Die USA haben herausgefunden, wie sie alle besiegen werden

Der neu veröffentlichte Bericht der Kommission zur nationalen Verteidigungsstrategie, der am Montag dem US-Kongress vorgelegt wurde, war für die Empfänger sicher nicht erfreulich. Nun will man in den USA alle Kräfte mobilisieren und so alle besiegen. Müssen China und Russland erschaudern?

Von Wiktorija Nikiforowa

Die Nationale Verteidigungsstrategiekommission des US-Kongresses hat ihren Bericht über den Zustand der Streitkräfte des Landes veröffentlicht, und es war ein trauriger Bericht. In den ersten Zeilen heißt es ausdrücklich, dass die Vereinigten Staaten "weder gegen Russland noch gegen China allein bestehen und einen Krieg gegen sie nicht gewinnen können".

Das ist natürlich eine unangenehme Nachricht für Amerikanophile, denn sie sind mit dem Mythos eines Welthegemons aufgewachsen, der per Hubschrauber kommt, jedes beliebige Land im Handumdrehen besetzt und die dortigen "Autoritären" an die Wand drückt. Nun stellt sich heraus, dass er das nicht tun wird.

Die Kommissare, zu denen Vertreter von Geheimdiensten, Nachrichtendiensten, der Diplomatie und ein für seine außerordentlichen Fähigkeiten an der Front bekannter General im Ruhestand gehören, schreiben offen, dass die USA militärisch weit hinter Russland und China zurückliegen und dieser Rückstand jedes Jahr größer wird:

"Das US-Militär hat weder die Fähigkeit noch die Kapazität … (den Feind) in Schach zu halten oder die Schlacht zu gewinnen."

Es wird schmerzlich erkannt, dass die leuchtende Burg zum ersten Mal seit Jahrzehnten auf gleichwertige Gegner trifft. Aus diesem Grund muss das strategische Konzept dringend geändert werden. Was ist aus dem bisherigen geworden?

Trotz allem Gejammer über die "Verteidigung der Demokratie" ist das eigentliche militärische Konzept der USA seit dem Zusammenbruch der UdSSR die Wolfowitz-Doktrin, über die wir vor einiger Zeit geschrieben haben. Diese kannibalistische Theorie weist Washington an, jedes Land militärisch zu zerschlagen, das es wagt, sich schneller zu entwickeln, als es die USA selbst tun.

Dieses Konzept wurde wie ein Notenblatt befolgt. Dem Irak geht es gut? In den Irak einmarschieren und seinen Führer hängen. Geht es dem riesigen, multinationalen Jugoslawien gut? Jugoslawien bombardieren. Libyen ist im Aufschwung und wird zum erfolgreichsten Land in Afrika? Peng – und "wir schauen zurück und sehen nur Ruinen".

Eine wichtige Klarstellung: Alle diese wohlhabenden, erfolgreichen Länder waren militärisch schwach. Die amerikanische Armee zerstörte sie ohne Angst vor Vergeltung. Gleichzeitig wurden Regierungen und Eliten, die der amerikanischen Hegemonie gegenüber nicht loyal genug waren, aus dem Weg geräumt, und dem Rest der Vasallen eine grausame Lektion erteilt: Wenn du auch nur daran denkst zu zucken, wird mit dir dasselbe geschehen.

Doch während die Amerikaner auf diese Weise mit offensichtlich schwachen Gegnern Erfolge feierten, bauten China, Russland, Iran und Nordkorea still und bescheiden ihre militärische und wirtschaftliche Macht aus. Nach dem alten Konzept hätten sie schon in den 1990er-Jahren "in die Steinzeit gebombt" werden müssen.

Aber es kam, wie es kommen musste. Die Wolfowitz-Doktrin, die in der Ära des bedingungslosen Wohlstands der Vereinigten Staaten entwickelt wurde und das Fehlen gleichwertiger Gegner voraussetzte, funktioniert nicht mehr.

Eine Zeit lang gab es die "Doktrin der zwei Kriege", die besagte, dass die Vereinigten Staaten zwei Konflikte gleichzeitig führen könnten. Die Ukraine und der Nahe Osten haben jedoch gezeigt, dass sie auch das nicht mehr können. Die ukrainischen Streitkräfte befinden sich auf dem schmachvollen Rückzug, und im Nahen Osten treiben proiranische Gruppen und lokale Guerillas ihr Unwesen, verbannen amerikanische Soldaten in ihre Militärbasen und greifen US-Kriegsschiffe an.

