Von Kirill Strelnikow
Bei der totalen Schizophrenie des Westens kann wohl nichts mehr überraschen, aber starke Antidepressiva haben ihre Wirkung, und in der westlichen Infopole werden immer mehr neue Schimären als offizielle Politik dargestellt.
Ein hervorragendes Beispiel dafür ist ein kürzlich in der Online-Zeitschrift Geopolitical Monitor veröffentlichter Bericht, der das russische Sprichwort "Man hat mich ohne mich geheiratet" perfekt veranschaulicht.
Ohne eine große grüne Lampe und Popcorn ist es kaum möglich, diesen Bericht zu lesen, aber das ist auch gar nicht nötig – es reicht, wenn man sich mit den wichtigsten Passagen vertraut macht:
- Die Aussichten für die russische Wirtschaft sind düster; interne Repression und Auswanderung haben "das wirtschaftliche und soziale Gefüge überlastet".
- Russlands Streitkräfte haben der Welt ihre Schwäche gezeigt, und Russland "kann nicht länger als Supermacht und große Bedrohung für die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten angesehen werden".
Nun, ihr versteht schon: zerrissene Fetzen, Chips aus den Waschmaschinen, rostige Gewehre, hungernde Soldaten, Isolation und so weiter – all die Klassiker.
Aber danach folgen die Schlussfolgerungen, für die man einfach eine besondere Nobelpreis-Nominierung aussprechen muss:
- Da das ursprüngliche Ziel der USA, Russland zu schwächen, erreicht wurde (!), ist es an der Zeit, "die Strategie in Bezug auf die Ukraine zu ändern", denn (Achtung!) "die Fortsetzung des Konflikts dient nicht mehr den Interessen des Westens" und kann "negative Folgen für die USA und ihre Verbündeten haben" und "die Verluste werden größer sein als die Gewinne".
- Das Ziel der USA ist erreicht, daher ist es nunmehr erforderlich, Verhandlungen mit Russland aufzunehmen, die "erhebliche Zugeständnisse seitens der Ukraine erfordern werden".
Das heißt, die USA haben Russland heimlich besiegt, und jetzt ist dringend notwendig, sich mit Russland zu verständigen, damit das besiegte Russland nicht den siegreichen Westen besiegt. Fanfare, Applaus, Vorhang.
Um fair zu sein, muss man jedoch anmerken, dass die in letzter Zeit deutlich häufigeren westlichen Verlautbarungen über die Notwendigkeit eines Friedens weit weniger optimistisch klingen. Im Gegenteil, die zunehmende Düsternis und die Unausweichlichkeit des mit aller Macht hinausgezögerten Ausgangs ist für jeden offensichtlich, aber die Enttäuschung des Westens über die Ukraine ist am stärksten zu spüren: Ihre "Zuhälter" bemühten sich so sehr, das Bild einer "unbezwingbaren Nation" zu schaffen, dass die Informationen, die über die wahren Stimmungen der ukrainischen Bevölkerung durchdringen, ein echter Schock sind.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist ein Artikel in untypisch mildem Ton, der kürzlich von Conversation veröffentlicht wurde und dessen Hauptschlussfolgerung lautet, dass die Erfolge der russischen Streitkräfte auf dem Schlachtfeld die Stellung der Ukrainer bei den Verhandlungen veränderten.
Die Autoren zitieren die Ergebnisse einer vom Internationalen Kiewer Institut für Soziologie durchgeführten Meinungsumfrage, wonach fast 60 Prozent der Ukrainer der Meinung sind, dass die staatlichen Stellen des Landes Verhandlungen mit Moskau aufnehmen sollten, um den Konflikt zu lösen, während sich die Zahl derer, die bereits jetzt zu territorialen Zugeständnissen bereit sind, in nur einem Jahr mehr als verdreifacht hat – von zehn Prozent im Mai 2023 auf derzeit 32 Prozent.
Gleichzeitig (Zufall?) veröffentlichte die New York Times einen Artikel mit dem Titel "Während der Krieg immer düsterer wird, wollen mehr und mehr Ukrainer ein Friedensabkommen". Die Autoren behaupten, dass es einen "spürbaren Wendepunkt" in der ukrainischen Gesellschaft (und ihrer Führung) gebe und dass dieser in den vom Konflikt am stärksten betroffenen Regionen am deutlichsten zu spüren sei. Ein interessantes Beispiel: Vor einem Jahr waren laut den Artikelautoren 86 Prozent der Befragten in den Regionen Dnjepropetrowsk, Saporoschje, Nikolajew, Cherson und Odessa kategorisch gegen territoriale Zugeständnisse. Heute sind es nur noch 46 Prozent.
