Von Andrew Korybko
Der ehemalige Präsident und wahrscheinliche republikanische Kandidat Donald Trump überlebte am Samstag einen Attentatsversuch auf einer Freiluftveranstaltung in Pennsylvania nur Tage vor dem Nominierungskongress seiner Partei – nachdem er plötzlich in letzter Sekunde seinen Kopf drehte und so wunderbarerweise einer Kugel entging, die letztlich nur seinen Kopf streifte. Der Schütze wurde vom Secret Service getötet, aber ein Augenzeuge erzählte den Medien, er habe die Polizei einige Minuten davor vor einem Mann gewarnt, der auf dem Dach kroch, aber nichts sei geschehen.
Dieser Sicherheitsaussetzer ist verdächtig und löst Spekulationen aus, dass mindestens ein Mitglied des Secret Service womöglich absichtlich gewartet hat, bis der Schütze seinen Schuss abgegeben hat, ehe er ihn neutralisierte, ob aus Sympathie für seine Sache oder vielleicht, weil sie Teil einer Art Verschwörung waren. Der Schütze jedenfalls wurde identifiziert als Thomas Matthew Crooks, ein registrierter Wähler der Republikaner. Es bleibt zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, unklar, was seine Online-Geschichte war und ob mehr hinter seiner Registrierung steckt, als mit bloßem Auge zu erkennen ist.
Zumindest gibt es keinen Zweifel daran, dass die Hasskampagne der Demokraten und der mit ihnen verbündeten "Never Trumpers" eine Rolle bei der Radikalisierung des Verdächtigen spielte. Hätte er mit seinem Mordversuch Erfolg gehabt, dann wären die Vereinigten Staaten sicher in ein soziopolitisches Desaster gestürzt, das wörtlich um Zentimeter vermieden wurde. Viele erwarten, dass mächtige Spender der Demokraten Biden bald zwingen werden, aus dem Rennen auszuscheiden, und damit die Partei dazu bringen, ihren Kandidaten außerhalb des theoretisch demokratischen Nominierungsverfahrens zu ernennen.
Ihre republikanischen Gegenstücke hätten ihrerseits das Gleiche getan, insbesondere, weil Trump zum Zeitpunkt des Attentatsversuchs die Wahl seines Vizepräsidenten noch nicht bekannt gegeben hatte. Beide Parteien hätten daher vermutlich Kandidaten bestimmt, die nicht den jeweiligen Vorwahlprozess abgeschlossen haben, und damit die Amerikaner noch weiter offen entrechtet, als sie es in Wirklichkeit bereits sind. Theoretisch könnten die Wahlen hinausgezögert werden, bis die Vorwahlen wiederholt sind, aber der Kongress könnte dem nicht zustimmen.
Und selbst wenn er es täte, der zuvor erwähnte verlinkte Artikel erinnert die Leser daran, dass der 20. Verfassungszusatz vorgibt, dass die vierjährige Amtszeit von Präsident und Vizepräsident am 20. Januar mittags endet, was dann die (als Ersatz dienende) Präsidentin Harris zwingen würde, abzutreten, ehe ein neuer Präsident gewählt ist. Auf ihre Amtsübernahme als Vizepräsidentin kann man in diesem Szenario ohnehin nur spekulieren, da der 25. Verfassungszusatz vorgibt, dass dies durch eine Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses bestätigt werden muss.
Ob die Wahlen nun verzögert würden oder nicht, die USA würden weiterhin von der "regierenden Oligarchie" regiert, die nach einem Bericht von Axios Ende letzten Monats die wahre Macht hinter Biden ist. Diese Analyse hier, die zufällig etwas früher am selben Tag veröffentlicht wurde, merkte an: "Das Land wird von einem nebulösen Netzwerk transnationaler und heimischer Eliten regiert, die ihre radikale liberal-globalistische Ideologie vereint". Diese Gruppe nutzt Biden schlicht als ihren Platzhalter, um all ihre Entscheidungen öffentlich zu legitimieren.