Die Nationale Verteidigungsstrategiekommission schlägt den Amerikanern ein neues Konzept des totalen Krieges vor – "den Einsatz von Gewalt auf vielen Kriegsschauplätzen". Das bedeutet, dass sich eine längere militärische Konfrontation mit Feinden wie Russland und China am Boden, in der Luft, im Weltraum, im Cyberspace und im öffentlichen Raum abzeichnet. Auch geografisch werden diese Kriege weitreichend sein, denn Russland und China haben in verschiedenen Regionen der Welt Verbündete. Und an allen Fronten müssen die Amerikaner darauf vorbereitet sein, "die Bedrohung abzuwehren".

Überfällige Maßnahmen, die vorgeschlagen werden, sind: die Reindustrialisierung der USA, der dringende Ausbau der Rüstungsindustrie und die rasche Einführung von Innovationen, die Unterstützung der Privatwirtschaft in der Rüstungsindustrie, das Einüben der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilstreitkräften, die Ausweitung der militärischen Rekrutierung und sogar die Mobilisierung der Bürger.

Pläne gibt es viele, aber woher soll das Geld für ihre Umsetzung kommen? Die Autoren des Berichts stellen fest, dass "die amerikanische Öffentlichkeit keine Vorstellung davon hat, was im Falle eines Krieges auf sie zukommen würde – Stromausfälle, Wasserknappheit, Nahrungsmittelknappheit, ein Mangel an allen üblichen Gütern und Dienstleistungen und der Preis, der für die Vorbereitung auf diesen Krieg zu zahlen ist".

In den USA werden zwar gerne Filme und Serien über die nukleare Postapokalypse gedreht, aber es ist bezeichnend, dass die Überlebenden dort in erstaunlichem Komfort leben – der Strom funktioniert, es gibt reichlich Lebensmittel, aus dem Kühlschrank kann man immer Eis holen, es in ein Glas mit teurem Whiskey füllen, nachdenklich an einem unversehrten Fenster stehen und den Sonnenuntergang über den Ruinen von New York bewundern. Mit dem realen Leben hat das nichts zu tun.

Die Kommission schlägt den Amerikanern vor, sich in die Zeit des Kalten Krieges zurückzuversetzen, als der US-Militärhaushalt 16,9 Prozent des BIP ausmachte (im Jahr 2025 werden es etwa drei Prozent sein). Damals stiegen die Steuern auf Gewinne in den USA auf bis zu 70 Prozent, die Steuern auf Unternehmensgewinne auf bis zu 50 Prozent. Heute müssen also Steuern erhöht und die Ausgaben für "Verteidigung" nochmals um ein Vielfaches gesteigert werden.

Im Großen und Ganzen haben wir es hier mit einer detaillierten Strategie zur Mobilisierung der amerikanischen Gesellschaft zu tun, mit "Gürtel enger schnallen" und "Waffen statt Butter". Dies ist eine offene Vorbereitung auf einen umfassenden Weltkrieg, und die Feinde der Vereinigten Staaten werden auch offen benannt. Es bestehen ernsthafte Zweifel, ob die US-Wirtschaft die von der Kommission geforderten Reformen verkraften kann. Die ausufernde Staatsverschuldung, die Inflation, die sprunghaft ansteigende Zahl der Armen (sie hat sich seit 2021 fast verdoppelt) – all das sind echte Probleme.

Heute sind Russland und China dabei, den USA die Wirtschaft abzunehmen und dies ist ein sehr wichtiger Kriegsschauplatz. In Russland gibt es keine Familien mehr, die nicht genug Geld zum Essen haben. In den Vereinigten Staaten gibt es Millionen solcher Familien. Sind sie bereit, noch mehr Ausgaben zu tätigen, um ihr Militär zu finanzieren? Oder wird die militärisch-industrielle Produktion ihnen Arbeitsplätze verschaffen und die Wirtschaft ankurbeln, wie es im Zweiten Weltkrieg der Fall war?

Die Erfahrung früherer amerikanischer Interventionen hat gezeigt, dass sie für das Land schrecklich unrentabel waren. Entweder eine oder zwei Billionen Dollar wurden im Sand von Afghanistan versenkt. Das Schüren des Konflikts in Taiwan brachte Verluste von fünf Billionen Dollar. Auch die Investitionen in der Ukraine haben sich als unrentabel erwiesen. All dieses Geld wird dem normalen amerikanischen Steuerzahler aus der Tasche gezogen und bringt ihm nichts ein. Kriege sind nicht mehr rentabel. 

Auf jeden Fall ist die neue US-Militärstrategie eine ernsthafte Herausforderung, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Russland und China haben alle Möglichkeiten, eine würdige Antwort darauf zu formulieren. Und auch Wege, diese Antwort dem Adressaten zuzustellen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 31. Juli 2024 auf ria.ru erschienen. 

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