrücke schwimmende "Braunwürste" und weitere übelriechende Appetitlichkeiten begegnen? Ein Literat hätte darüber vielleicht sogar einen hundertseitigen Roman zustande gebracht: "Tod in Paris" – Einmal zum olympisches Schwimmen in der Kloake, leider ohne Rückfahrkarte ...

Übrigens lässt sich bereits in den Boulevardmedien lesen, dass man hoffe, dass nicht noch mehr Regen herunterkomme, der das Wasser in der Seine auf gar merkwürdige Weise kontaminiere: Der zunächst ungläubige Leser wird zu der absurden Schlussfolgerung verleitet, dass sich der vormalige "saure Regen" (vor der Jahrtausendwende) nun in einen bedrohlichen Bakterienpfuhl verwandelt habe. Ganz so, als ob die Krankheitserreger der Postmoderne völlig zweckfrei "vom Himmel fielen". Hiermit soll dem schulvergessenen Zeitgeist die vermeintliche Unbeeinflussbarkeit der erschreckenden hygienischen Zustände vor Ort sowie ein "menschengemachter Regenwandel" suggeriert werden. (Der Herausgeber dieser Zeilen möchte folgende Ergänzung des Katers Murr III nicht verschweigen: "Soweit ich es mit meinem Katzenverstand verstehe, war einigen besser recherchierenden Medien hierzu eine wissenschaftlich klingende, wenn auch nicht bestätigte (!) These zu entnehmen. Dass nämlich zu reichliches Regenwasser die Kapazität der (ohnehin insuffizienten) Kläranlagen überschwemmt habe und daher das Regen- zusammen mit dem Schmutzwasser in die Flüsse geschwemmt würde. Auffälligerweise fand sich kein Wort zu gegenläufigen Mechanismen, wie dass die Konzentration von Krankheitserregern durch Verdünnung reduziert und die bakterielle Vermehrung durch niedrigere Temperaturen gehemmt werden. Übrigens ist diese These bislang nicht nur nicht bestätigt, sondern auch so beschaffen, dass sie prinzipiell nicht einmal falsifizierbar ist – nach Karl Popper das Kontradiktum einer wissenschaftlichen Hypothese! Aber was zählt das schon in einer postfaktischen Zeitenwende?")

Die zweite Spielwiese des Olymp-finanz-medialen Komplexes scheint die Bedeutungserweiterung der vormaligen Spiele für Völkerverständigung und Frieden hin zu einer kommerziellen Korrupt*iade zu sein, untermalt von diskreten politmedialen Propagandaveranstaltungen. Unser Balkonist denkt hier zunächst an Ungereimtheiten in der Regelauslegungen, zum Beispiel in Fragen des Dopings und der Geschlechterzugehörigkeit. Bei Ersteren lohnt sich ein ungetrübter Blick auf die "radsportliche Historie des Gastgeberlandes": Denn (zufällig) hier gab es doch bereits eine Vielzahl erst retrospektiv aufgedeckter Dopingfälle bei der so berühmten "Tour du scandale et dopage". Selbstredend gaben sich die Sportler allesamt zunächst unschuldig und unwissend – so wie heutzutage auch. Letztlich meine der Begriff Dopingmittel schließlich jene wunderwirksamen kleinen pharmakologischen Beistoffe, die gerne auch über gesundheitsschädliche Zahnpasta böswillig in den athletischen Körper eingebracht würden, ohne dass dieser davon Kenntnis habe. Wie schön waren da noch frühere Zeiten, als man lediglich Alkohol als Dopingmittel verbieten musste – damals allerdings in (vorgespielter?) Unkenntnis, dass beim "Tod am Mont Ventoux" bereits weitere synthetische Dopingmittel zum Herzstillstand geführt hatten.

Die regeltechnische Sanktionierung "zufälliger Kontaminationen" von Athleten zeigt auch eine gar erstaunliche (sport-)politische Zeitenwende an: Bei jener Zahnpasta vor der Jahrtausendwende war die Sachlage noch eindeutig, und der deutsche Radsportler wurde entsprechend heftig sanktioniert. Heftig sanktioniert wurde auch bekanntermaßen eine sehr junge russische Eiskunstläuferin, bei der die Gemengelage durch eine Herzerkrankung des Großvaters komplizierter war. Vorteilsnehmer dieser Entscheidung war, ein Geschmäckle bleibt, geradezu zufällig (?!) das US-amerikanische Olympiateam von 2022 ...

Doch lehrt uns heute der Fall einer polnischen Sportlerin mit "angedoptem Hund", das solcherlei strenge Regelauslegung nicht immer gilt: Sie wurde gemäß Antidopingentscheid als "clean" erachtet – ohne eine nachvollziehbare Kausalkette zu benennen, wie das Dopingmittel wie ein Floh vom Hund zur Besitzerin überspringen konnte. Auch soll es sich dabei um ein Medikament zur Infektionsbehandlung gehandelt haben: erstaunliche Infektionen, die mit Leistungsförderern behandelt werden müssen. Nun fragte sich unser Balkonist, ob er selbst womöglich auch über seinen Hauskater unerlaubte Dopingmittel, als Verunreinigung dem Katzenfutter beigemischt, akquirieren könnte?! Konfrontiert mit dieser gehässigen Bemerkung, legte Murr III eine äußerst misanthropische Mine auf und wechselte rasch das Thema auf "Bärtige Frauen", deren gesellschaftliche Akzeptanz zunächst "als Probelauf" beim ESC (European Song Contest) anno 2014 getestet worden war.

So kam des Balkonisten Diskussion zuletzt auf leicht hormondysbalancierte olympische "Männ*Innen": So ein bisschen hormonelles Ungleichgewicht dürfe doch nicht zum Trauerspiel gereichen, lassen wir sie also getrost im Frauenwettbewerb starten! Überhaupt soll alles im Pariser Olymp so pompös und aufregend sein wie eben die Eröffnungszeremonie, die man bis zum kulturellen Erbrechen feiern konnte. Denkt man nun "Das gab es doch allemal schon: nämlich im "Rom der Verfallszeit", so scheint diese Analogie doch arg hinterherzuhinken. Denn heute dekonstruiert sich nicht nur die sprachlich-kulturelle Tradition in Europa zu Tode. Man erkennt auch, dass die heutigen "Spiele" sogar ganz ohne Brot daherkommen und man den Plebs exklusiv außen vor halten will – bei diesen schönsten Spielen aller Zeiten am saubersten Ort aller Welten.

Weil alles so herrschaftlich glänzend ist aus purem Goldkalb und Elitenstaub, so mag denn auch "Napoleon junior" endlich die (vom wirklichen "großen Feldherren" verhasste) Kaiserkrone angeboten bekommen. Die geringste seiner hochtrabenden Leistungen ist ja die wundersame, sozusagen macronionische Reinigung der Seine ...

Hoffen wir nur, dass er nach dem Ende der großartigen Korrupt*iade nicht analog zum großen Vorbild auf die prahlerische Idee kommt, einen ganz großen Krieg anzuheizen! Man sollte dabei nicht vergessen, welch "quasi kriegsrechtlicher Ausnahmezustand" bereits jetzt über den Großraum Paris verhängt worden ist; und dieser soll auch noch über das Ende der großen Spiele verlängert werden – wenn das mal kein ominöses Vorzeichen ist ...

Mehr zum Thema - Olympia kann schließen – alle haben die Nase voll