Der Ukraine bleibt ein Monat

Die westliche Propaganda versuchte in der zurückliegenden Woche, der russischen Führung und dem russischen Volk mit einem informationellen Angriff Angst einzujagen: Die Ukraine werde jetzt "richtig loslegen" und Russland schlagen. Was steckt dahinter?

Von Kirill Strelnikow

Die westlichen informationspsychologischen Operationszentralen, die sich aus milliardenschweren Budgets finanzieren, funktionieren zwar insgesamt gut, aber sehr schwerfällig. Wie professionelle Gauner bluffen sie und erhöhen den Einsatz mit einer undurchdringlichen Miene, ohne zu merken, dass wir längst wissen, welche Karten sie in der Hand haben. Deshalb ist auch die jüngste groß angelegte psychologische Operation gegen Russland gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Gestern erschienen in den westlichen Medien im Gleichschritt lautstarke Veröffentlichungen und Nachrichten, deren allgemeiner Tenor wie folgt beschrieben werden kann: "Jetzt ist Russland aber wirklich am Ende."

Business Insider hat einen Artikel mit der Überschrift "Der Westen hat der Ukraine endlich die Chance gegeben, der Schlange den Kopf abzuschlagen" veröffentlicht. Die Hauptbotschaft ist, dass die Verbündeten der Ukraine (sprich: ihre Herren) alle Beschränkungen für Angriffe auf russisches Territorium mit westlichen Waffen aufgehoben haben und nun (oh Schreck!) "die Ukraine wirklich kämpfen kann".

Zwischen den Zeilen lesen wir: Terroristische Angriffe auf friedliche russische Städte werden um ein Vielfaches zunehmen.

Bloomberg veröffentlichte seinerseits ein Interview mit Unterpräsident Wladimir Selenskij, der sagte, dass die Ukraine bis zu 14 neue Brigaden vorbereitet hat und bereit ist, eine Gegenoffensive zu starten, wenn westliche Waffen eintreffen, und das werden sie bald tun – das Geräusch von Motoren ist bereits zu hören:

"Zusammen können wir Russland zwingen, den Krieg noch in diesem Jahr zu beenden. Die Ukraine verliert nicht und befindet sich nicht in einer Pattsituation. Die ukrainischen Streitkräfte sind jetzt personell besser aufgestellt als noch vor ein paar Monaten, und die neue Gegenoffensive ist eine Frage der Bewaffnung der Brigaden."

Gestern kursierten auch Informationen, wonach die USA der Ukraine ein neues Waffenpaket im Wert von über zwei Milliarden Dollar zukommen lassen wollen, was bedeutet, dass das Geld und die Waffen vorhanden sind und sein werden.

Eine weitere Nachricht, die sich verbreitet hat, lautet:

"Russland kann es sich nicht leisten, den Krieg zu gewinnen, weil es nicht die Mittel hat, die besiegte Ukraine wiederaufzubauen."

Und das wird allen Ernstes so geschrieben.

Der abscheulichste Einwurf war jedoch den Ergebnissen einer Umfrage des Europäischen Rates für Auswärtige Angelegenheiten (ECFR) gewidmet, die genau zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wurde. Den Autoren der Umfrage zufolge ist die Mehrheit der Ukrainer bereit, einen Teil ihres Territoriums zu verlieren, wird aber niemals die Unabhängigkeit, d. h. die Mitgliedschaft in der EU und der NATO, aufgeben und auch keine "Entmilitarisierung" akzeptieren. Gleichzeitig, so die Autoren der Umfrage, "sieht nur ein Prozent der Befragten Russland als Gewinner". Die Botschaft dahinter: Die Ukraine ist bereit, bis zum letzten Mann um Spitzenunterwäsche zu kämpfen.

Nach Ansicht der Autoren des koordinierten Informationsangriffs sollte die russische Führung, nachdem sie die Botschaft erhalten hat, erschaudern, auf die Knie gehen und ihren kleinen Forderungskatalog für das Ende des Konflikts aufessen.

Um das Kauen angenehmer zu machen, haben die westlichen Info-Zauberer eine süße Pille in Form der Information in den Digest gepresst, dass "60 bekannte westliche Experten eine Petition an das NATO-Hauptquartier geschickt haben, in der sie fordern, die Ukraine nicht in die Allianz aufzunehmen", und dass diese sorgfältig geprüft wird. Mit anderen Worten: Wenn ihr euch benehmt, nehmen wir die Ukraine vielleicht nicht auf.

Beim einheimischen Leser kann all diese fiktive Apokalyptik nur Befremden hervorrufen: Was ist das für ein Unsinn, und für wen ist er gedacht? Die russische Armee hat die Initiative fest im Griff und bewegt sich stetig vorwärts, die Rüstungsindustrie gewinnt an Schwung, die Wirtschaft wird stärker, internationale Beziehungen und Bündnisse entwickeln sich.