Sie blieben an der Macht, wenn die Demokraten das Weiße Haus halten oder wenn ein "Republikaner nur dem Namen nach" (Republican in Name Only, RINO) Trump nach seiner Ermordung ersetzen würde. Der ehemalige Präsident hat seinen Unterstützern versprochen, er werde seine frühere Zusage, den "Sumpf trockenzulegen", einlösen, wenn er wiedergewählt wird, und auch wenn die vorherigen Ereignisse nahelegen, dass er abermals daran scheitert, gibt es doch die Chance, dass es ihm teilweise gelingt. Zumindest könnte seine Rückkehr die Voraussetzungen für einige Personalwechsel schaffen, die konservativ-nationalistisch ausfallen.
Diese Einsichten machen jene Kräfte sichtbar, die über seine Ermordung erfreut wären, insbesondere die liberal-globalistische Clique, die insgeheim die amerikanische Politik kontrolliert, und denen es außerdem gefällt, wenn Trump nicht die Möglichkeit erhält, ihren letzten "endlosen Krieg" in der Ukraine zu beenden, wie er dies tun wollte. Sein möglicher republikanischer Nachfolger könnte versuchen, in seine vorgeplanten Fußstapfen zu treten, aber er könnte daran schlicht nicht interessiert sein, wenn es sich um einen RINO handelt, weshalb es die Bedingungen völlig geändert hätte, wäre Trump getötet worden.
An der Heimatfront besteht kein Zweifel, dass die "Shitlibs" [wörtlich: Scheißliberalen] die ganzen sozialen Netzwerke und ihre Städte mit Bildern von Trumps verspritztem Gehirn gepflastert hätten, um seine Anhänger zur Gewalt zu treiben, und einige davon hätten vorhersehbar gehorcht, nachdem sie endlos mit solchen Bildern provoziert wurden. Die regierenden Liberal-Globalisten wollen schon eine ganze Zeit die MAGA-Mitglieder radikalisieren, um ihre Bewegung weiter zu diskreditieren und einen überzeugenden Vorwand zu schaffen, um heftiger gegen sie alle vorzugehen.
Man könnte auch nicht ausschließen, dass einige seiner neu radikalisierten Unterstützer "vergeltende Gewalt" ausgeübt, und demokratische Amtsinhaber von der Bundesebene bis zur örtlichen zum Ziel genommen hätten, wenn sie sie seiner Ermordung beschuldigten. Berüchtigte Berühmtheiten und Influencer, die "gegen Trump" aktiv sind, hätten ebenfalls in diese blutige Kampagne verstrickt werden können, die zur Verhängung des Kriegsrechts in einigen Teilen des Landes führen könnte, wie Trump es während der von den Demokraten ausgelösten Welle urbanen Terrorismus im Sommer 2020 hätte tun müssen.
Amerikas soziopolitisches Gewebe hätte also sehr leicht in Fetzen gerissen werden können, hätte Trump nicht in letzter Minute plötzlich den Kopf gedreht und dadurch wunderbarerweise dieses schlimmste denkbare Szenario um wenige Zentimeter abgewandt. Es gibt jedoch keine Garantie, dass dies nicht wieder geschieht, weshalb es unabdingbar ist, dass Trump sofort seine Wahl des Vizepräsidenten bekannt gibt, und idealerweise jemanden wählt, vor dem sich die regierende liberal-globalistische Elite ebenfalls fürchtet, um das Risiko seiner Ermordung zu verringern.
Was auch immer jedoch geschieht, Amerika bekam es gerade in Wirklichkeit vorgeführt, wie nahe dran es seinem Abstieg ins Chaos ist, was zeigt, wie sehr es sich seit 2016 zum Schlechten gewandelt hat. Parteiliche Radikalisierung und Intrigen der Eliten gab es immer, aber seit Trump damals Kandidat der Republikaner wurde, haben sie ein nie zuvor dagewesenes Niveau erreicht. Er ist ein unvollkommener Kandidat mit einer Menge persönlicher Makel, aber seine Wiederwahl ist die letzte Chance, Amerika vor sich selbst zu retten, falls es ihm gelingt, seine hochfliegenden Pläne umzusetzen.
Aus dem Englischen. Zuerst erschienen auf Eestieest.com.
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.
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