Von Wladislaw Sankin
Ja, Asow ist doch ein zu heißes Eisen, zumindest für die deutschen Kommunalpolitiker. Obwohl Kanzler Olaf Scholz und andere Bundespolitiker weiterhin mit dem angeblich "transformierten" faschistischen Gruß "Slawa Ukraini" prahlen, war eine militärische Werbetour der Kämpfer aus dem Dunstkreis des neonazistischen Asow-Netzwerks (RT DE berichtete) für die deutschen Millionenstädte doch zu viel des Guten. Einer nach dem anderen haben die deutschen Mitveranstalter die Treffen mit den Asow-Kriegern abgesagt, bis das ganze militaristische "Gastspiel" in europäischen Städten bis auf zwei Ausnahmen platzte. Laut der Online-Ticketplattform "mticket" gibt es noch Plätze für Asow-Auftritte in Prag und Vilnius zu erwerben.
Zunächst wurde die Veranstaltung in Hamburg am 26. Juli abgesagt – das teilte am Mittwoch Hamburger Abendblatt mit. Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft forderten vom Senat ein Verbot des Treffens und dem Wunsch wurde stattgegeben. Offenbar wurde der Druck auf den Mitveranstalter des Treffens, den Verein "Feine Ukraine" informell ausgeübt. Jedenfalls sagte der einstige Partner der Asow-nahen 3. Sturmbrigade "nach näherer Prüfung der Einzelheiten" den Termin ab.
In Berlin waren die Mitveranstalter des Treffens im Hotel Continental städtische Partner. Der Landesverband der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht forderte in einer Pressemitteilung vom Mittwoch die Absage der Veranstaltung. "Dass in Berlin eine solche kriegsverherrlichende Veranstaltung stattfinden kann, zumal von einer offen rechtsextremen Organisation, die sich historisch auf den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera bezieht, ist ein unglaublicher Skandal", so das BSW. Die Gegenproteste wolle man unterstützen.
Zu diesen riefen diverse linke Gruppen und Organisationen wie etwa Internationalistischer Abend auf. "Faschistische Kriegspropaganda stoppen!", schrieben sie auf ihre Protest-Flyer. Allerdings sind hier die Abstriche zu beachten – viele Linke halten auch Russland irrtümlicherweise beinahe für faschistisch bzw. imperialistisch. So klingt etwa einer der Aufrufe aus der linken Szene: "Wir finden diese Zurschaustellung von Militarismus und Faschismus unerträglich und sie ist auch nicht durch Putins Invasion in der Ukraine zu rechtfertigen."
Ähnlich lief es auch in Köln, wo die Veranstaltung am 30. Juli gar in einer städtischen Einrichtung Filmforum Ludwig geplant war. Geplatzt sind auch die Termine in Belgien, den Niederlanden und Polen. Es ist anzumerken, dass in Deutschland nebenRT DE auch die junge Welt, NachDenkSeiten und Berliner Zeitung kritisch über geplante Werbetour berichteten.
Was haben die national gesinnten Auslands-Ukrainer, an die die Asowschen Spendengalas gerichtet waren, nun in den Städten Europas verpasst? Vier auf dem Podium sitzende "coole" Jungs mit Lächeln und modischem Military-Look, die mit der Leichtigkeit eines Stand-up-Comedians Ernstes und Witziges in ihren Redenbeiträgen vermischen. Dieser moderne und ausgesprochen medienaffine Kommunikationsstil hat sich in der ukrainischen Militärszene seit Jahren etabliert. Die berichtenden Soldaten sollen bei den Zuschauern Sympathien wecken und zu Nachahmung motivieren.
Natürlich können sich die ukrainischen Neonazis relativ gut als heroische Edelkrieger und "Vaterlandsverteidiger" tarnen. Bei ihrem Zielpublikum schüren sie Angst: "Russland wird uns vernichten"! Mit dieser Masche haben sie auch viele Unterstützer im Ausland gewonnen, die neuerdings berichten, dass sich die Rechtsradikalen von ihren unappetitlichen Wurzeln vermeintlich distanziert hätten und inzwischen einfach professionelle Soldaten seien. So "weißgewaschen", können sie jetzt die schwierigsten Aufgaben im Proxykrieg gegen Russland übernehmen.
Doch, die Asow-Nazis von der 12. Spezialbrigade und ihre Gleichgesinnten aus der 3. Sturmbrigade bleiben auch in diesem Tarngewand die ekelerregenden Extremisten, die in Krieg und Gewalt ihr natürliches Element gefunden haben. Das bewiesen sie mit einem naturalistisch-fürchterlichen Erschießungsvideo aufs Neue. Einem verwundeten und unbewaffneten russischen Soldaten wird kurzer Prozess gemacht – die Schüsse aus nächster Nähe zertrümmern seinen Kopf und die Zuschauer werden Zeugen, was ein Kugelhagel trotz Helmschutz mit menschlichem Gewebe machen kann. Selbst ISIS hat in ihren grausigen Hinrichtungsvideos vor der Tötung einen Schnitt gemacht – Asow tut das nicht.
Es ist erfreulich, dass die Termine mit Asow-Kämpfern auf kommunaler Ebene abgesagt worden sind. Wenn es sich um einen Wandel- oder Reifungsprozess in der deutschen Gesellschaft handeln sollte, dann ist dies nur der erste zaghafte Schritt. Denn bis zu der Erkenntnis, dass auch das Selenskij-Regime aus der gleichen nazistisch-rassistischen Brut wie Asow und Konsorten gewachsen ist, ist noch ein langer Weg.
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