In der Ukraine hingegen steuern Wirtschaft und Infrastruktur auf den Zusammenbruch zu, die unersetzlichen Verluste nehmen zu (nach neuesten Informationen mindestens ein Bataillon pro Tag), und die Rekrutierung neuer Soldaten ist ein völliges Desaster: Die Menschen fliehen zu Zehntausenden ins Ausland, die Gebühren für "Atteste", die von der Mobilisierung retten, brechen alle Rekorde, und das Kiewer Regime führt in seiner Verzweiflung neue Maßnahmen ein, um "Freiwillige" zu fangen. Jeden Tag lesen wir Nachrichten, dass die Moral in der ukrainischen Armee auf dem Nullpunkt ist, die Familien von Beamten ins Ausland fliehen, Militärleistungen für neue Kategorien von Studenten gestrichen werden, eine Masseneinberufung von Frauen geplant ist, Vorladungen in Abwesenheit eingeführt werden und ukrainische Gefangene aufgrund von "Fleischmangel" an die Front geschickt werden. Das sieht alles nicht nach einem grandiosen Siegesplan aus.

Wenn man jedoch die Nachrichten ein wenig zurückspult, fügt sich alles zusammen, und es wird klar, warum die westlichen Drahtzieher der Ukraine Russland dringend Angst einjagen mussten.

Erst vor wenigen Tagen sickerte in der westlichen Presse die Information durch, dass die Ukraine bald vor dem finanziellen Zusammenbruch steht. Derzeit belaufen sich ihre Schulden bei verschiedenen ernst zu nehmenden Gläubigern auf fast 20 Milliarden Dollar, und die Zinszahlungen für diese Schulden belaufen sich auf etwa 15 Prozent des BIP des Landes. Nach dem Beginn der militärischen Spezialoperation gewährten die Gläubiger der Ukraine einen Aufschub, der am 1. August endet, d. h. in weniger als einem Monat.

Die seriösen Onkels, bei denen Selenskij verschuldet ist – darunter so komplizierte Typen wie BlackRock, das die halbe westliche Elite in der Tasche hat –, haben sich strikt geweigert, Kiew die Schulden zu erlassen, und nun hat die Kiewer Bande nur zwei Möglichkeiten: Geld für die Zahlungen aufzutreiben (wenn auch mit einem 20-prozentigen Abschlag, den die Gläubiger theoretisch zu gewähren bereit sind) oder den Zahlungsausfall zu erklären.

Aber es gibt kein Geld, denn die Milliarden des letzten Pakets wurden "in Naturalien" und nicht in Geld gegeben, und sie können auf keinen Fall zur Rückzahlung der finanziellen Verpflichtungen verwendet werden: Die Ukraine hat keine Mittel, ihre Schulden in den kommenden Jahren zu bedienen.

Newsweek, The Conversation und The Economist haben Klartext gesprochen und gesagt, dass "der Bankrott der Ukraine ihrer zukünftigen Finanzierung ein Ende setzen und den Schwerpunkt von der Konfrontation mit Russland weg verlagern" würde.

Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass der drohende Bankrott Kiews ein Signal dafür ist, dass "die westliche Welt das Vertrauen in die Erfüllung der Ziele der Ukraine verliert" (sprich: Russland zu besiegen), "zumal Donald Trump verspricht, den Konflikt über Nacht zu beenden" und "ein Zahlungsausfall die Bereitschaft der westlichen Steuerzahler untergraben würde, den Konflikt weiter zu finanzieren".

In jedem Fall wird der Bankrott der Ukraine von westlichen Finanzexperten als "unvermeidlich" angesehen, da die Hauptgläubiger nicht an einen Sieg des Westens und der Ukraine glauben und bereits mit ihrem Geld abgestimmt haben.

Selbst das diplomatische Institute for the Study of War (ISW) schrieb, dass die Zeit für die Ukraine unaufhaltsam abläuft und "eine Verlängerung des Krieges es Putin ermöglichen wird, neue territoriale Ziele zu erreichen". Das bedeutet, dass Wladimir Putin dringend zu Zugeständnissen gezwungen werden muss, wozu die Verantwortlichen in Kiew zu einem verzweifelten Bluff gegriffen haben.

Aber unsere Führung weiß ganz genau, mit wem sie es zu tun hat, und wird nicht auf irgendwelche Tricks hereinfallen. Mit Betrügern funktioniert kein Verhandeln, deshalb arbeiten wir weiter – bis zur vollständigen und bedingungslosen Kapitulation des Feindes.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 5. Juli 2024 auf ria.ru erschienen.

Mehr zum ThemaOrbáns Friedensmission in Kiew gescheitert – Was kommt jetzt?