Von Kirill Strelnikow
Sogar Leuten fernab von Politik wird klar, dass die Ukraine keine Chance hat, einen militärischen Konflikt mit Russland zu gewinnen. Und im Zusammenhang mit "Niederlage" wird das Wörtchen "wenn" selbst im Vokabular der westlichen Medien unwiderruflich durch "wann" ersetzt werden. Für die wichtigsten westlichen Strippenzieher ist das doppelt so klar, und deshalb tauchen in der Presse mit Blick auf die fortgesetzte Offensive der russischen Truppen fast auf der gesamten Breite der Front und auf das Risiko eines schlagartigen Zusammenbruchs der ukrainischen Gegenwehr immer häufiger Appelle zu Verhandlungen auf – vorzugsweise wieder nach der "Istanbuler Formel", bei denen noch die Chance besteht, die Verluste der Ukraine und damit des Westens zu minimieren und das bereits angeschlagene Gesicht halbwegs zu wahren.
Doch laut dem Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ist dieser Zug von "Istanbul" längst abgefahren: "Bei der Lösung der Situation in der Ukraine sollten die neuen geopolitischen Realitäten berücksichtigt werden", was bedeutet – Auf Wiedersehen!
Für die Kiewer Elite bedeutet die Anerkennung der neuen geopolitischen Realitäten die vollständige Kapitulation und höchstwahrscheinlich die physische Beseitigung: Wie die Amerikaner gerne sagen, bekommen getriebene Pferde einen Gnadenschuss, vor allem wenn sie zu viel fressen und zu viel wissen.
Nachdem sich die westliche Elite mit ihren antirussischen Sanktionen ins eigene Knie geschossen und Russlands Widerstandskraft und Motivation unterschätzt hatte, wäre sie bereit gewesen, die Ukraine im Stich zu lassen, aber es stellte sich heraus, dass ihr geliebter ukrainischer Führer, dem auf allen wichtigen westlichen Zusammenkünften zuvor unter Tränen applaudiert wurde, bereit ist, für sein eigenes Überleben seine einstigen Wohltäter zu vernichten.
Vor einigen Tagen wurden wir Zeuge eines groß angelegten Angriffs ukrainischer Kamikaze-Drohnen auf das Atomkraftwerk Saporoschje, das seit Beginn der militärischen Sonderoperation unter der Kontrolle des russischen Militärs steht. Diese Angriffe dauerten mehrere Tage und verursachten einige Schäden an dem AKW, die zum Glück derzeit keine Gefahr für die physische Integrität der Kraftwerks darstellen. Ohne das entschlossene und koordinierte Vorgehen unseres Militärs hätten die Folgen völlig unvorhersehbar sein können.
Unverzüglich sandte Russland eine Note an die IAEA, in der es hieß, dass die Schäden am AKW Saporoschje zu einer Katastrophe führen könnten und dass die Mitglieder und die Leitung der IAEA die Kiewer Verantwortlichen für diese Angriffe verurteilen sollten. Gleichzeitig forderte das russische Außenministerium sehr konkret:
- Die Weltgemeinschaft muss Kiew die Möglichkeit nehmen, terroristische Anschläge auf Atomanlagen zu verüben.
- Russland unternimmt alles Notwendige, um die Sicherheit des AKW Saporoschje im Einklang mit seinen internationalen rechtlichen Verpflichtungen zu gewährleisten.
- Russland wird die Verantwortlichen für Angriffe auf russische Kernkraftanlagen unabhängig von deren Standort ermitteln und strafrechtlich verfolgen.
- Schuld für die Angriffe auf das AKW Saporoschje sowie für deren Folgen liegt ausschließlich bei den Staaten, die Kiew unterstützen.
- Russland erwartet vom IAEA-Generaldirektor eine offizielle und vollständig wahrheitsgetreue Reaktion auf den Angriff des Kiewer Regimes auf das AKW Saporoschje.
In diesem Zusammenhang berief die IAEA hektisch eine geschlossene Sitzung ein, die erwartungsgemäß nur "eine Maus gebar".