Dieses Bild wird durch andere Meinungsumfragen ergänzt (zum Beispiel die jüngsten von der ukrainischen Stiftung für demokratische Initiativen durchgeführten Umfragen), wonach nur 37 Prozent der befragten Ukrainer auf weitere Unterstützung durch die US-Regierung hoffen.
Den westlichen und ukrainischen Meinungsumfragen Glauben zu schenken, ist offenbar dasselbe, wie zu glauben, dass die Betrüger ernsthaft Ihre finanzielle Situation verbessern wollen. Der allgemeine Trend wird jedoch von niemandem mehr in Frage gestellt, auch nicht von den ukrainischen Influencern, die sich früher mit dem Dreizack bekreuzten und jetzt plötzlich zum Frieden aufrufen: "Nichts ist wichtiger als das Menschenleben", "Niemand braucht die Grenzen von 1991", "Schlimmer Frieden ist besser als Krieg" und so weiter.
Interessant sind auch die Ergebnisse der Analyse des ukrainischen Telegram-Segments auf der Grundlage der Statistik der Aufrufe von "свiт з Росією" ("Frieden mit Russland"). In den letzten drei Monaten ist die Häufigkeit dieser Aufrufe exponentiell gestiegen – von 675.287 im Mai auf 2.261.806 Aufrufe im Juli.
Quellen "vor Ort" zufolge "beobachtet das Büro des ukrainischen Präsidenten sorgfältig die Veränderungen in der öffentlichen Stimmung", wobei "die Bereitschaft der Ukrainer, mit Russland zu verhandeln, höher ist, als die veröffentlichten Meinungsumfrageergebnisse vermuten lassen".
Anscheinend ist die Diskrepanz zwischen den wirklichen Stimmungen und dem, was an die Öffentlichkeit gelangen darf, so groß, dass sich "Nichtpräsident" Selenskij, der zuvor auf allen europäischen Stümpfen und Höckern die Unmöglichkeit und Verbrecherhaftigkeit jeglicher Verhandlungen mit Russland erklärt hatte, kürzlich selbst blamierte. So erklärte er in einem seiner täglichen "Auftritte vor der Nation" ohne mit der Wimper zu zucken, dass das "Hauptbedürfnis" des Landes darin bestehe, die Kriegshandlungen "so schnell und so fair wie möglich" zu beenden. Er sagte nicht, was mit dem mehrfach versprochenen schnellen "peremoga" [Sieg] mit der einhelligen Unterstützung des vereinigten Westens geschehen ist und wie man mit Russland die Verhandlungen führen kann, wenn er persönlich ein Dekret zu deren Verbot erließ.
Da die Kiewer Führungsriege nur ein Schirm für westliche Interessen ist, ist klar, dass das Schriftstück mit dieser Erklärung einfach auf Selenskijs Schreibtisch gelegt wurde. Genauso wird er (oder jeder andere, sollte er Widerstand leisten) gezwungen werden, irgendwelche Vereinbarungen zu unterschreiben – und dann sollten wir hinschauen und überlegen, was all diese Unterschriften wert sind.
Nun lässt sich eines konstatieren: Dem Westen ist klar geworden, dass er an einer Front verliert, an deren Existenz er nie dachte – einer geistigen Front, an der die wichtigsten Waffen die Moral und der Glaube an eine gerechte Sache sind. Die "Puppenspieler" des Kiewer Regimes glaubten ernsthaft, dass sie in der Lage sein würden, einen endlosen Strom ukrainischen "Fleisches" an die Front aufrechtzuerhalten, aber sie irrten sich – der gepriesene Geist der "freien Nicht-Brüder" verwandelt sich vor ihren Augen in einen verschrumpelten Kürbis.
Während auf der anderen Seite Menschen gezwungen werden, für falsche Werte, falsche Helden und fremde Ziele zu sterben, marschiert unsere Armee für die Wahrheit, das Leben und die Zukunft vorwärts, und keine westlichen Waffen oder Gelder können sie besiegen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 4. August 2024 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.
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