Von Marinko Učur
Parallel zur Durchführung einer großen NATO-Übung an der russischen und ukrainischen Grenze prahlten die Oberhäupter des Bündnisses mit einem neuen Waffengeklirr – für einige war es ein Erfolg, für viele nicht. Es handelt sich um den neulich eröffneten Luftwaffenstützpunkt Kuçova in Albanien, der der NATO zur Verfügung gestellt wurde und in den das Bündnis 50 Millionen Euro investiert hat. Die Kuriosität liegt in der Tatsache, dass dieser Stützpunkt mit seiner Gesamtinfrastruktur von 350 Hektar eine extraterritoriale Jurisdiktion anwenden und unter der direkten Verwaltung und Funktion der NATO und nicht der örtlichen albanischen Armee stehen wird. Es wurde offiziell bekannt gegeben, dass Kuçova, das bis vor Kurzem der Friedhof alter Flugzeuge aus der Zeit des kommunistischen Diktators Enver Hoxha war, "als Infrastruktur für NATO-Aktivitäten auf dem Westbalkan und für unterstützende Operationen in der weiteren Umgebung des östlichen Mittelmeers und der Schwarzmeerregion dienen wird"!
Es ist kaum zu erwarten, dass der Westbalkan von dieser Tatsache profitieren wird, wenn man bedenkt, welche Erfahrungen einige Länder mit der Präsenz der NATO gemacht haben. Wahrscheinlicher ist, dass diese Ausweitung des westlichen Militärbündnisses an die illegale Bombardierung des ehemaligen Jugoslawien erinnern wird. Angesichts der Tatsache, dass die NATO einst durch die Bombardierung Serbiens den Boden für die Ausrufung eines weiteren albanischen Staates auf dem Balkan, d. h. auf dem Territorium der serbischen Provinz Kosovo und Metochien bereitete, betrachtet Belgrad diesen Schritt des Bündnisses mit Misstrauen. Viele sehen darin eine klare Botschaft an Serbien, dass die NATO bereit sein wird, ihr selbst ernanntes Projekt Kosovo aus nächster Nähe zu verteidigen, sollte Belgrad eine Kampagne zum Schutz der serbischen Bevölkerung starten, die Verfolgung und Terror durch das Regime aus Pristina unter der Führung von Albin Kurti ausgesetzt ist. Der serbische Verweis auf die gültige UN-Resolution 1244, wonach das Kosovo integraler Bestandteil des Staates Serbien ist, stößt bei den Befürwortern des Projekts, der Mehrheit der UN-Mitglieder des nicht anerkannten und selbst proklamierten Kosovo vorerst auf taube Ohren.
Albanien ist vor 15 Jahren NATO-Mitglied geworden und will sich seitdem gegenüber Brüssel und Washington als verlässlicher Partner für etwaige NATO-Pläne in der Region empfehlen. Der Luftwaffenstützpunkt Kuçova, 80 Kilometer südlich von Tirana, war 1952 für die Nutzung durch die Mitgliedstaaten des Warschauer Pakts, zu denen Albanien damals gehörte, errichtet worden und befindet sich in der gleichnamigen albanischen Stadt, die während des Kommunismus als Stalinstadt bekannt war.
Der Stützpunkt Kuçova soll bei Bedarf zur Aufnahme griechischer und italienischer Kampfflugzeuge genutzt werden, deren Luftstreitkräfte für den Schutz des albanischen Luftraums im Rahmen des Integrierten Luft- und Raketenabwehrsystems der NATO verantwortlich sind. Gleichzeitig decken die italienischen und griechischen Luftstreitkräfte Montenegro und Nordmazedonien ab und beide Länder sowie Albanien sind verpflichtet, über einen Stützpunkt zu verfügen, auf dem alliierte Kämpfer landen können. Der Stützpunkt Kuçova verfügt nach der Anpassung, dem Bau der Infrastruktur und des Kontrollturms über zwei Start- und Landebahnen mit einer Länge von 2.853 und 2.500 Metern.
"Bei den großen NATO-Übungen 2021 und 2023 wurde die Möglichkeit einer schnellen Verlegung der US-Armee vom kontinentalen Teil der USA ins Mittelmeer überprüft. Bei diesen Aktivitäten wurde besonderes Augenmerk auf die Lage Albaniens gelegt, wo die USA im Hafen von Durrës landeten und das Übungsgelände in Biza für Kampfübungen nutzten. Künftig wird Kuçova für solche Übungen der Hauptstützpunkt für den Empfang von US-Streitkräften und ihre Aktivitäten auf dem Balkan sein", heißt es in dem auf der Website Balkan Security Network veröffentlichten Text.
Mit der Landung zweier italienischer Jagdbomber vom Typ Eurofighter wurde in der albanischen Stadt Kuçova der erste NATO-Luftwaffenstützpunkt auf dem Westbalkan offiziell eröffnet, und die anwesenden Würdenträger betonten, dass alles "in einer Zeit erhöhter russischer Bedrohungen" geschehe. Bei der Eröffnung des Stützpunkts ließ es sich der albanische Premierminister Edi Rama nicht nehmen hervorzuheben, dass sein Land, obwohl es über keine Kampfflugzeuge verfügt, sich der Gefahren bewusst ist, die von der angeblich wachsenden Bedrohung durch Russland ausgehen, obwohl russische Grenzen von seinem Land mindestens 1.500 Kilometer entfernt sind. Gleichzeitig erinnerte Rama seine transatlantischen Verbündeten daran, dass es jetzt an der Zeit sei, über die Verwirklichung des versprochenen Projekts nachzudenken, den Bau des großen Marinestützpunkts Porto Romano an der Adriaküste.
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