Von einer Schnecke kann man kaum ein gerades Rückgrat verlangen — und der einst in Russland sehr beliebte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi fand wieder nicht den Mut, diejenigen direkt zu benennen, die versucht haben, das AKW Saporoschje anzugreifen. Stattdessen wurden in üblicher Manier Rufe nach "maximaler Zurückhaltung" laut und die erhobenen Fäuste richteten sich nicht gegen Kiew, sondern gegen irgendwelche ungenannten Schurken: "Wer auch immer hinter den Angriffen steckt, spielt mit dem Feuer. Angriffe auf Atomkraftwerke sind extrem unverantwortlich und gefährlich und müssen gestoppt werden."
Einige werden die Vertreter der IAEA vielleicht als korrupte, feige Schakale bezeichnen, aber in Wahrheit streben die Mitarbeiter solcher Organisationen nicht nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Heldentum, sondern nach der netten Alterspension eines Beamten in internationalen Gremien, so dass wir von dieser Seite wohl kaum kühne Enthüllungen hören werden.
Etwas ganz anderes sorgte für die Aufregung in den internationalen Büros: Das in die Enge getriebene Kiewer Regime hatte beschlossen, dem Westen ein Angebot zu machen, das der nur schwer ablehnen kann. Denn die Alternative ist klar: Entweder Ihr gebt uns immer noch mehr Geld und vernichtet Russland mit der ganzen Macht der NATO, oder wir werden Europa ein neues Tschernobyl bescheren. Ach ja, wir haben übrigens nichts mehr zu verlieren.
Der kaum verhohlenen Panik nach zu urteilen, ist die Drohung nicht unbegründet.
Das Kernkraftwerk Saporoschje ist das größte AKW in ganz Europa. Die Atomreaktoren dieses AKW besitzen etwa 30- bis 35-mal mehr radioaktive Substanzen als der eine 1986 explodierte Atomreaktor in Tschernobyl. Die Zerstörung dieses Atomkraftwerks bei Saporoschje würde ein riesiges Gebiet verseuchen und damit auch zu einer Hungersnot führen, die mehr als hundert Millionen Menschen betreffen würde. Die radioaktive Verseuchung würde nicht nur die Volksrepubliken Donezk und Lugansk und die Grenzgebiete Russlands und Weißrusslands betreffen, sondern auch die Regionen Kiew, Saporoschje, Charkow, Poltawa, Cherson, Odessa, Nikolajew, Kirowograd und Winniza, die sich noch unter der Kontrolle Kiews befinden, sowie die Republik Moldau, Bulgarien, Rumänien, Polen, die Türkei, Georgien, Deutschland und die Slowakei; sie kann auch Skandinavien erreichen. Die Küsten des Schwarzen Meeres und des Mittelmeers könnten unbewohnbar werden. Das gesamte verseuchte Gebiet könnte für viele tausend Jahre für menschliches Leben unbewohnbar werden.
Das Risiko, dass dieses Szenario eintritt, ist jedoch gering, da die russischen Streitkräfte alles unternehmen, um die Sicherheit des AKW Saporoschje zu gewährleisten, und fünf der sechs Reaktoren des AKWs abgeschaltet sind, während der sechste im Zustand der "heißen Abschaltung" ist, um den Bedarf des AKWs zu decken. Das heißt, Selenskijs Nuklearerpressung zielt in erster Linie auf die sensible Psyche der Europäer ab, die von den Misserfolgen dieses erneuten "Ostfeldzugs" erschüttert sind.
Bereits nach dem ersten Angriff Kiews auf das AKW Saporoschje im Jahr 2022 erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa, dass die Kiewer Machthaber "tatsächlich ganz Europa als Geisel nehmen wollen und offenbar nicht abgeneigt sind, es in Brand zu setzen, um ihrer Nazi-Idole willen".
Ob die westlichen Dompteure wohl noch den Mut finden werden, dieses tollwütige wilde Tier zu erschießen, das sie gemästet haben, wird erst die Zeit zeigen.
Aber höchstwahrscheinlich müssen wir es selbst erledigen: Wenn etwas gut gemacht werden soll, muss man es selbst tun.
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst auf RIA Nowosti erschienen am 12. April 2024.
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