Von Tom J. Wellbrock
Inhaltlich gibt es an der Kritik an Olaf Scholz durch Marie-Agnes Strack-Zimmermann offen gestanden nur bedingt etwas auszusetzen. Scholz' Rechthaberei zeigt sich tatsächlich immer wieder, zum Beispiel bei den sogenannten Bürgergesprächen oder Bürgerdialogen. Die Ignoranz, die der Kanzler in solchen Momenten an den Tag legt, ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen, von denen er Schaden abwenden soll.
Die Sache mit dem Autismus ist deutlich komplexer, und wenn sich eine Frau wie Strack-Zimmermann darüber auslässt, ist das mindestens bedenklich. Sie hat schon rein fachlich nicht einmal ansatzweise die Befähigung, diese Form einer Behinderung beurteilen zu können. Ohne Zweifel ist Scholz' Art der Kommunikation eigenwillig, um es diplomatisch zu formulieren. Autismus schließt der Autor dieses Textes, der selbst in seinem Berufsleben mit zahlreichen Autisten gearbeitet hat, im Falle von Scholz jedoch aus. Der Mann ist ignorant, er ist ein Textbaustein ohne Rückgrat und alles an ihm ist die zu Fleisch gewordene Unglaubwürdigkeit. Daran kann es keinen Zweifel geben. Das Krankheitsbild Autismus passt aber nicht.
Womit wir bei Strack-Zimmermann wären. Mit dem Attribut "jähzornig" ist sie ziemlich gut bedient, denn die Heftigkeit, mit der sie ihre Gegenüber beleidigt und angreift, sucht ihresgleichen. Wie ein gnadenloser General, der seine Rekruten mit hohem Lustgewinn durch den Schlamm kriechen lässt, führt sich die Kriegstreiberin auf wie die Axt im Walde. Sie erinnert an Andrij Melnyk, der ähnlich militant unterwegs war, als er noch im deutschen Fernseher seine rhetorischen Giftpfeile verschießen und historische Lügen verbreiten konnte.
Und das ist dann auch das größte Problem an Strack-Zimmermann. Die Frau pöbelt herum und lügt dabei unwidersprochen. Sie habe russische Folterkeller gesehen, sie spricht von zigtausenden entführten ukrainischen Kindern und würgt jedes Gespräch über Verhandlungen mit Russland mit der – ebenfalls unwidersprochenen – Behauptung ab, Putin wolle überhaupt nicht verhandeln. Das Maß der Aggressivität, das sie dabei an den Tag legt, könnte man als unangemessen, aber auch als möglicherweise pathologisch bezeichnen.
Strack-Zimmermann, die Frau, die keine Beleidigung und Bedrohung auslässt, steckt jedoch längst nicht so gut ein, wie sie austeilt. Erst kürzlich wurde eine X-Nutzerin zu 50 Tagessätzen zu je 15 Euro verurteilt, weil sie Strack-Zimmermann "Flintenweib" genannt hatte. Im Duden steht unter diesem Begriff:
"Frau, deren kompromissloses Auftreten und deren [übersteigertes] Selbstbewusstsein als unangenehm empfunden werden."
Nun muss man fragen, ob es objektiv betrachtet eine passendere Titulierung für Strack-Zimmermann geben könnte als die eines Flintenweibs. Eigentlich nicht, denn sie verkörpert genau das, was ihr die X-Nutzerin vorgeworfen hatte.
Es ist gut, dass man Strack-Zimmermann Kriegstreiberin und Faschistin nennen darf, abgesegnet ebenfalls durch ein Gericht. Aber es ist fatal, dass dieses zutiefst aggressive Wesen, das bewusst mit Bedrohungen und Einschüchterung arbeitet, öffentlich nahezu völlig frei agieren kann. Auf der anderen Seite hat sie die Klage wegen Beleidigung und ähnlichen Delikten professionell zu einer Quelle der Nebeneinkünfte gemacht. Und ihre Klagen werden überdurchschnittlich oft von den Staatsanwaltschaften angenommen. Strack-Zimmermann bedroht die Menschen also auf unterschiedlichen Ebenen.
Doch der vielleicht wichtigste Punkt ist Strack-Zimmermanns Präsenz in den Medien im Zusammenhang mit Deutschlands internationalem Ruf. Der ist – daran gibt es nichts zu rütteln – ohnehin schon auf einem Tiefpunkt angekommen. Aber die militante Kriegstreiberei, die Strack-Zimmermann an den Tag legt, wird in anderen Ländern mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Kürzlich beklagte sich Markus Lanz in seiner Talkshow darüber, dass er auf einer gerade beendeten Reise in die USA erschreckend oft das Wort "Nazi-Deutschland" von Amerikanern gehört habe.
Bei Gestalten wie Strack-Zimmermann, aber auch Anton Hofreiter, Roderich Kiesewetter oder Michael Roth ist das aber nun wirklich kein Wunder, sie transportieren deutsche Großmannssucht in einer frappierenden Art und Weise. Im gleichen Atemzug muss man Markus Lanz hervorheben, der sich allen Ernstes überrascht zeigte ob der internationalen Einordnung Deutschlands. Er und die Genannten merken nicht einmal, wie faschistoid das Ausland Deutschland wahrnimmt.
Das könnte man durchaus als autistisches Verhalten bezeichnen. Großmannssucht tut's aber auch.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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