Von Andrei Suschenzow
Die Vereinigten Staaten von Amerika versuchten im vergangenen Monat die mediale und politische Interpretation des tragischen Terroranschlags auf die "Crocus City Hall" in Moskau unter ihre Kontrolle zu bringen und mithilfe der Medien zu manipulieren. Im westlichen Informationsraum verbreitete Washington ein spezifisches Narrativ, um den Verdacht der Urheberschaft des Terroranschlags von der Ukraine abzulenken.
Die Tatsache, dass Washington eine vermeintlich kohärente Darstellung der Ereignisse bereits in den ersten Minuten nach dem Anschlag in Moskau parat hatte, ist an sich schon äußerst verdächtig. Man bedenke: Die USA haben jahrzehntelang versucht, die Hintergründe der Verbrechen zu ermitteln, die auf ihrem eigenen Territorium stattfanden – beispielsweise die Morde an führenden US-Politikern. Ihnen fehlen die Ressourcen, das Interesse oder der Wille herauszufinden, wer hinter der Sabotage der gesamteuropäischen Energieinfrastruktur steckt: der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline. Demgegenüber waren die USA in der Lage, innerhalb von 15 Minuten "genaue" Informationen darüber zu haben, wer den Terroranschlag in Moskau organisiert hat. Angeblich war es ISIS-K. Allein.
In der Vergangenheit war ISIS für die USA ein nützliches Werkzeug im Konflikt in Syrien. Es gibt veröffentlichte Beweise, die darauf hindeuten, dass die USA Hand in Hand mit der Terrorgruppe gegen die syrische Regierung vorgegangen sind. Ich bin davon überzeugt, dass die russische Regierung nicht die Absicht hätte, ISIS als Täter auszuschließen, sollte diese Organisation tatsächlich für den Anschlag infrage kommen.
Die Aussagen von Präsident Wladimir Putin und von hochrangigen russischen Beamten zeigen jedoch, dass die russische Haltung sich streng nach den vorliegenden Fakten richtet. Die russischen Behörden wiesen darauf hin, dass die Terroristen, die den Angriff verübt haben, bei ihrer Flucht vom Ort des Anschlags auf direktem Weg auf die russisch-ukrainische Grenze zusteuerten, die sie offensichtlich überqueren wollten.
Bedeutet das in der Schlussfolgerung – um der Argumentationslinie der USA zu folgen – dass ISIS und die ukrainische Regierung ihre terroristischen Aktionen gemeinsam koordinieren? Die Schöpfer der Theorie, ISIS sei der Urheber des Anschlags gewesen, hätten mehrere Schritte im Voraus darüber nachdenken müssen, welche Schlussfolgerungen aus dieser Theorie gezogen werden könnten.
Klar ist, dass die USA versuchten, das Informationsvakuum umgehend nach der Tat zu füllen und ihre Interpretation der Ereignisse zu verbreiten, um jeglichen Verdacht von denjenigen abzulenken, die dies dringend benötigten. Es sieht nach einer medialen Operation zur Vertuschung der wahren Urheber der Tat aus.
Wenn die USA sich bei ähnlichen Vorfällen im eigenen Land überrascht zeigen, dann geben Geheimdienstchefs anschließend in Kongressanhörungen oftmals offen zu, dass die Geheimdienste dieses oder jenes Ereignis nicht vorhersehen konnten. Im Gegensatz dazu hatten im Fall des Moskauer Terroranschlags die USA innerhalb von 15 Minuten eine schlüssige Darstellung der Ereignisse. Dies erinnert uns daran, wie innerhalb von 24 Stunden nach Hillary Clintons Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 2016 falsche Anschuldigungen über eine russische Beteiligung an der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten in Umlauf gebracht wurden.
Die Ukraine ist kein gänzlich autonomer Akteur. Das Land in seinem derzeitigen Zustand bietet sich den USA offen als praktisches geopolitisches Werkzeug an. Der ukrainische Staatschef und Regierungsbeamte verbergen diese Tatsache in Interviews mit ausländischen Medien in keiner Weise und preisen ihr Land als Washingtons beste Sicherheitsinvestition an. Sie übernehmen auch gerne das Mantra der "guten Investition für den Westen", das oft von US-amerikanischen Politikern ins Feld geführt wird. Selbst das Weiße Haus – in seinem Versuch, den US-Kongress davon zu überzeugen, die Ukraine weiterhin zu unterstützen – beschreibt das ukrainische Projekt als erfolgreiche Investition, das "eine große Rendite zu geringen Kosten" verspricht.
Kiew ist sich darüber im Klaren, dass sein eigener Handlungsspielraum ständig kleiner wird und seine Ressourcen sich allmählich erschöpfen. Tatsächlich handelt es sich um einen Konflikt, bei dem das Land künstlich am Leben erhalten werden muss. Sollte der Fluss an Finanzen und militärischen Ressourcen versiegen, wird der aktuelle kriegerische Konflikt umgehend aufhören. Was übrig bleibt, ist die zunehmende Radikalisierung der ukrainischen Bevölkerung. Die Neigung in der heutigen Ukraine, ihren russischen Nachbarn zu entmenschlichen, fördert zunehmend irrationales Denken und steht nur noch einen kurzen Schritt davon entfernt, terroristische Handlungen zu rechtfertigen.
Ich glaube, dass die ausgewogene, begründete und faktenbasierte Haltung, die durch die russische Regierung eingenommen wurde, uns eines Tages an einen Punkt führen wird, an dem wir genau wissen werden, wer dieses abscheuliche Verbrechen angeordnet hat. Wir sehen eine erhebliche Kluft zwischen der Art und Weise, wie die höchsten Beamten Russlands die Ermittlungen ruhig und rational – soweit in dieser Situation möglich – handhaben und abwarten, und der Art und Weise, wie Russlands westliche Gegner versuchen, der Welt ihre Pseudorealität zu präsentieren.
Die Ziele der Organisatoren des Terroranschlags wurden nicht erreicht: Eines der Ziele war, an einer "weichen Stelle" der russischen Gesellschaft anzugreifen und zu destabilisieren. Wir können jedoch sehen, wie sie zusammenrückte, um den Opfern zu helfen und die Folgen des Anschlags gemeinsam zu bewältigen und wie sie mit Standhaftigkeit auf dieses Verbrechen reagiert hat. Das ist inspirierend, ermutigend und es zeigt, dass der russische Geist nicht gebrochen werden kann.
Derzeit spielt Kiew eine äußerst destruktive Rolle, die sich sogar auf ganz Eurasien auswirkt. Daher muss Russland Bedingungen schaffen, die keine Rückkehr zu einer Situation zulassen, in der die Ukraine als Werkzeug gegen uns eingesetzt werden kann. Die Ukraine hat längst keine eigenen konstruktiven Ziele mehr. Es gibt keine Pläne, als Gesellschaft zu gedeihen und sich als Land zu entwickeln. Der einzige Existenzsinn der Ukraine in ihrer jetzigen Form besteht darin, zu versuchen, Russland zu besiegen und, falls dies scheitert, so viel Schaden und Terror wie möglich zu verursachen.
Aus dem Englischen.
Andrei Suschenzow ist assoziierter Professor am staatlichen Institut für Internationale Beziehungen in Moskau und Programmdirektor beim Waldai-Klub.
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