Von Bernhard Loyen
Tja, wo beginnen nach der beeindruckenden Betrachtung der hiesigen Medienlandschaft, seit dem unfreiwilligen Ausscheiden Joe Bidens aus dem laufenden US-Wahlkampf und dem letzten Strohhalm der Demokraten, der "Ernennung" von Kamala Harris als Gegenkandidatin von Donald Trump?
Es existieren seit Jahren Videomitschnitte von Harris in den sozialen Medien, die kritischere Menschen regelmäßig die Frage stellen lassen: Wie in Gottes Namen konnte diese Frau es zur Vizepräsidentin der USA bringen? Mit einer Außenministerin Annalena Baerbock stellt sich diese Frage natürlich in Deutschland nicht. Exemplarisch für die Schwestern im Geiste erkannte Harris auch schon einmal Nordkorea als wichtigen und zuverlässigen Partner der USA. Hey, come on, kann ja mal passieren:
Ihre favorisierte inhaltsleere "Message"-Floskel lautet bis zum vergangenen Wochenende: "Was sein kann, unabhängig von dem, was gewesen ist."
Alles egal seit dem 21. Juli, dem Tag, an dem der rettende Harris-Stern am US-Polithimmel über dem Weißen Haus zum Leuchten gebracht wurde. Akustisch untermalt mit einem Lachen, das "aus dem Bauch aufsteigt bis zu ihren Augen". Hiesige Medien haben Belustigung als politischen Aufmacher der Stunde entdeckt. Das bisherige Momentum der Euphorie wird angeführt durch die WDR-Mitarbeiterin Katrin Brand. Ihre Spontanliebe zur US-Kandidatin verleitete sie zu folgender Stilblüte in einem ARD-Kommentar zur besten Sendezeit:
"Wenn Kamala Harris lacht, dann verzieht sie nicht nur den Mund, sie röhrt, sie gluckst, sie lässt das Lachen aus dem Bauch aufsteigen bis zu ihren Augen. Sie lässt ihr ganzes Gesicht strahlen und ihren Körper beben. Ich finde das ansteckend. Die Republikaner nicht […]"
Der Rest belegt schlicht eine klare Pro-Harris-Position. Dem "grimmigen" Gegenkandidaten Donald Trump ist das Lachen aus unterschiedlichsten Gründen seit geraumer Zeit vergangen: juristische Dauerverfolgung durch die US-Justiz, Betrachtung des fortdauernden Niedergangs der USA durch die Biden-Harris-Administration, Abgang des ursprünglichen Gegenkandidaten und natürlich das folgenreiche Attentat während der Veranstaltung in Butler, Pennsylvania.
Die deutschen Medien haben nun das unpolitischste Argument aus dem Trump-Umfeld auserwählt, um so deutschen Lesern den Wahlkampf vermeintlich qualitativ inhaltsvoller zu präsentieren. So behauptet die Süddeutsche Zeitung:
"Das Lachen der Vizepräsidentin – Wenn sie lacht, dann strahlt Kamala Harris jene Kraft aus, die das Leben Joe Biden genommen und Donald Trump nur in der Abart der Aggression zugeteilt hat."
Das Magazin Focus weiß seinen Lesern zu berichten: "Wegen 'irrer Lache' – jetzt startet Trump die Schmutzkampagne gegen Harris".
Die Bild kürt kurzerhand den Tremor-Kandidaten der Stunde nach Bidens Abgang: "Karten im US-Wahlkampf neu gemischt: Darum muss Trump vor Kamala Harris zittern".
Ein dpa-Artikel weiß zu behaupten: "'Gegacker' von Kamala Harris bringt das Trump-Lager auf die Palme".
Tja, und dann folgte die Tiefenanalyse des taz-Autoren Jan Feddersen vom 24. Juli. Im September 2021 hatte der Hobbypsychologe nach einem Auftritt der damaligen Kanzlerkandidatin der Grünen Annalena Baerbock erkannt:
"Das Momentum hatte indes Annalena Baerbock am Zipfel. Sie griff Laschet an, in Maßen auch Scholz. [...] Solche Momente machten markant, warum sie als grüne Kanzlerin in spe absolut glaubwürdig Ambitionen formuliert. Baerbock vermochte ihre männlichen Konkurrenten schon in puncto Wachheit auszustechen: Das werden sich viele Wählernen gewiss positiv im Gemüt gemerkt haben."
