Neue Achse Berlin-Tokio: Banzai und Horrido!

"Ob nah oder fern, die Bundeswehr tut es gern." Die aktive Teilnahme an der Sicherung der "internationalen Ordnung" gilt fortdauernd als das Steckenpferd des Verteidigungsministers Boris Pistorius. Autor Uli Gellermann erinnert mahnend daran, dass es eine militärische Achse Berlin-Tokio schon einmal gab.

Von Uli Gellermann

Das letzte Mal, dass es eine Achse Berlin-Tokio gab, ist es ziemlich schlecht für die Deutschen ausgegangen. Millionen Tote und ein kaputtes Reich waren die Folge. Das ist Individuen wie Scholz, Pistorius oder Baerbock anscheinend egal.

Munter kommandiert man vom 22. bis zum 25. Juli ein gemeinsames Manöver der deutschen Luftwaffe und der Japan Air Self-Defense Force im japanischen Luftraum. Der japanische und deutsche Faschismus hat die Achse nicht überlebt. Die "demokratischen" Nachfolger der beiden Reiche wollen diesmal nur "die Prinzipien einer regelbasierten internationalen Ordnung im Ernstfall durchsetzen", erfährt man von der Bundeswehr. Wörtlich heißt es auf der Webseite der Truppe:

"Mit dem Aufstieg Asiens verschieben sich die politischen und ökonomischen Gewichte zunehmend in den indopazifischen Raum. Die Region wird zum Schlüssel für die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert.

Übergeordnetes Ziel der indopazifischen Leitlinien im Bereich der Sicherheitspolitik ist die Wahrung der regelbasierten internationalen Ordnung. Freie Seewege und Stabilität in der Region sind auch für Europas Sicherheit und seinen Wohlstand entscheidend. Insofern hängen die euroatlantische und die Sicherheit im indopazifischen Raum zusammen."

Man achte auf die Sprachregelung: Es reicht diesmal nicht, von der "Verteidigung" zu säuseln, diesmal will man gleich die "internationale Ordnung" des Westens durchsetzen.

Taurus gegen Russland

Am Himmel Japans wird bald das kernige "Banzai!" bei den Sturmangriffen der japanischen Piloten im Wechselgeschrei mit dem heiseren "Horrido!" der deutschen Flieger erklingen. Die Luftwaffe wird von General Ingo Gerhartz kommandiert. Dieses besondere Früchtchen des neuen deutschen Militarismus war schon dabei, als sich deutsche Generäle munter über den ebenso widerrechtlichen wie gefährlichen Einsatz des Marschflugkörpers "Taurus" gegen Russland unterhielten, und von ihm stammt auch die haarsträubende Meinung, dass die NATO-Staaten im Ernstfall als Reaktion auf einen nuklearen Angriff auch Atomwaffen einzusetzen hätten.

Voraussetzung für einen Angriff auf China

Die Luft über Japan ist ein strategischer Raum, dessen Beherrschung eine Voraussetzung für einen Angriff auf China ist. Und China ist in der Vorstellungswelt der US-Militärs der wichtigste Feind neben Russland. Natürlich unterstehen die Einheiten der Bundeswehr der NATO und ebenso natürlich hat der kommandierende General Ingo Gerhartz seine Ausbildung auf der Sheppard Air Force Base (Texas, USA) und von 1989 bis 1990 auf der George Air Force Base nahe Victorville in Kalifornien absolviert. Gerhartz verharrt in jener permanenten Habachtstellung gegenüber den USA, der bei Hunden der Befehl "Fass!" folgt. 

Ziele in Russland

Zur gefährlichen Geisteshaltung der deutschen Generalität passt die jüngste Äußerung von Außenministerin Annalena Baerbock, die keine Kritik an der geplanten Stationierung weitreichender US-amerikanischer Raketen in Deutschland will. Es geht um jene Raketen, mit denen von deutschem Boden aus Ziele in Russland getroffen werden können. Die gewünschte "BGM-109 Tomahawk" erreicht nicht nur bequem Ziele in Russland, sie kann auch auf Wunsch mit atomaren Gefechtsköpfen ausgerüstet werden.

Deutschland nicht mehr auffindbar

Es ist ein gefährlicher Irrsinn, der bei den deutschen Eliten um sich greift: Man glaubt, dass man an der Seite der USA und Japans ungestraft die Volksrepublik China ins Visier nehmen darf.

Man hofft, dass man ohne schwere Folgen die russische Föderation militärisch bedrohen kann, und man denkt, dass es keiner merkt, dass Deutschland auf den Spuren des Dritten Reichs marschiert. Auch dass Deutschland nach dem nächsten Krieg nicht mehr auffindbar sein wird, kommt den Irren nicht in den Kopf.

Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begründen seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite www.rationalgalerie.de.

Der Beitrag wurde zuerst am 21. Juli 2024 auf www.rationalgalerie.de veröffentlicht.

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