Welches Momentum hat nun Feddersen für Harris auserkoren, erkannt und psychologisch ausgewertet? Der taz-Autor nach seiner persönlichen Anamnese in seinem schriftlichen Erkenntnisprotokoll wörtlich:
"Selbstbewusstsein von Kamala Harris: Sie wird zuletzt lachen. Donald Trump lästert über Kamala Harris' 'irre Lache'. Ein weiterer Beweis für die männliche Urangst vor dem Lachen einer selbstbewussten Frau."
Das Wort Anamnese habe ich nur gewählt, da Feddersen von Bidens "Demission", also Rücktritt schreibt. Weiter gibt er ein nachweisliches Trump-Zitat wieder:
"An einem Lachen kann man viel erkennen. Ich nenne sie lachende Kamala. Habt ihr je ihr Lachen gehört? Sie ist verrückt. Sie ist bescheuert (nuts)."
Der taz-Autor möchte seinen Lesern Folgendes dazu erklären:
"Und wie in einer psychoanalytischen Auftaktstunde einer langen Redekur liegt in dieser Trump-Äußerung die ganze Wahrheit der vermutlich monströsen Furcht im republikanischen Lager vor dieser Politikerin geborgen. Nicht dass dieses Lachen nicht auch uns aufgefallen wäre, all die Jahre schon, in denen Harris eine prominente Politikerin ist."
"Monströse Furcht" hatte ich persönlich in den drei dunklen Jahren vor der Grünen-Politikerin Katharina Schulze aus Bayern. Unerbittlich in der Argumentation gegenüber Ungeimpften, totalitär, geifernd vor Machtmanie in der Deutungshoheit, dabei oft lachend, hämisch und fast schon manisch in ihren Forderungen. Sie begrüßt wenig überraschend den taz-Artikel, sie "fühlt" sogar etwas:
Feddersen wiederholt abschließend sein Endplädoyer für Harris: "Nicht, dass Ms Harris das beabsichtigte bzw. nicht dass wir wüssten – aber das gellende, lebensbejahende Lachen einer Frau ist Männern (im Übrigen auch in linken Szenen) immer schon eine Urangst gewesen und ist es allen feministischen Interventionen zum Trotz geblieben."
Ich möchte für ein Gesamtbild dezent darauf hinweisen, dass der taz-Autor im Jahr 2020 über "meine schwule Normalität" geschrieben hatte, um zu erklären, dass "'queer' ein Überbegriff für alle (ist), die nicht in die Heteronorm passen".
Außenministerin Baerbock freute sich laut ZDF über die mögliche Harris-Nominierung, da diese "eine "Transatlantikerin durch und durch" sei, und "das brauche es auch in diesen Zeiten". Zudem sei es ein "großer, großer Beitrag mit Blick auf die Gleichstellungsfrage", wenn "erstmalig eine Frau das US-Präsidentenamt innehabe", ergänzt das ZDF Aussagen Baerbocks.
"In der Ruhe liegt die Kraft", lautet eine Redensart und ein alter Werbeslogan, bei der AA-Spitzenkraft aus Berlin heißt es daher: "Das wird natürlich jetzt für alle spannend." Trump gilt eher als Schmunzler, weniger als jemand, der das "ganze Gesicht strahlen und den Körper beben lässt".
Abgerechnet wird weiterhin, auch in den USA, zum Schluss, also am 5. November 2024. Harris' politische Strategie lautet vielleicht etwas adaptiert: "Immer wenn wir lachen, stirbt irgendwo ein Problem" oder auch "Wer den Tag mit einem Lachen beginnt, hat ihn bereits gewonnen."
Mein persönliche "männliche Urangst" findet sich mit anhaltenden Steigerungstendenzen in der manipulativen Implementierung von betreuten und aufgebauten "Politdarstellern" wie Justin Trudeau, Emmanuel Macron, Baerbock und Robert Habeck. Annähernd schleichende Panikattacken löst die Gewissheit aus, noch über Jahre Ricarda Langs Karriere verfolgen zu müssen.
Die Person Kamala Harris zeigt aktuell erneut den weiteren Niedergang der deutschen Medienlandschaft, das gehorsame Zuarbeiten interessierter und einfordernder Hintergrundakteure. Harris behauptet in einem aktuellen Wahlkampfspot, etwas verwirrend und irritierend bei Betrachtung der Alltagsrealität in den USA:
"Es gibt Leute – Trump und Vance –, die meinen, wir sollten ein Land des Chaos, der Angst und des Hasses sein. Aber wir, wir wählen etwas anderes. Wir wählen die Freiheit [...]"
Ich arbeite, versuche also, weiterhin täglich die zusehends herausfordernde Aufgabe zu meistern: "Trage immer ein Lächeln in deinem Gesicht. Der Optimismus erschreckt die Negativität!"
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